Testen konnte Marussia mit dem brandneuen MR01 im Winter zwar kaum, doch die britisch-russische Truppe will sich dieser Tage auf die positiven Aspekte konzentrieren. Man hat es mitsamt Auto nach Melbourne zum Saisonauftakt geschafft - für die Mannen um Timo Glock ein erster, wenn auch kleiner Etappensieg. Dass man gerade zu Beginn der Saison ohne großartige Testkilometer aber wohl Lehrgeld zahlen werde, war auch den Verantwortlichen im Team im Vorfeld des Saisonauftakts im Albert Park bewusst. Firmenchef Graeme Lowdon erklärte nach der Ankunft in Australien: "Das ist eine entscheidende Woche für uns."

Vergleichbar mit dem Vorjahr sei die aktuelle Situation deswegen aber noch lange nicht. "Wir kamen 2011 hierher, in dem Wissen, dass unser Auto zwar keine ideale Performancekurve aufweisen würde, dass wir aber durchaus in der Lage sein würden, ein gutes Resultat einzufahren, wenn die Zuverlässigkeit mitspielen würde", erinnerte sich Lowdon. Im Rennen stoppte einen dann schließlich ein Problem bei den Boxenstopps. Dieses Jahr sähe die Herausforderung anders aus. "Ich glaube es wird schwierig, die ersten Rennen zu beenden, denn in Sachen Standfestigkeit ist es ein Schritt ins Ungewisse", gab der Marussia-Chef zu.

Q2 als ambitioniertes Ziel

Folglich ginge es in Melbourne in erster Linie darum, im Auto eine gute Leistungsbasis zu finden. "Das wäre schon ein massiver Schub und ab da ist es ja eh eine lange Saison", meinte der Brite frohen Mutes. Man habe für 2012 seine Herangehensweise geändert - das sollte sich auf der Rennpiste ausdrücken. "Wir schauen jetzt weiter nach vorne. Nun geht es bei den Überseerennen erst einmal darum, das Auto zu verstehen", schloss er eine voreilige Verlegung der Kernressourcen aus. "Es gibt nun eine andere Einstellung. Wir sehen uns das größere Bild an und legen viel mehr Wert darauf, wie wir nachhaltig und sinnvoll an der Basis der Leistung feilen können."

Trotz dieser Ansage scheinen die Meinungen im Team auch auseinander zu gehen. Bei Teamchef John Booth hörte sich die von Lowdon praktizierte Zurückhaltung schon etwas anders an. Für Booth waren Vorstöße in Q2 für die zweite Saisonhälfte ein klares Ziel. Damit diese jedoch keine Tagträume bleiben, hat das Team während der Europasaison ein komplettes Aerodynamikupdate aus dem Windkanal in der Hinterhand. "Ich bleibe dabei, dass Q2 das Ziel ist. Es ist schwierig und das unterschätzen wir auch nicht. Aber so sieht nun einmal der erste klar erkennbare Schritt für eines der neueren Teams aus", erklärte der Brite.