Nach seiner langfristigen Vertragsverlängerung bei Mercedes sind die Weichen für Nico Rosbergs Zukunft gestellt. Der Deutsche will mit den Stuttgartern nach vorne und endlich seinen ersten Grand-Prix-Sieg einfahren - für den Mythos Silberpfeil verzichtet er sogar gerne auf die Verlockung Ferrari, ablenkenden Neid auf Sebastian Vettel und erfreut sich an der Arbeit mit Rekordweltmeister Michael Schumacher. Nach 107 sieglosen Rennen in der Königsklasse hat der 26-Jährige nur noch ein Ziel vor Augen: Das oberste Treppchen in der F1. "Das Motto ist jetzt Vollgas!", stellt Rosberg klar.

Heiß umworben war der Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg auf dem Fahrermarkt schon immer. Bereits Ende 2007 wurde der damalige Williams-Jungspund bei McLaren erstmals für ein Top-Cockpit gehandelt. Rosberg bestätigt das. "Es stimmt, ein erstes Gespräch gab es, aber es gab nie die Möglichkeit, zu wechseln, weil ich einen bestehenden Vertrag mit Williams hatte", so der Wahl-Monegasse im Express, der angab, dass das Thema für ihn damit wieder erledigt gewesen sei. "Ich bin froh, dass ich mich bei Williams durchgesetzt habe und jetzt mit Mercedes die nächste Herausforderung angenommen habe", stellte der Wiesbadener klar.

Kein Freund öffentlicher Kritik

Kein Problem mit Schumacher: Das Verhältnis zu seinem Teamkollegen sieht Rosberg als entspannt, Foto: Sutton
Kein Problem mit Schumacher: Das Verhältnis zu seinem Teamkollegen sieht Rosberg als entspannt, Foto: Sutton

Dort arbeitet er seit 2010 an der Seite von Rekordchamp Schumacher. Angst vor dem großen Namen habe er aber nie gehabt. An der Strecke sei kein Platz für falsche Eitelkeiten und somit werde in den Fahrersitzungen beispielsweise Tacheles geredet. "Da sagen wir uns schon, was Sache ist. Da sind Titel, auch wenn es sieben sind, egal", meinte Rosberg, der sein Verhältnis zu Schumacher als kollegial beschrieb. Eine Mauer zwischen den beiden Silberpfeil-Stars gäbe es nicht. "Das ist total entspannt alles, total neutral. Man tauscht sich gut aus und bringt das Team nach vorn", so Rosberg, der aber auch zugab: "Eine gewisse Rivalität ist natürlich da, denn man will vor dem anderen ins Ziel kommen."

Wichtig sei bei allem Umgang mit dem Team aber stets der richtige Ton. "Mir ist da nix vorgeschrieben. Also ich darf sagen, was ich will. Aber es bringt gar nichts, Kritik in der Öffentlichkeit zu äußern. Kritik bringt nur was innerhalb des Teams, denn es soll uns ja weiter bringen", meinte Rosberg, der sich über seine aktuelle Position bei den Silberpfeilen sehr glücklich schätzte. "Dass ich dieses Team mit anführen kann, ist doch toll und auch ein sehr wichtiger Grund dafür, dass ich einen neuen Vertrag mit Mercedes unterschrieben habe. Das ist hier echt eine super Chance für mich - eine einmalige Chance", beteuerte er seine Begeisterung und den allgemeinen Optimismus im Team.

Nico Rosberg fährt auch in Zukunft in silber - das Ziel ist dabei ganz klar der erste Sieg, Foto: Sutton
Nico Rosberg fährt auch in Zukunft in silber - das Ziel ist dabei ganz klar der erste Sieg, Foto: Sutton

Angst, noch länger auf den langersehnten Premierentriumph warten zu müssen, habe er keine. "Ich bin mit voller Überzeugung dabei, dass ich auch in Zukunft einen guten Job mache und mich immer weiter steigere. Und dann schauen wir einmal, was dabei herauskommt", sagte der 26-Jährige. Dass sich mit Sebastian Vettel in diesem Jahr ein anderer Deutscher, in noch jüngeren Jahren, bereits zum zweiten Mal den WM-Titel sichern konnte, würde bei ihm keine Neidgefühle wecken. "Nicht ein kleines bisschen, gar nicht. Neid ist mir fremd", stellte Rosberg klar und lobte den aktuellen Lauf des Konkurrenten.

Viel Lob für Vettel

"Das ist eine sensationelle Leistung, die er bringt. Das kommt ja nicht von irgendwo, dass man Doppel-Weltmeister wird", meinte der Mercedes-Star und fügte an: "Er ist schon sehr talentiert." Er selbst wolle sich aber ganz auf seine eigene Person konzentrieren. "Ich vergleiche mich da auch überhaupt nicht. Ich bin zufrieden mit meiner Situation. Meine Zeit wird auch kommen, davon bin ich überzeugt", so Rosberg. Dass die Experten in der Formel 1, neben Vettels Erfolgen, durchaus auch die Leistungen des Silberpfeil-Piloten einzuschätzen wissen, zeigte zuletzt auch das oft spekulierte Interesse der Scuderia Ferrari. Trotzdem fiel Rosbergs Wahl erneut auf Mercedes.

"Obwohl ich ja in Maranello war vor zwei Wochen...", lachte der Wiesbadener, der klarstellte: "Achtung, das war jetzt ein Scherz. Im Ernst: Zum Zeitpunkt der Gerüchte hatte ich schon bei Mercedes neu unterschrieben." Für die Silberpfeile zu fahren, sei genauso ein starker Mythos, wie für Ferrari an den Start zu gehen. "Wenn nicht sogar noch stärker. Ich schaue immer wieder diese alten Videos mit Fangio aus den 50ern. Die Geschichte der Silberpfeile zu sehen, beeindruckt mich sehr und ich finde das alles gigantisch", so Rosberg, der erklärte: "In einem Silberpfeil zu gewinnen, das ist mein Traum."