Pro: Entwicklungsarbeit geleistet

von Tobias Kortas

Entwicklung lautet das Stichwort bei HRT. So konnte sich die Mannschaft von Colin Kolles im Laufe der Saison immer weiter steigern. Nachdem das spanische Team das Auto für die Testfahrten in Barcelona nicht fertiggestellt bekam und den F111 zum ersten Mal beim Auftaktrennen in Australien komplett aufbaute, blieben weitere Probleme dieser Art im weiteren Saisonverlauf aus. Deshalb sprach selbst Bernie Ecclestone von einem guten Projekt, bei dem die richtigen Schritte gesetzt werden.

Australien bildete somit den Tiefpunkt der Saison für HRT. Da sie aufgrund der sich hinziehenden Arbeiten am Boliden kaum Trainingsrunden absolvieren konnten, verpassten Vitantonio Liuzzi und Narain Karthikeyan schließlich die 107-Prozent-Hürde im Qualifying. Doch danach traten solche Vorfälle nicht mehr auf. Die HRT-Piloten schafften in allen darauffolgenden 18 Qualifyings die Qualifikationshürde. Und es ging weiter aufwärts. Mit zunehmender Routine und Fahrpraxis wurde der Rennstall aus Madrid sogar Virgin gefährlich. Beim Qualifying zum Großen Preis der Türkei gelang es Liuzzi erstmals, sich vor einem Virgin zu positionieren.

HRT überholte Virgin zum Ende der Saison, Foto: Sutton
HRT überholte Virgin zum Ende der Saison, Foto: Sutton

Der weitere Saisonverlauf zeichnete sich dadurch ab, dass HRT den Virgin-Rivalen mehr und mehr Paroli bot und im Zweikampf mit den anderen "neuen" Teams immer weiter hervorstach. Das Highlight bildete der Große Preis von Kanada. Hier fuhr Liuzzi auf einen beachtlichen 13. Platz - das beste Ergebnis in der noch jungen Geschichte des Teams.

Mit der Verpflichtung von Pedro de la Rosa bekommt HRT für kommende Saison frischen Wind in die Segel. Der Routinier verspricht, dem Team mit seiner langjährigen Erfahrung bei der Entwicklung maßgeblich zu helfen.

Contra: Der Schritt kam zu spät

von Robert Seiwert

Tonio Liuzzi sei Dank: HRT beendete die Saison 2011 auf Platz elf der Konstrukteurswertung - vor Virgin. Liuzzi überquerte beim Chaos-GP in Kanada als 13. die Ziellinie. Eine Position, an die die Virgin-Rivalen 2011 nicht heranreichten. HRT schloss die zweite Saison seit Teambestehen also nicht als Letzter ab - Ziel erreicht? Mitnichten. Die Truppe von Colin Kolles startete katastrophal in die Saison und brauchte lange, um Anschluss an Virgin zu finden. Team Lotus - einer der auserkorenen Rivalen - war um Sekunden entfernt.

Im Laufe der Saison fasste HRT Fuß und zumindest die 107-Prozent-Hürde im Qualifying war keine Gefahr mehr. Das lag vor allem auch daran, dass die Top-Teams in Q1 meist die langsameren Reifen fuhren. Mit der Übernahme des Teams durch Thesan Capital setzte kaum Besserung ein, vielmehr sollten klarere Strukturen für 2012 geschaffen werden. "Für uns war es ein schwieriges Jahr, weil das Auto ziemlich resistent auf die Veränderungen reagiert hat, die wir vorgenommen haben", bilanzierte Liuzzi. "Es war wirklich eine harte Aufgabe, Fortschritte zu erzielen."

HRT startete katastrophal ins Jahr 2011, Foto: Sutton
HRT startete katastrophal ins Jahr 2011, Foto: Sutton

HRT meisterte diese Aufgabe nur bedingt, denn trotz der Ambitionen des spanischen Teams fuhren Liuzzi und Neu-Kollege Daniel Ricciardo lange Zeit höchstens auf Augenhöhe mit Virgin - einem Team, das diese Saison schnell vergessen möchte, weil kaum etwas zusammen lief. Dass HRT-Piloten 2011 am häufigsten mit technischen Defekten ausfielen, sprach nicht für die Zuverlässigkeit des F111.

HRT gelang gegen Ende der Saison ein spürbarer Schritt nach vorn, doch dieser erfolgte für das Jahr 2011 schlichtweg zu spät. Für seine dritte Saison wird sich das Team von Beginn an deutlich steigern müssen, sonst rückt der Anschluss ans etablierte Mittelfeld in weite Ferne.