Gerade erst hat Renault-Technikdirektor James Allison das Experiment Renault R31 mit nach vorne gerichtetem Auspuff als gewagten Fehlschlag bezeichnet, da betont Teamchef Eric Boullier, dass dies nicht bedeutet, das Team werde in Zukunft keine Design-Risiken mehr eingehen. Zwar stimmen mittlerweile alle überein, dass der nach vorne gerichtete Auspuff letztendlich dazu geführt hat, dass man den eigenen Erwartungen nicht entsprechen konnte. Boullier will deswegen aber nicht, dass sein Design-Team konservativ zu Werke geht.

"Nein, das wäre ein Fehler. Vielleicht nicht so extrem - aber sicher nicht konservativ. Ich will die Rivalität in meiner Ingenieurs-Gruppe aufrecht erhalten, aber vielleicht mit mehr Kontrolle", sagte Boullier der offiziellen Website der Formel 1. Hat die Saison 2011 dem zukünftigen Lotus Team weniger Punkte gebracht als erhofft, so musste der Teamchef festhalten, dass man durch das Experiment mit dem Auspuff auch einiges dazugelernt habe. "Wir haben aus unseren Fehlern gelernt. Wir hatten einige Gründe, innovativ zu sein. Eigentlich habe ich das Risiko auf mich genommen, da ich hinter [Technikdirektor] James [Allison] gestanden bin, als er mir diese Lösung anbot."

Acht verlorene Wochen

Boullier erklärte, dass das Team damals in einer Umbauphase war und Besitzer Genii den Weltmeister-Titel anstrebte und -strebt - und das nicht nur einmal, sondern öfter. Red Bull habe dafür fünf Jahre gebraucht und es gehöre bei einer Restrukturierung dazu, die Kreativität im Team zu stimulieren. "Dieses Jahr war die richtige Zeit, um etwas Anderes zu probieren. Wir wissen, dass wir wegen der Regeländerungen und den damit verbundenen Prozessen vorsichtig sein müssen. Wir haben unser Konzept um das Anblasen aufgezogen, deswegen verloren wir acht Wochen, als wir das vor Silverstone überdenken mussten. Wir mussten das ausbalancieren", berichtete er.

Da mit der Innovation zu weit gegangen wurde, habe man den Preis dafür bezahlt. Dafür sei man intern aber weitergekommen. "Die Erfahrung - naja, die schlechte Erfahrung - bedeutet, dass wir etwas hinzugewonnen haben. Das wird in Zukunft ein Vorteil sein." Das Risiko mit dem nach vorne gerichteten Auspuff war es für ihn aber so oder so wert gewesen, denn Genii habe ein Team mit tollen Leuten übernommen, doch manchmal drifte die Kreativität ab, wenn Menschen zu lange zusammenarbeiten. "Wenn sie also aufrütteln will, heißt das auch, man muss ihnen die Freiheit geben, das zu tun, was sie wollen und einige Risiken nehmen. Das funktioniert oder es funktioniert nicht. Für uns funktionierte es zunächst, aber dann hatten wir Probleme. Insgesamt war es aber eine gute Erfahrung."