Der Rückzug Peugeots von allen Aktivitäten im Langstreckensport hat der Motorsportwelt einen kleinen Schock versetzt. Wie immer in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, können von solch weitreichenden Entscheidungen aber auch andere Unternehmen profitieren. Craig Pollocks Motorenhersteller PURE, der ab 2014 F1-Aggregate liefern will, erwägt nach dem Aus der Franzosen eine Übernahme der Motorenschmiede Peugeots in Velizy-Villacoublay. Da die Pollock-Truppe weiter wächst und Platz knapp bemessen scheint, könnte sich der Peugeot-Rückzug somit als wahrer Glücksfall für PURE erweisen.

"Wir wachsen aus unseren momentanen Fabrikhallen in der Nähe von Paris heraus", so Pollock gegenüber GPUpdate. "Dort arbeiten zwischen 22 und 50 Designingenieure für uns, weswegen wir uns nun nach neuen Räumlichkeiten für die Gestaltung und Entwicklungsbüros umsehen." Drei Länder stünden bei der Suche besonders im Fokus. "Frankreich, Deutschland und die Schweiz", verriet der 55-Jährige. "Wir haben uns bereits dazu entschieden, dass wir einen Teil unseres Teams in Köln platzieren, um dort die Prüfstände von Toyota F1 zu nützen - das sind die besten der Welt, da gibt es überhaupt keine Frage", enthüllte Pollock den nächsten Clou.

Villeneuve könnte weiterhelfen

Toyota hatte sich 2009 aus der Königsklasse zurückgezogen. Die Hi-Tech-Fabrik in Köln-Marsdorf scheint für PURE daher ein gefundenes Fressen. Ähnlich soll es nun auch bei den Überresten des Peugeot-Programms ablaufen. Über den Rückzug der Franzosen sei man bereits vorab bestens informiert gewesen, verriet Pollock und fügte an: "Auch sie haben Anlagen in der Umgebung von Paris - zudem Büros und Prüfstände. Diese haben zwar vielleicht noch nicht die Qualität, die wir für die Formel 1 benötigen, aber es wäre nicht allzu aufwändig, sie diesbezüglich umzuwandeln. Wahrscheinlich wäre das der günstigste Weg, um voran zu kommen."

Die Verträge für die Toyota-Prüfstände seien bereits unterzeichnet, weswegen man sich nun vollends auf die Peugeot-Hallen konzentrieren könne. Auch die Übernahme einiger Mitarbeiter sei dabei keineswegs ausgeschlossen. "Wir müssen die Situation aber noch einmal genau analysieren", gab Pollock zu. "Wenn wir denken, dass das der richtige Weg ist, werden wir sie kontaktieren. Noch gab es aber keine Gespräche mit ihnen", so der Schotte in Bezug auf den Autohersteller. Informationen über das Werk kann sich Pollock bei der genaueren Recherche dann auch von Ex-Schützling Jacques Villeneuve einholen - dieser fuhr immerhin 2007 und 2008 für Peugeot in Le Mans und wurde einmal Zweiter mit den Löwen.