Das erste Kräftemessen hat McLaren für sich entschieden - und es war nicht einmal knapp. Lewis Hamilton und Jenson Button sicherten sich beim Saisonauftakt in Melbourne die beiden Plätze in der ersten Startreihe. Selbst der zweitplatzierte Button umkurvte den Albert Park Circuit noch rund drei Zehntel schneller als der Überraschungsdritte Romain Grosjean im Lotus. Auf den Longruns ist der McLaren-Bolide ähnlich stark einzuschätzen wie über eine schnelle Runde. Fährt das Team aus Woking etwa einem Doppelsieg entgegen?

Soweit wollte Pole-Setter Hamilton noch nicht gehen. "Es ist noch ein langer Weg für uns", sagte der Champion von 2008. Am Einsatz zumindest werde es nicht mangeln, versprach er: "Wir werden den anderen einen großen Kampf liefern. Es wäre fantastisch, wenn Jenson und ich unseren ersten Doppelsieg feiern könnten."

Für Button hat das Quali-Ergebnis ohnehin nur begrenzte Aussagekraft. "Keiner ist hier mehr als acht Runden am Stück gefahren. Es sind also noch viele Fragen offen", meinte er. Vor allem den Weltmeister-Rennstall hat Button noch auf der Rechnung: "Red Bull wird bestimmt konkurrenzfähig sein, zusammen mit dem Mercedes und dem Lotus wird das kein leichter Tag für uns."

Sebastian Vettel startet im Rennen von Platz sechs, Foto: Sutton
Sebastian Vettel startet im Rennen von Platz sechs, Foto: Sutton

Das würde wohl auch Sebastian Vettel unterschreiben. Der Weltmeister schätzt sich und sein Team trotz des enttäuschenden sechsten Platzes im Kampf um die vorderen Plätze keinesfalls chancenlos ein. "Unser Renntempo ist gut. Bei den Dauerläufen lagen wir auf dem Niveau von McLaren", sagte er. Wie weit nach vorne es ihn denn im Rennen noch tragen könnte, verriet Vettel allerdings nicht.

Teamkollege Mark Webber wurde da schon etwas konkreter: "Wir können noch aufs Podium fahren. Noch sind keine Trophäen verteilt." Allerdings unterstrich der australische Lokalmatador, dass es bei aller Angriffslust wichtig sei, kühlen Kopf zu bewahren: "Ich will nach vorne und attackieren, aber wir müssen im Hinterkopf behalten, dass es ein langes Jahr ist."

Attackieren will auch Michael Schumacher, der mit Platz vier das beste Quali-Ergebnis seit seinem Formel-1-Comeback einfuhr. "Wer mich kennt, weiß, dass ich alles versuchen werde", kündigte der Mercedes-Star an. Dass ihm in Melbourne allerdings bereits der große Wurf, sprich ein Sieg, gelingen wird, hielt Schumacher für unwahrscheinlich. "Vor uns stehen gute Leute. Vielleicht haben wir noch die Chance, auf das Podest zu fahren", sagte der 43-Jährige. "Siege kommen für uns noch zu früh. Es geht dabei weniger um Glück als vielmehr um die Realität."

Sein Glück kaum fassen konnte Grosjean, der sich völlig überraschend Rang drei sicherte. Großartige Ansprüche auf einen Spitzenplatz formulierte er trotz seines Quali-Coups nicht. "Das Sprichwort, dass du nicht am Samstag punkten kannst, gibt es nicht umsonst", sagte der Franzose. "Wir wissen alle, dass Melbourne ein sehr kniffliges Rennen ist."