Für Jaime Alguersuari ist die Zeit vor Weihnachten wenig besinnlich oder ruhig. Der Spanier muss nach der überraschenden Bekanntgabe seines notgedrungenen Toro-Rosso-Abschieds schleunigst ein neues Team finden, will er auch 2012 in der Formel 1 fahren. Dass bei HRT für kommende Saison noch ein Platz frei sein dürfte, kommt dem Jungspund aus Barcelona gerade gelegen. Zwar hat Vitantonio Liuzzi angeblich einen gültigen Vertrag mit dem Team - die Spanier würden jedoch einen zweiten heimischen Piloten bevorzugen. Für 2012 ist bereits Pedro de la Rosa bestätigt.

Alguersuari wollte sich zu seinen Möglichkeiten bis dato nicht äußern. Im Moment könne er nichts sagen, meinte der Spanier - wohl wissend, dass verletzter Stolz und unbedachte Aussagen ihm auch im Kampf um den noch zu besetzenden Posten als Red-Bull-Testfahrer eher schaden als helfen könnten. Angeblich besitzt der 21-Jährige noch bis 2013 einen Kontrakt mit dem Getränkehersteller. In Spanien ist man von dem neu geschaffenen Szenario, nächstes Jahr mit einem rein spanischen Team anzutreten, derweil durchaus angetan.

Viel Gegenwind für Marko

Für die Spanier ein rotes Tuch: Helmut Marko setzte bei Toro Rosso gleich beide Piloten vor die Tür, Foto: Sutton
Für die Spanier ein rotes Tuch: Helmut Marko setzte bei Toro Rosso gleich beide Piloten vor die Tür, Foto: Sutton

Spaniens höchster FIA-Vertreter Carlos Gracia war vom Toro-Rosso-Rauswurf Alguersuaris zwar "unangenehm überrascht" - der Offizielle betonte gegenüber der AS aber auch: "Jaime hatte eine großartige Saison. Seine Möglichkeiten für 2012 sind zwar kompliziert - HRT könnte aber eine Option sein." Teamgründer Adrian Campos zeigte sich hingegen verärgert über die aktuelle Situation und ging auf Red-Bull-Koordinator Helmut Marko los: "Das ist das, was man von Marko erwarten muss - einer Person, die bereits die Karriere des großen spanischen Talents Antonio Garcia zerstört hat."

Die Möglichkeit einer spanischen Nationalmannschaft in der Königsklasse würden die meisten Spanier im Fahrerlager dennoch begrüßen. Epsilon-Euskadi-Chef Joan Villadelprat erklärte in Bezug auf Alguersuari: "Wenn HRT die Chance hat, ihn zu verpflichten, wäre das großartig. Hoffentlich klappt das für ihn." Auch Ex-Ferrari-Tester Marc Gene wollte einen HRT-Wechsel Alguersuaris nicht ausschließen. "Man kann seinen Wert in jedem Team beweisen", meinte der 37-Jährige. Luis Perez Sala, seines Zeichens neuer HRT-Teamchef, ist jedenfalls beeindruckt von Alguersuari.

Noch vor kurzem hatte der ehemalige F1-Pilot verkündet: "Wenn er 2012 nicht für Toro Rosso fährt, dann nur, weil er bei einem besseren Team untergekommen ist." Diese Prognose stellte sich als falsch heraus. In seiner Heimat sorgte die Red-Bull-Entscheidung in jedem Fall für Kopfschütteln. IndyCar-Pilot Oriol Servia meinte: "Ich bin überrascht, aber in der F1 können solche Sachen passieren." Optimistischer kommentierte FIA-Steward Joaquin Verdegay die Lage: "Ich glaube, dass er bei Red Bull bleibt. Er war einer der besten fünf Fahrer des Jahres. Das weiß auch Marko und ich bin mir sicher, dass sie ihn nicht fallen lassen werden."