Der Teamkollege ist im Motorsport immer derjenige, den es als erstes zu schlagen gilt und gleichzeitig der Maßstab für die Leistung des anderen Piloten. An einem starken Teamkollegen sind in der Formel 1 schon viele Karrieren zerbrochen. Motorsport-Magazin.com blickt auf die Teamduelle der vergangenen Saison zurück - wer hatte seinen Partner fest im Griff, wer hat ihn überraschend geschlagen?

Mercedes: Schumacher vs. Rosberg

Punkte: 76:89 - Qualifying: 3:16

Im Großen und Ganzen machte Nico Rosberg 2011 da weiter, wo er im Vorjahr aufgehört hatte. Im Quervergleich der beiden Mercedes-Piloten war der Wiesbadener am Ende erneut der Schnellere. Ausschlaggebend war dafür einmal mehr auch die exzellente Quali-Pace des Deutschen. Nur zweimal konnte Schumacher ihn im Zeittraining direkt besiegen - in Japan streikte zudem Rosbergs Auto. Dass es nach Punkten unter dem Strich aber nicht so eindeutig aussah wie nach dem Qualifying, war vornehmlich dem Speed im Rennen geschuldet. Dort kam Schumacher mit den sensiblen Pirelli-Reifen besser zurecht.

In Spa und Indien profitierte der Rekordweltmeister von einer glücklicheren Strategie - Kritiker vermuteten hier bereits Stallregie zugunsten Schumachers, dessen Rennpace jedoch stärker als sein Qualifying-Speed war. Zudem verbrauchte er weniger Sprit als sein Teamkollege. Fakt war aber auch, dass der 42-Jährige mehr mit der Technik zu kämpfen hatte. In Monaco, Ungarn und Korea schied er unverschuldet aus - in Singapur war er selbst für seinen Crash verantwortlich. Rosberg erwischte es lediglich in Australien und Monza - in beiden Fällen wurde der Mercedes-Pilot allerdings von der Konkurrenz unsanft aus dem Rennen befördert.

Lotus Renault: Heidfeld vs. Petrov/Senna vs. Petrov

Punkte: 34:32/2:5 - Qualifying: 3:8/4:4

Für Lotus Renault begann das Jahr furios und endete mit dem schwächelnden R31 in einem Desaster. Von Rennen zu Rennen wurde der innovative Bolide weniger konkurrenzfähig und mit ihm auch die Piloten. Begannen Vitaly Petrov und Nick Heidfeld in Australien und Malaysia noch mit dritten Plätzen, fanden sich beide bald nur noch im Mittelfeld wieder. Auffällig hierbei: Petrov hatte im Qualifying klar die Oberhand, Heidfeld gemessen an seinen zumeist schlechteren Startpositionen überraschenderweise im Rennen. Bis zu seiner Ausbootung nach dem Ungarn-GP holte er so zwei Zähler mehr als der Russe - trotz dreier Ausfälle, von denen zwei unverschuldet waren.

Ab Spa saß Bruno Senna im Cockpit und der Brasilianer machte seine Sache gut. Der Vergleich mit den Teamresultaten vom Jahresanfang war für den Brasilianer unfair, denn der R31 befand sich zu dieser späten Phase der Saison bereits im Endstadium. In Spa, Monza, Japan und Brasilien brillierte Senna mit tollen Leistungen im Qualifying. Wenngleich im Rennen kaum Punkte heraussprangen, holte auch Petrov nicht viel mehr Zähler. Dass der erfahrenere Russe den Neueinsteiger nicht im Griff hatte, warf kein gutes Licht auf ihn - fand wohl auch die Teamleitung, die für 2012 auf neue Fahrer setzt.

Force India: Sutil vs. Di Resta

Punkte: 42:27 - Qualifying: 10:9

Bei Force India ging es in diesem Jahr äußerst knapp zu. Zwar konnte Adrian Sutil mit einem starken Schlussspurt am Ende der Saison das Ergebnis auf dem Papier zu seinen Gunsten drehen, Paul di Resta musste sich als Rookie mit seiner Leistung im ersten Jahr aber nicht verstecken. Der Brite war vom Start weg zuverlässig und beständig und fiel im ganzen Jahr nur ein einziges Mal aus - am Ende war der ehemalige DTM-Meister so der Pilot im Feld, der 2011 die meisten Runden aller Fahrer zurückgelegt hatte. Stark auch seine Qualifying-Leistung - hier konnte der erfahrenere Sutil erst im allerletzten Lauf in Brasilien die Oberhand gewinnen.

Zwei Mal fiel der Deutsche in diesem Jahr aus - eine Menge Pech zu Saisonmitte hatte aber auch Di Resta. Nach dem Lauf auf dem Nürburgring schien der Knoten beim Schotten zu platzen. Besonders eindrucksvoll die taktische Meisterleistung in Singapur, als der Neuling konzentriert zu P6 fuhr. Frei von teaminternen Streitereien ging es bei den Indern aber nicht zu. So sorgte zum Beispiel Di Restas Reifenpoker im Korea-Qualifying für Unmut bei Sutil - 2012 wird es zu diesen Problemen nicht mehr kommen. Dann fährt Nico Hülkenberg an der Seite des besten Rookies der abgelaufenen Saison.