Pro: Viel Mut bewiesen

von Falko Schoklitsch

Natürlich hat sich das Lotus Renault Team in diesem Jahr in einigen Bereichen nicht gerade mit Ruhm bekleckert, doch man darf eine Sache nicht vergessen: das Team war mutig. Und in der Formel 1 zählt genau das.

Als die Mannschaft bei den Tests mit ihrem nach vorne gerichteten Auspuff ankam, staunte die F1-Welt nicht schlecht. Als es in den ersten Rennen gleich zwei Mal aufs Podest ging, schien sich alles ausgezahlt zu haben - und das trotz des Pechs mit Robert Kubicas Rallye-Unfall.

Aber Risiken zahlen sich nicht immer aus, vor allem dann nicht, wenn mit dem Reglement zickzack gefahren wird, das sich genau auf dieses Risikoteil bezieht. Dementsprechend muss sich dann keiner wundern, wenn bei der Entwicklung nichts mehr weitergeht.

Der Mut wurde mit zwei Podestplätzen belohnt, Foto: Lotus Renault
Der Mut wurde mit zwei Podestplätzen belohnt, Foto: Lotus Renault

Trotzdem, am Ende blieb WM-Rang fünf hinter den vier Großen. Und man darf nicht vergessen, dass das Lotus Renault Team, welches bald nur noch Lotus heißen wird, kein großes Herstellerteam mehr wie früher, sondern ein Privatteam wie etwa Williams ist - wie viele Punkte hatten die nochmal?

So gesehen wurde der Mut nur halb belohnt, aber dennoch muss man festhalten, das Team hat in dieser Hinsicht alles richtig gemacht, denn nur wer etwas außerhalb der Norm probiert, kann in der Formel 1 größere Schritte machen als der Rest. So gesehen wäre der größte Fehler, den das Team nach dieser Saison machen kann, ein völliger Verzicht auf jedes Risiko; damit wäre ein großer Fortschritt erst wieder unmöglich.

Contra: Steiler Absturz

von Stephan Heublein

So wirklich nach Plan gelaufen ist bei Lotus Renault GP in der vergangenen Saison 2011 nichts. Klar, der schlimme Unfall von Teamleader Robert Kubica vor Saisonbeginn war eine tragische Geschichte, die niemand vorhersehen konnte und bei der das Team keine Schuld traf.

Der Kampf gegen Mercedes war bald verloren, Foto: Sutton
Der Kampf gegen Mercedes war bald verloren, Foto: Sutton

Dass die Verletzung von Kubica ein Schock war und das Team jenes Fahrers beraubte, um den es aufgebaut war, ist eines, dass es nach zwei anfänglichen Podestplätzen aber so gut wie gar nicht mehr voran ging, ist nicht zu entschuldigen – Einschränkungen beim angeblasenen Diffusor hin oder her.

Nick Heidfeld fuhr nur bis zur Sommerpause, wurde aber erst im letzten Saisonrennen aus den Top-10 der Fahrer-WM verdrängt – das wirft kein gutes Licht auf die beiden anderen Fahrer sowie die Konkurrenzfähigkeit des Autos.

In der zweiten Saisonhälfte erklärte das Team in Person von Technikchef James Allison vor fast jedem Rennwochenende, dass diese Strecke dem Auto nicht liegen würde – was dann auch wie in Singapur eindrucksvoll bestätigt wurde – oder dass sie perfekt für das Auto geeignet wäre, was außer in Spa nie stimmte.

Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Weiterentwicklung hakte, die Basis eben doch nicht so gut war, wie zu Saisonbeginn vermutet, und die Einschätzung des eigenen Autos nicht wirklich korrekt war. Hinzu kamen teils haarsträubende Strategien, die vorne und hinten nicht aufgehen konnten – alles in allem also eher ein Jahr zum Abhaken.