19 Rennen - 15 Pole Positions. Sebastian Vettel hat es sich auch beim letzten Qualifying des Jahres in Brasilien nicht nehmen lassen, das Rennen von P1 zu beginnen. Schon bei seinem ersten Run in Q3 hatte er drei Zehntel Vorsprung auf Teamkollege Mark Webber. Vettel sah seine Rekord-Pole allerdings gefährdet und bog nochmals auf die Strecke ab. Als einziger knackte er die 1:12er-Marke. Am Ende stand eine 1:11.918 neben seinem Namen in der Zeitentabelle. "Mit meiner ersten Runde in Q3 war ich noch nicht ganz zufrieden, also steckte ich alles in den letzten Lauf", erklärte der Weltmeister.

Mit seiner 15. Pole brach der Red-Bull-Star gleichzeitig Nigel Mansells Rekord aus der Saison 1992 - obwohl Mansell für seine 14 Pole Positions drei Rennen weniger hatte. "Das war heute ein ganz besonderes Qualifying", bilanzierte Vettel. "Die Zahl 15 ist etwas ganz Besonderes und macht mich extrem stolz." Eine solche Marke könne man sich zu Beginn der Saison nicht zum Ziel setzen. "Das passiert einfach", so der Heppenheimer. "Vor dem Qualifying wurde viel über diesen Rekord gesprochen - das Beste war, einfach nicht darüber nachzudenken."

Allerdings kann man sich Gedanken darüber machen, wie es dem 24-Jährigen immer wieder gelang, auf der letzten Runde das Maximum und damit P1 herauszuholen. Rätselraten gab es selbst im eigenen Team. "Die Mechaniker haben mich gefragt, wo ich an den Samstagen immer dieses Ass herausziehe", grinste Vettel angesichts der scheinbaren Unwissen- und teilweisen Ungläubigkeit vieler. Die übliche Antwort des Titelverteidigers folgte auf dem Fuße: "Es gibt kein Geheimrezept. Es ist nicht einfach, denn alle Strecken sind unterschiedlich und manchmal läuft es nicht optimal - manchmal bekommst du aber auch alles richtig hin. Das war meistens bei mir in Q3 der Fall."

Dass Vettel mit dem immensen Druck umgehen kann, der auf ihm lastet, ist kein Geheimnis mehr. Wenn es in dieser Saison drauf ankam, war er quasi stets zur Stelle. "Mir gefällt es, auf die letzte, entscheidende Runde zu gehen", beschrieb Vettel das Gefühl im Cockpit. "Du bist angespannt und nervös und weißt, dass du die Runde hinbekommen musst. Du bist wie im Rausch."

Dabei hatte das Wochenende in Interlagos für Vettel nicht nach Plan begonnen. Am Freitag beklagte er sich über Schwierigkeiten mit dem RB7 und gab an, noch nicht ganz glücklich zu sein. "Wir hatten einen holprigen Start ins Wochenende", gab er nach dem Qualifying zu. "Wir waren mit der Balance nicht ganz zufrieden, trafen über Nacht aber wieder einmal die richtigen Entscheidungen." Welchen genauen Wert Vettels Pole beim Finale in Sao Paulo hat, wird sich wohl erst am Rennsonntag entscheiden. Während der angekündigte Regen am Samstag nicht einsetzte, ist für den Abschluss wieder Niederschlag vorausgesagt. "Schauen wir mal", blieb Vettel entspannt. "Vielleicht regnet es, aber ich freue mich aufs Rennen."