Es war sicherlich schwer, erst zur Mitte der Saison beim Team einzusteigen. Welche Einschätzung können Sie nach fünf Monaten an der Spitze von HRT abgeben?
Saul Ruiz de Marcos: Nur positive. Ich kann nicht verleugnen, dass die letzten Monate schwer und von harter Arbeit geprägt waren. Seit wir dabei sind, haben wir immer über die Prioritäten gesprochen. Etwa das Garantieren von Stabilität, um das Überleben des Teams zu gewährleisten. Wir haben uns so in das Team eingeführt und sportlich verbessert. Ich glaube auch, dass wir das verdienen. Es ist aber natürlich keine einfache Aufgabe. Schließlich gibt es viele verschiedene Arbeitsfelder und verschiedene Dinge, die abgedeckt werden müssen. Alles in allem denke ich, machen wir einen guten Job. Entscheidungen werden mit Umsicht gefällt.

Haben Sie ihre Ziele schon erreicht?
Saul Ruiz de Marcos: Wir arbeiten daran. Ich würde aber sagen ja. Wir haben uns so weit möglich im restlichen Verlauf der Saison eingebracht. Die Monate bisher haben uns einen tiefen Einblick in das Umfeld in dem wir arbeiten und die Situation des Teams, seine Schwächen und Stärken ermöglicht. Wir waren in der Lage, alles zu bewerten und zu sehen, was das Team noch benötigt, um im nächsten Jahr weiter nach vorne zu kommen. In einem kleinen Team mit einem kleinen Budget muss man die vorhandenen Ressourcen bestmöglich einsetzen und, obwohl es nicht einfach ist, weiter Fortschritte erzielen.

Zu Beginn haben wir uns auf drei Bereiche konzentriert: Das Auto für 2012, unsere Firmenzentrale und die Fahrer. Auf allen drei Gebieten haben wir bereits große Schritte erzielt. Vor einigen Wochen haben wir die Ausweitung unserer technischen Zusammenarbeit mit Williams bekannt gegeben. Dadurch werden wir im kommenden Jahr in einer deutlich besseren Position als bisher sein. Williams wird uns nicht nur mit Getrieben, sondern auch mit KERS beliefern. Bei der Firmenzentrale arbeiten wir daran, eine in Spanien einzurichten, in der alle verschiedenen Abteilungen vertreten sein werden. Die Verpflichtung von Pedro de la Rosa als Fahrer für die neue Saison ist ohne Zweifel ein weiterer Schritt nach vorne.

HRT arbeitet hart an der Zukunft, Foto: Sutton
HRT arbeitet hart an der Zukunft, Foto: Sutton

Was bedeutet es für Sie, dass Pedro an Bord ist?
Saul Ruiz de Marcos: Pedro zu engagieren, hatte für uns Priorität. Wir wollten nicht nur einen spanischen Fahrer holen, sondern einen mit verschiedenen Qualitäten und Erfahrung. Seine Formel-1-Karriere spricht doch für sich. Sein erworbenes Prestige und der ihm entgegen gebrachte Respekt wird dem Team einen weiteren Pluspunkt einbringen. HRT ist noch immer ein junges Team. Wir brauchen Leute mit seiner Erfahrung und der Bereitschaft, sich ständig weiter zu entwickeln. Pedro bringt all diese Vorzüge mit und wir sind sehr stolz, dass er sich bereit erklärt hat, uns dabei zu unterstützen, das HRT-Projekt wettbewerbsfähig zu machen, so dass man stolz darauf sein kann.

Wie weit ist die Entwicklung des nächstjährigen Autos fortgeschritten?
Saul Ruiz de Marcos: Die Arbeit am Design des Autos hat bereits vor einigen Monaten begonnen. Die weiteren Entwicklungsschritte wurden ebenfalls vor einiger Zeit abgesegnet. Wir haben ein technisches Büro in München, wo mehr als 60 Personen am F112 arbeiten. In der Entwicklungs- und Designabteilung und der Aerodynamik. Das Auto wird 2012 zur Geltung kommen und wir hoffen, es bei den Tests vor der Saison auf der Strecke zu sehen. Um das zu erreichen, müssen wir noch hart gegen die Uhr arbeiten.

Wird die Firmenzentrale in Spanien stationiert sein?
Saul Ruiz de Marcos: Wir haben nie verneint, dass eines unserer Ziele der Umzug und die Vereinigung der HRT-Zentrale in Spanien ist. Aus heutiger Sicht ist das die beste Lösung. Die verschiedenen Abteilungen sind auf die verschiedensten Plätze verteilt. Das Team fährt aber unter spanischer Lizenz, deshalb ist es nur logisch, alles auch dort anzusiedeln. Aus Sicht der Kommunikation, der Logistik, Koordination und auch aus Kostengründen ist es wichtig, dass alle Abteilungen zusammenarbeiten. Es würde neben Zeit- auch eine Aufwandsersparnis mit sich bringen und dem Team einen höheren Wert einbringen. Nichtsdestotrotz sind wir eines der kleineren Teams in der Formel 1. Somit müssen wir unseren Sponsoren auch etwas anderes bieten. Wir hatten bisher eine Logistikzentrale in Valencia, in der wir seit dem 1. November zusammenarbeiten, bis die endgültige Basis fertig ist.

HRT ist für die Zukunft optimistisch, Foto: Sutton
HRT ist für die Zukunft optimistisch, Foto: Sutton

Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Saul Ruiz de Marcos: Wir verfolgen unsere Ziele weiter, und zwar auf dem richtigen Weg. Aber es gibt immer noch viel zu tun. Die Arbeiten am Auto für 2012 verlaufen gut, genauso die Arbeit an der Zentrale in Spanien. Wir hoffen auch, den Fahrer für das noch nicht vergebene zweite Auto nach dem Ende der Saison bekannt zu geben. Zudem arbeiten wir hart daran, Sponsoren und Partner für das nächste Jahr zu finden. Wir werden unsere nächste Ankündigung diesbezüglich sehr bald machen können. Wir hoffen, dass die letzten Rennen dabei behilflich sein werden, unser Team attraktiv dastehen zu lassen und das Vertrauen der Leute zu gewinnen. Wir sind uns aber auch über die momentane wirtschaftliche Situation in Spanien und dem Rest der Welt bewusst. Das ist natürlich auch für die Formel 1 nicht gerade ideal. Aber die Formel 1 ist noch immer ein unvergleichliches, weltweit agierendes Vorzeigeobjekt - und wir können ein interessanteres und etwas anderes Panorama bieten als die anderen Rennställe.