Pro: Comeback zuzutrauen

von Stephan Heublein

Die Lage scheint aussichtslos, doch Robert Kubica kämpft verbissen um seine Motorsport-Karriere. Obwohl ihm viele Experten keine Chance auf ein erfolgreiches F1-Comeback einräumen, ist er wohl einer der wenigen Fahrer, denen das zuzutrauen ist. Kubica bewies schon mehrfach in seiner Laufbahn, dass er ein Kämpfer ist - nicht zuletzt beim Überlebenskampf nach seinem Rallye-Unfall im Februar 2011.

Nur wenige Tage nach seinem Überschlag in Montreal 2007 wäre er am liebsten schon wieder einen Grand Prix gefahren. Ebenfalls schlimm erwischte es den Polen zu Beginn seiner ersten Formel-3-Saison 2003: Nach einem schweren Verkehrsunfall musste er wegen eines komplizierten Armbruchs lange pausieren - bei seinem verspäteten Debüt am Norisring gewann er mit 18 Titanschrauben in seinem Arm auf Anhieb sein erstes F3-Rennen!

So leicht sollte man Kubica also nicht abschreiben. Natürlich bleibt die entscheidende Frage, ob die durchtrennten Nerven in seiner Hand jemals wieder so zusammenwachsen, dass er auf höchstem Niveau Formel 1 fahren kann - doch von einem Comebackversuch abhalten, wird es den Mann mit dem eisernen Willen sicher nicht. Auch nach Michael Schumachers schwerer Nackenverletzung bei einem Motorradsturz hielten es viele für unmöglich, dass er noch einmal ins Cockpit steigen würde. Pustekuchen: 2012 startet er in die dritte Saison seines Comebacks.

Contra: Rückkehr fern der Realität

Gibt Kubica noch einmal in einem F1-Boliden Gas?, Foto: Sutton
Gibt Kubica noch einmal in einem F1-Boliden Gas?, Foto: Sutton

von Kerstin Hasenbichler

Robert Kubica galt als Geheimfavorit auf den WM-Titel 2011 bis er sich bei einem Rallye-Ausflug Anfang des Jahres multiple Verletzungen zuzog. Gerüchte über Gerüchte folgten. Erst hieß es, das Kubica bereits Ende des Jahres wieder im Lotus Renault-Cockpit sitzen wird, doch nach zahlreichen Operationen war klar, dass daran nicht zu denken war. Selbst ein Start 2012 wurde seitens Lotus Renault GP bereits ad acta gelegt.

Zu heikel sind die Verletzungen des Polen, zu langwierig die Regeneration. Genau diese beiden Faktoren lassen ein zukünftiges Comeback in der Königsklasse fern der Realität wirken. Ohne Frage würde sich die Formel 1 über eine Rückkehr des sympathischen Polen freuen, allerdings muss man zwischen Optimismus und phantasievoller Annahme unterscheiden. Zwar nehmen die behandelnden Ärzte nur zu gern das Wörtchen "Wunder" in den Mund, wenn es um die Genesung des Polen geht.

Doch auch wenn Kubica bereits hinter dem Steuer eines Straßenwagens saß, bedeutet das noch lange nicht, dass er je wieder ein Formel 1-Boliden fahren kann bzw. auf dem Niveau zurückkommen kann, auf dem er vor seinem Unfall war. Zudem läuft die Zeit gegen Kubica, denn keines der Top-Teams ist erpicht darauf einen Fahrer unter Vertrag zu nehmen, dessen letzter Formel 1-Einsatz ein bis zwei Jahre zurückliegt.