So richtig hatte Kimi Räikkönen niemand auf der Rechnung. Zu groß erschien sein Rückstand auf Lewis Hamilton und Fernando Alonso. Doch während sich die beiden Führenden auf und abseits der Strecke gegenseitig in Fehler trieben, lauerte Räikkönen unbemerkt auf seine Chance. Dabei kam ihm auch eine Charaktereigenschaft zu Gute: Kimi Räikkönen ist kein Freund großer Worte. Selten redet er mehr als drei Sätze am Stück. Nie kehrt der Finne sein wahres Wesen nach außen - was für Reporter ein Gräuel ist, macht den coolen Finnen für viele Fans zur Kultfigur.

Denn neben der stoischen Ruhe, die ihm den Spitznamen 'Iceman' einbrachte, trägt Räikkönen noch eine andere Seite in sich. "Kimi ist sehr lustig. Die Leute kennen nur den Rennfahrer Kimi. Aber der normale Kimi hat Humor und wir haben viel Spaß miteinander", berichtet sein Landsmann Heikki Kovalainen. Räikkönen gilt abseits der Strecke als Partykanone, der in Finnland bei einem öffentlichen Bootsrennen schon mal im Gorilla-Kostüm und unter dem Pseudonym James Hunt auftaucht.

Geschafft: Kimi Räikkönen ist erstmals Weltmeister., Foto: Sutton
Geschafft: Kimi Räikkönen ist erstmals Weltmeister., Foto: Sutton

Dass Räikkönen in der Lage ist, Weltmeisterschaften zu gewinnen, stand immer außer Frage. Als Nachfolger von Michael Schumacher bei Ferrari wurde er zu Saisonbeginn sogar als Topfavorit auf den Titel gehandelt - zu Recht, wie es schien. Beim Saisonauftakt in Australien war die Kombination Räikkönen/Ferrari unschlagbar. Ein Durchmarsch schien möglich. Doch schon in Malaysia war von einer Dominanz nichts mehr zu spüren. Zudem erwies sich der F2007 als äußerst unzuverlässig. Immer wieder verlor Kimi durch Ausfälle wichtige Punkte im Titelkampf.

Doch er hatte noch ein weiteres Problem. Der Sieg zum Auftakt verdeckte nur, was sich schon bei den Wintertestfahrten andeutete: Nach fünf Jahren im Silberpfeil fiel Räikkönen die Umstellung auf Ferrari und die neuen Bridgestone-Reifen schwerer als erwartet. Nur mit Mühe konnte er die Pace von Teamkollege Felipe Massa mitgehen. Schon bald war er nur noch Vierter in der WM-Wertung. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten und machte sich wieder einmal an seinem Lebensstil fest. "Die Art, wie er sein Leben lebt, ist das Gegenteil zu dem eines kompletten Rennfahrers", nörgelte beispielsweise Jackie Stewart.

Doch Kimi machte, was er am besten kann: Er blieb cool, schwieg und wurde immer schneller. Mit zwei Siegen in Magny Cours und Silverstone meldete sich der Iceman im Titelkampf zurück. Doch er hielt sich im Hintergrund und griff kurz vor Schluss eiskalt zu. Der Topfavorit, der zum Außenseiter wurde, hatte es geschafft - und feierte eine große Party.