Pro: Solide & gesund

von Frederik Hackbarth

Das Sauber-Team ist seit Jahren der Publikumsliebling vieler Fans. Daran hat sich auch 2011 nichts geändert. Nach dem BMW-Ausstieg vor zwei Jahren, ist der Rennstall weiterhin auf einem positiven Weg zurück zu alter Stärke und schlägt sich als Privatteam mit niedrigem Budget gegenüber der Konkurrenz beachtlich. In Melbourne ging das Jahr phantastisch los - wenngleich man die doppelte Punkteausbeute auf Grund eines als illegal eingestuften Heckflügels am grünen Tisch wieder verlor, zeigte sich früh das Potenzial des C30.

In der ersten Saisonhälfte war man in den Top-10 Stammgast. Insgesamt schaffte die Truppe aus Hinwil es in 13 von 19 Saisonrennen in die Punkteränge. Im Vergleich zum Vorjahr eine klare Steigerung, genauso wie der siebte Platz in der Konstrukteurs-WM. Elementar für diese Entwicklung war auch die grundsolide Herangehensweise des Teams. Man spielte geradlinig seine Vorteile bei der guten Höchstgeschwindigkeit und mit dem die Reifen schonenden Boliden aus.

In Monaco fuhr Kamui Kobayashi auf Platz 5, Foto: Sutton
In Monaco fuhr Kamui Kobayashi auf Platz 5, Foto: Sutton

Dass die Entwicklung im Verlauf des Jahres lahmte, war den Verbotsplänen des angeblasenen Diffusors geschuldet. Sauber verzichtete auf die kostspielige Entwicklung der Technik und blieb als einziges Team seiner Linie treu - sportlich zugegebenermaßen schwierig, politisch aber gewohnt charakterstark und gesund. Geschick bewies man auch in Sachen Fahrerfrage. Kamui Kobayashi reifte in seiner zweiten vollen F1-Saison zum Teamleader.

Sechs aufeinanderfolgenden Punkteankünften zu Saisonbeginn, folgte zwar ein Tief - am Ende rappelte sich der Japaner aber wieder auf. Auch Teamkollege Sergio Perez zeigte in seinem ersten Jahr in der Königsklasse eine starke Leistung - mit seiner ruhigen und schonenden Fahrweise war er ein echter Gewinn für das Team, das durch den Mexikaner und dessen Sponsorenmillionen von Carlos Slim zudem die finanzielle Zukunft weiter absichern konnte.

Contra: Zweite Saisonhälfte zum Vergessen

von Robert Seiwert

Die Sektkorken knallten nur kurz in der Sauber-Box, nachdem Sergio Perez und Kamui Kobayashi in Melbourne mit den Plätzen sieben und acht einen fulminanten Saisonauftakt gefeiert hatten. Illegaler Heckflügel - Disqualifikation vom Rennen - Punkte adé. Ärgerlich für die Truppe aus Hinwil, doch die Sauber-Männer überzeugten in den folgenden Rennen mit starken Performances. Nach Silverstone ging es jedoch bergab - und zwar richtig. Sammelte Sauber in den ersten neun Rennen respektable 33 WM-Zähler, reichte es in den nächsten zehn Rennen nur noch zu 11 Pünktchen.

Nach dem Hickhack um den angeblasenen Diffusor hatte Sauber vorausblickend die Entwicklung dieser Technologie eingestellt und mit einem endgültigen Verbot zur Saisonmitte gerechnet. Doch die FIA ruderte zurück und Sauber ging unter, denn die Konkurrenz entwickelte fleißig weiter. In der Folge gerieten Perez und Kobayashi merklich ins Hintertreffen, Teamchef Peter Sauber sprach gar von einer Sekunde Rückstand.

Nach dem Entwicklungs-Stopp ging es bergab, Foto: Sutton
Nach dem Entwicklungs-Stopp ging es bergab, Foto: Sutton

Dass man sich in der F1 keine Fehler leisten darf, sollte auch bei Sauber klar sein. Wer auf Grund eines nicht regelkonformen Heckflügels zehn WM-Punkte verschenkt und sich in der Diffusor-Saga nicht auf die aktuellen Gegebenheiten einstellen kann, wird eben bestraft.

Zwar wurde Sauber häufig für die reifenschonende Art des C30 gelobt, die unübliche Strategien zuließ. Dabei darf man allerdings nicht außer Acht lassen, dass Sauber durchweg Probleme hatte, die Pirellis im Qualifying auf Temperaturen zu bringen. Die Folge waren zahllose Startplätze außerhalb der Punkteränge - mit Sicherheit keine Hilfe im harten Kampf um die Punkte.