Pro: FOTA als Gegenpol zur FIA unerlässlich

von Tobias Kortas

Ursprünglich sollte die Formula One Teams Association (FOTA) dazu dienen, die Interessen der Teams bei der Auslegung des Reglements und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Formel 1 zu vertreten. Dies ist noch immer die Funktion der FOTA, obwohl es ihr in letzter Zeit schwer fiel, Einigungen zu erzielen. Doch dieses Versäumnis betrifft die Teamvertreter im Einzelnen und spricht nicht gegen die FOTA als Ganzes.

Die Teamorganisation bildet einen wichtigen Gegenpol zur FIA und FOM. Die FOTA hat damit eine Machtposition inne, von der aus Entschlüssen der Rechteinhaber gegengesteuert werden kann. Alles was die FOTA-Vertreter jetzt tun müssen, ist es, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und so lange zu debattieren, bis sie einen Konsens über das Ressourcen-Restriktionsabkommen (RRA) gefunden haben. Entscheidend dabei ist: Die eigenen Teaminteressen müssen zunächst hinten angestellt werden!

Die Verständigung zwischen FIA-Präsident Jean Todt und dem FOTA-Vorsitzenden Martin Whitmarsh ist wichtig, damit die Interessen der Teams gedeckt werden können, Foto: Sutton
Die Verständigung zwischen FIA-Präsident Jean Todt und dem FOTA-Vorsitzenden Martin Whitmarsh ist wichtig, damit die Interessen der Teams gedeckt werden können, Foto: Sutton

Wenn die FOTA ein einheitliches Ziel verfolgt, ist sie ein wichtiges Machtinstrument für die Teams, um über die Regeln und Rahmenbedingungen der Formel 1 mitzubestimmen. Der Streit mit der FIA um das Reglement für die Saison 2010 hat gezeigt, dass die FOTA als Organisation so einiges bewirken kann. Damals wollte die FIA eine freiwillige Budget-Obergrenze einführen und den Teams, die sich nicht daran halten, ein strengeres technisches Reglement vorschreiben. Die FOTA wehrte sich erbittert dagegen - mit dem Resultat, dass die FIA den Kürzeren zog und das Reglement unverändert blieb.

Die Interessenvertretung der Teams bildet einen wichtigen Anreiz für neue Mannschaften und Hersteller, die erwägen, in die Formel 1 einzutreten. Schließlich ist es für ein Team nur förderlich, wenn es keine Regularien aufgezwungen bekommt, sondern die eigenen Anliegen vertreten werden. Neue Teams sowie Hersteller sichern die Zukunft der Formel 1.

Contra: FOTA inzwischen überflüssig

von Philipp Dunker

Seit dem Ausstieg von Ferrari, Red Bull und Sauber ist der Fortbestand der Formula One Teams Association (FOTA) mehr als fraglich. Ursprünglich wurde die Teamvereinigung im Herbst 2008 gegründet, um mit sämtlichen in der Formel 1 vertretenen Rennställen die Interessen der Teams organisiert zu vertreten. Dadurch sollte ein Gegengewicht zum Dachverband FIA und der Vermarktungsgesellschaft FOM gebildet werden. Die letzten Wochen haben allerdings gezeigt, dass die FOTA noch nicht einmal dazu in der Lage ist, eine einheitliche Meinung zustande zu bringen. Wie will sie sich dann erst in den Verhandlungen mit dem Rechteinhaber präsentieren?

Der langwierige Streit über die Kostendeckelung hat in den letzten Monaten zur Spaltung der FOTA geführt. Die bisher angewandte Selbstkontrolle der Teams kann bei einem so heiklen Thema wie den Finanzen in der Formel 1 nicht funktionieren. Die Rennställe in der Königsklasse sind seit jeher auf den eigenen Vorteil bedacht und setzen alles daran, dem Kontrahenten zu schaden. Das ist auch in der FOTA nicht anders. Wozu sollte sie dann weiterhin existieren?

Die Teamchefs stellen viel zu häufig die Eigeninteressen in den Vordergrund, anstatt an die Zukunft der Formel 1 zu denken, Foto: Sutton
Die Teamchefs stellen viel zu häufig die Eigeninteressen in den Vordergrund, anstatt an die Zukunft der Formel 1 zu denken, Foto: Sutton

Um die Zukunft der Formel 1 abzusichern, hätten Eigeninteressen und Ego-Trips der Teamverantwortlichen hinten angestellt werden müssen. Doch das eigene Wohl geht den meisten Teamchefs über den Fortbestand der Formel 1, der bei möglichen weiteren Teamaustritten fraglich erscheint. Kaum ein Teamchef ist bereit, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Da braucht es dann auch keine FOTA, die eine Einheit vorgaukelt, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Der FOTA sollte eine Formel 1 am Herzen liegen, die für sämtliche Teams erschwinglich ist und die auf finanziell soliden Beinen steht. Die Erfahrung der letzten Monate lässt eher auf das Gegenteil schließen.

In den bald beginnenden Vertragsverhandlungen über ein neues Concorde Abkommen haben die jüngsten Austritte die FOTA in eine denkbar schlechte Verhandlungsposition manövriert. Dass die Teams in den Verhandlungen eine einheitliche Meinung vertreten und gegenüber dem Vertreter des Rechteinhabers vorbringen, ist nach dem Hickhack der letzten Wochen ausgeschlossen.

Damit hat die FOTA ihre Daseinsberechtigung verwirkt. Bernie Ecclestone, der für die Gegenseite in die Verhandlungen ziehen wird, reibt sich schon jetzt die Hände. Ohne eine einheitliche Front unter den Teams wird es dem Zampano nicht schwer fallen, die unterschiedlichen Interessen der Rennställe gegeneinander auszuspielen.