So eine Bestzeit ist immer schön, egal ob sie nun mit einem zu Ende entwickelten 2011er-Auto gegen die Neulings-Wagen von 2012 erzielt wurde oder nicht. Allzu viel Bedeutung wollte Michael Schumacher seinem ersten Platz am zweiten Testtag in Jerez aber natürlich nicht beimessen, dazu ist der siebenfache Weltmeister zu lange dabei. Zudem war es dem Mercedes-Piloten gar nicht um Zeiten gegangen, sondern darum, aus den neuen Reifen möglichst viele Infos rauszuholen, die sich für die Einführung des neuen Autos beim Test in Barcelona dann gleich einsetzen lassen.

"Wir haben heute das Beste aus einem zuverlässigen Auto herausgeholt, indem wir viele Runden fuhren und einiges über die neuen Pirelli-Reifen lernten; wie sie auf längeren und kürzeren Runs sind und wie sie mit verschiedenen Setup-Varianten funktionieren. Das war ein guter und produktiver Test voller nützlicher Informationen für die bevorstehende Saison. Ich freue mich jetzt darauf, unser 2012er-Auto beim nächsten Test zum ersten Mal zu fahren", sagte Schumacher.

Die interessante Frage

Denn dann erhält er erstmals einen echten Vergleich mit den Konkurrenz-Boliden auf gleicher Ebene. Allerdings fand er es schon richtig, in Jerez noch mit dem alten Auto unterwegs zu sein. "Dass wir ein altes Auto und ein Diffusor-System haben, das dieses Jahr nicht erlaubt ist, ist keine Frage. Aber das kennen wir und damit können wir am besten arbeiten. Deswegen nutzen wir dieses Auto. Was das neue Auto zeigen wird und wo wir im Verhältnis stehen werden, das ist für uns die interessante Frage", erklärte er.

Dass er dann unter gleichen Voraussetzungen wie die Konkurrenz fahren wird, freute ihn, denn er wollte endlich erfahren, ob sich die harte Arbeit bei Mercedes auch auf der Strecke bemerkbar macht. Prognosen wollte er aber nach wie vor nicht abgeben. "Ich habe den ganzen Winter keine Prognosen herausgegeben und werde daran nicht viel ändern. Es heißt, Abwarten und Tee trinken. Hoffen wir, dass unsere Arbeit, die das ganze Team mit immensem Aufwand investiert hat, sich auch bezahlt macht." Den Glauben an einen möglichen achten WM-Titel hat er jedenfalls nicht aufgeben. "Absolut. Ich bin noch hier, um für die WM zu kämpfen. Ob wir das können oder nicht, wird sich dieses Jahr zeigen - oder wann auch immer."

Der richtige Zeitpunkt

Dieses "Wann auch immer" ist eine viel diskutierte Frage. Auf die Möglichkeit eines neuen Vertrages meinte er nur: "Der Zeitpunkt für einen neuen Vertrag wird sich irgendwann ergeben." Italienische Journalisten schielen derweil nach guten Omen und wollen eines gefunden haben. Das letzte Mal, dass Ross Brawn sein Auto nach den anderen präsentierte, wurde sein Team Weltmeister. "Wenn dies das einzige Geheimnis wäre, müsste man immer nach allen Autos kommen. Es liegt nicht nur daran. Es ist ein wichtiger Faktor, weil wir länger am Auto arbeiten können. Aber wie früher erwähnt, wir können nicht sofort ein WM-Auto haben, wenn man sieht, wo wir voriges Jahr gestartet sind. Wir sind zuversichtlich, dass wir das in Zukunft schaffen. Wir nehmen es aber Schritt für Schritt", sagte Schumacher.