Pro: Der Umbruch benötigt Zeit

von Robert Seiwert

Der Williams-Bolide für 2011 war eine Fehlgeburt, wie Rubens Barrichello an so ziemlich jedem Rennwochenende betonte. Allzu viel Positives gab es aus dem Lager des Traditions-Teams nicht zu berichten, schließlich verbuchten Barrichello und Pastor Maldonado lediglich fünf WM-Pünktchen. Der Speed des Williams-Duos passte, doch der FW33 ließ bessere Resultate schlichtweg nicht zu.

Dass sich nach dem katastrophalen Saisonbeginn keine Besserung einstellte, verdankt der Traditionsstall wohl auch der Tatsache, dass der Cosworth-Motor in der kommenden Saison einem Renault-Aggregat weichen muss. Die Zeichen standen schon seit Mitte der Saison, als der neue Motoren-Deal in trockenen Tüchern war, deutlich auf 2012 - der große Lichtblick in der düsteren Saison. Zwar wartete Williams immer wieder mit Aero-Updates auf, doch das Konzept der Heckflunder mit extrem flachem Getriebe war von Beginn an zum Scheitern verurteilt, die grundsätzlichen Mängel zu eklatant.

Sam Michael ist bereits weg..., Foto: Sutton
Sam Michael ist bereits weg..., Foto: Sutton

Die großflächigen Wechsel in der Führungsetage um Mike Coughlan und Mark Gillan kosteten das Team zwar wertvolle Entwicklungszeit. "Ich wusste gar nicht, an wen ich mich wenden sollte, wenn es um die Entwicklung des Autos ging", kritisierte Barrichello die zeitweise verworrenen Strukturen. Doch irgendwann musste der Schnitt erfolgen und da die Saison sowie schon abgehakt war, passierte dieser zur richtigen Zeit.

In der kommenden Saison weht ein frischer Wind durch die Hallen in Grove. Mit Sam Michael und Patrick Head verlassen zwei Urgesteine das Team - die Verjüngungskur schadet der festgefahrenen Truppe von Frank Willams mit Sicherheit nicht.

Contra: Schlechteste Saison der Geschichte

von Philipp Dunker

Williams fuhr die schlechteste Saison seit Firmenbestehen. Das innovative technische Konzept mit dem flachen Getriebe, an dem die Hinterradaufhängung angebracht ist, scheiterte kläglich. Zu hoher Reifenabbau war die Folge. Der Williams fraß phasenweise seine Hinterreifen und Besserung konnte bis zum Saisonende nicht erzielt werden.

Das Technikerteam um Sam Michael tat zwar sein Möglichstes, doch durch die Fülle an neuen Teilen verlor der Rennstall schnell die Übersicht und verzettelte sich im Teile-Dschungel. Selbst Rubens Barrichello konnte dem Team mit seiner Erfahrung nicht aus der Krise helfen. Am Jahresende standen fünf Punkte auf der Habenseite des dritterfolgreichsten Rennstalls der Formel-1-Geschichte.

Der FW33 scheiterte an seinem Konzept, Foto: Sutton
Der FW33 scheiterte an seinem Konzept, Foto: Sutton

Auch die Trennung des unglücklichen Technischen Direktors Sam Michael konnte das Ruder nicht herumreißen. Möglicherweise hat auch der Börsengang von Williams zu Jahresbeginn für Unruhe innerhalb des Teams gesorgt. Die anfänglich guten Testzeiten stellten sich recht schnell als Bluff heraus - vielleicht als Werbung für die Williams-Aktie? Die selbstgesetzten hohen Saisonziele hat der Rennstall von Frank Williams jedenfalls weit verfehlt.

Rubens Barrichello spielte zu Saisonmitte das Versuchskaninchen des Teams, um den Fehler im Fahrzeugkonzept eingrenzen zu können. Womöglich hat diese Taktik das Team einige wichtige Punkte gekostet. Zu viel mehr als dem traurigen neunten Platz in der Konstrukteurswertung hätte es für Williams aber auch dann nicht gereicht. Der Abstand zu Toro Rosso betrug am Jahresende 36 Punkte.