Wie beinahe erwartet, will die Nürburgring Automotive GmbH (NAG) die Kündigung ihres bis 2040 laufenden Pachtvertrags durch die Landesregierung von Rheinland-Pfalz nicht so einfach hinnehmen. Sie kündigte juristische Schritte an, die zu einer langen Zerreißprobe vor Gericht und möglicherweise auch zum Verlust des Formel-1-Rennens an der Strecke führen könnten.

"Für diesen außergewöhnlichen Schritt gibt es keinen Grund, die NAG hat sich im Gegensatz zur Besitzgesellschaft des Nürburgrings stets vertragskonform verhalten", sagte NAG Wirtschaftsanwalt Claus Eßers laut sid. "Wir prüfen im Zusammenhang mit der angedrohten Kündigung selbstverständlich auch Schadensersatzklagen in beträchtlicher Höhe."

Kabinettsbeschluss

Dem vorausgegangen war eine Pressekonferenz am Dienstag, bei der Roger Lewentz, der Infrastrukturminister von Rheinland-Pfalz, zusammen mit Wirtschaftsministerin Evelin Lemke und Finanzminister Carsten Kühl die Kündigung des Pachtvertrags nach einem Beschluss des Kabinetts verkündet hatte. Lewentz sprach auch davon, dass die Geschäfte der Rennstrecke von jenen des Freizeitparks getrennt werden könnten.

Was die Formel 1 betrifft, so wollte Lewentz nun selbst die Verhandlungen mit Bernie Ecclestone für den neuen Vertrag ab 2013 übernehmen. Bisher waren diese von der NAG geführt worden. Das Angebot der NAG an das Land hatte für die Formel 1 vorgesehen, ab 2013 im Jahres-Wechsel mit Hockenheim für die nächsten zehn Jahre fünf Rennen auf dem Nürburgring zu veranstalten, die von Rheinland-Pfalz mit 9,8 Millionen Euro hätten gefördert werden müssen. Bislang waren es mehr als zehn Millionen Euro gewesen. Die Verantwortlichen der NAG betonten, dass die Formel 1 ohne einen Vertragsabschluss bis zum Sommer 2012 vom Nürburgring abwandern könnte.

Für Rechtsstreit gewappnet

"Schon jetzt warten zahlreiche Bewerber darauf, dass ein Termin frei wird. Ohne Nürburgring würde die Formel 1 künftig wohl nur noch alle zwei Jahre in Deutschland gastieren, aber auf dem Hockenheimring", erklärte dazu NAG-Sprecher Karl-Heinz Steinkühler. Lewentz hatte derweil die Hoffnung gehabt, dass sich für die Beendigung des Pachtvertrags eine einvernehmliche Lösung finden würde. Danach sieht es aber nicht mehr aus. "Sollte es nicht zu einer einvernehmlichen Umsetzung der Kündigung kommen, ist ein unter Umständen längerer Rechtsstreit nicht auszuschließen. Dafür sehen wir uns gut gewappnet", meinte Lewentz.