Lewis Hamilton nahm oft Kontakt zu Felipe Massas Ferrari auf, Foto: Sutton
Lewis Hamilton nahm oft Kontakt zu Felipe Massas Ferrari auf, Foto: Sutton

Boom - er hat es wieder getan. Nichts war im vergangenen Jahr berechenbarer als die Siege von Sebastian Vettel und die Kollisionen zwischen Felipe Massa und Lewis Hamilton. Zu viele, zu einfache und zu langweilige Überholmanöver dank DRS? Nicht mit Lewis und Felipe! Kaum tauchte Massa in seiner Nähe auf, sah Hamilton rot.

Übte zunächst auch Pastor Maldonado eine gewisse Faszination auf Hamilton aus, erlag der Brite bald gänzlich der magnetischen Anziehungskraft des Ferrari mit der Startnummer 6. Ein Skandal, übertriebene Aggressivität, pure Dummheit?

Falsch. Echtes Racing! Fernab der von DRS manipulierten Positionswechsel mit viel zu hohen Geschwindigkeitsunterschieden. Massa und Hamilton ließen es noch auf die altmodische Art krachen, auch mal an Stellen, an denen man eben nicht (so einfach) überholen konnte - also ganz wie früher, als Überholen noch eine Kunst und nicht künstlich war. Da geht eben auch mal etwas schief.

Per Zufall stolperte ich über ein altes Interview, das ich - lange vor dem Crashfestival - mit Lewis zum Thema der "Kunst des Überholens" geführt hatte. "Ich schaue hauptsächlich auf die Strecke, nicht den Gegner", sagte er damals. "Ihn nehme ihn nur peripher wahr - das ist eine wirklich seltsame Erfahrung." Massa dürfte das dieses Jahr ähnlich gesehen haben.

Aber ist es nicht genau das, was wir wollen? Zwei Fahrer, die sich auch mal abseits der Strecke ein Wortduell liefern, nicht nur von einem produktiven Trainingstag sprechen, sondern meinen, der andere fühle sich wie Superman, sei aber in Wirklichkeit nur ein unbelehrbares Kind, das bestraft gehöre?

Klar, einige der Manöver waren nicht gerade clever und wir machten uns in der Redaktion oft einen Spaß daraus, vorherzusagen, wann es das nächste Mal zwischen den beiden Streithähnen krachen würde, aber lieferte nicht genau das mehr Diskussionsstoff als der zigste Vettel-Siegesfinger?