Adrian Sutil und Nick Heidfeld haben eines gemeinsam: aktuell stehen sie beide außerhalb der Formel 1 und müssen zusehen. Während es bei Heidfeld aber eher eine Zeiterscheinung ist, war bei Sutil der Fall ein wenig anders gelagert. Christian Danner hält beide für sehr gute Piloten und bedauert vor allem Sutil. "Er hatte eigentlich Pech. Vergessen Sie einmal das Gerichtsverfahren, das er da hatte. Das hätte man im Vorfeld etwas geschickter lösen können, es hätte nicht zum Prozess kommen müssen. Das ist meine Meinung", sagte Danner.

Für ihn war klar, dass niemand in betrunkenem Zustand in einer Disco mit einem Glas herumwedeln sollte. So etwas gehört nach Danners Meinung durchaus bestraft. "Dass man ihn da öffentlich an den Pranger stellt, das hätte man mit einer etwas geschickteren Herangehensweise vermeiden können. Da hat er mir sehr leid getan - nicht, weil er bestraft worden ist. Er ist zurecht für etwas bestraft worden, was man nicht macht, aber der Umgang mit dem Thema war nicht sehr clever", meinte er. Das eigentliche Problem Sutils ortete Danner aber bei den Verhandlungen für 2012. Denn als Neunter der Weltmeisterschaft gehöre der Deutsche zu den Spitzenfahrern, alleine schon darum bedauerte Danner, dass Sutil fehlt.

Zu viel gepokert

"Warum? Ich glaube, sein Management hat da ein bisschen zu viel gepokert. Man hätte durchaus Chancen gehabt, aber nicht zu den Konditionen, die man gerne gehabt hätte - ich sage einmal, Vertragslaufzeit und so weiter. Er hätte konkret gesprochen jederzeit bei Williams fahren können, aber nicht ein Jahr. Der Frank Williams sagt, du bleibst drei Jahre bei mir und wenn du weg musst, kannst du dich gerne wieder rauskaufen." So glaubte Danner, dass Sutil darauf spekulierte, dass Felipe Massa bei Ferrari weiter zu langsam bleiben könnte oder Kamui Kobayashi bei Sauber weiter zu viele Fehler machen könnte oder Kimi Räikkönens Comeback doch misslingt.

Aus diesen Gründen habe Sutil auf einen mehrjährigen Vertrag verzichtet und habe letztendlich seinen Poker verloren. "Bei Nick Heidfeld ist das anders. Der Nick hat 135 Grands Prix gefahren, der ist jetzt zehn, elf Jahre im Geschäft. Für ihn kommt irgendwann der Punkt, an dem man sich damit anfreunden muss - auch wenn man es nicht wahrhaben will, da spreche ich aus eigener Erfahrung -, dass es tatsächlich ein Leben nach der Formel 1 gibt. Es ist nicht vorstellbar, wenn man da drin ist", erklärte Danner. Er hatte den Übergang früher selbst erlebt und auch Freunden wie Pedro de la Rosa bereits klarzumachen versucht, dass es nach der Königsklasse durchaus weitergeht.

Schlipstreter

"Wenn er aus der Formel 1 raus ist, stirbt er nicht automatisch", sagte Danner mit einem Lächeln. "Es gibt ein Leben nach der Formel 1 und das ist etwas, das der Nick Heidfeld gerade merkt. Wie ich erlebt habe, bemerkt er das auch nicht wirklich unzufrieden. Bei Sutil ist das anders, er fühlt sich auf den Schlips getreten."