Luca di Montezemolo und das Verbot der Testfahrten - eine schier unendliche Geschichte. Seit dem Verbot respektive der Einschränkung der Tests unter der Saison steht der Ferrari-Präsident auf Kriegsfuß mit der FIA und deren Entscheidern. Früher war Ferrari als Test-Weltmeister bekannt und ein gewisser Teil des Erfolges während der roten Ära dürfte auf den unermüdlichen Einsatz der Truppe aus Maranello zurückzuführen sein.

Heutzutage ist diese Fleißarbeit verboten. "Es darf in einem so hochprofessionellen Sport nicht sein, dass es kein Training gibt", polterte di Montezemolo. "Das gilt einmal fürs Team, aber auch für junge Piloten. In der Vergangenheit war der Test-Fahrer noch sozusagen im Vorzimmer der Formel 1. Heute können sie uns nicht helfen und wir können ihnen nichts bieten. "

Häufig wurde kritisiert, dass Nachwuchstalente kaum Möglichkeiten bekommen, mit der Formel 1 direkt in Kontakt zu treten. Eine Möglichkeit wäre, Tests exklusiv für Youngsters abzuhalten, wie etwa Sauber-Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn vor geraumer Zeit einbrachte. Zwar gibt es die Young Driver Days in Abu Dhabi, doch dafür müssen einige Talente kräftig in die Tasche greifen, um sich bei den Teams präsentieren und für höhere Aufgaben anbieten zu können. "Wir haben die Ferrari Academy mit ein paar potentiell guten, neuen Fahrern", erklärte di Montezemolo. "Ich kann sie nicht in GT-Autos oder Karts fahren lassen."

Außerdem würden die Teams laut dem Ferrari-Boss zu viel für die Entwicklung der Aerodynamik ausgeben, andererseits aber keine Testfahrten absolvieren. "Das darf nicht sein", forderte der 64-Jährige. Überhaupt würde dem aerodynamischen Teil der Formel 1 zu viel Bedeutung beigemessen, stellte di Montezemolo wieder einmal fest. "Mir wird nicht erlaubt, in Fiorano zu testen, aber ich muss riesige Summen an Geld in den Simulator investieren", ärgerte er sich und war gleichzeitig überzeugt, dass Ferraris Hausstrecke dem Team keinen Vorteil bringen würde.

"Heute hängt die Wettbewerbsfähigkeit eines Formel-1-Autos zu 90 Prozent von der Aerodynamik ab", meinte di Montezemolo. "Das ist nicht gut, wir bauen keine Flugzeuge, Satelliten oder Raketen, wir bauen Autos. Die Aerodynamik bleibt wichtig, darf aber nicht der wichtigste Aspekt sein." Die Kosten für die Aerodynamik seien exzessiv und alle müssten dafür mit zwei Windkanälen arbeiten.

Neben all diesen Aspekten hätten Testfahrten laut di Montezemolo noch einen weiteren Vorteil. "Wir stehen einer großen Krise gegenüber und müssen Mehrwert für die Sponsoren schaffen", sagte er. "Testfahrten sind eine Möglichkeit, Events zu organisieren und Kunden außerhalb der Rennen zu unterhalten." Die F1 müsse sich stärker am Markt orientieren. "Wir haben 100 Rennstrecken in Europa, ohne testen zu dürfen", schüttelte das Ferrari-Urgestein den Kopf.