Was denkst Du über den Großen Preis von Abu Dhabi?
James Allison: Ein hartes Wochenende für uns, doch angesichts der Natur dieser Strecke hatten wir mit Schwierigkeiten gerechnet. Zahlreiche Kurven, die im zweiten Gang gefahren werden sowie Traktionsprobleme zeigten die schlechtesten Aspekte des R31.

Interlagos gleicht einer Achterbahn - worin bestehen die größten technischen Herausforderungen?
James Allison: Die Strecke bergauf hin zu Kurve 1 ist recht lang und dort gibt es Überholmöglichkeiten. Deshalb ist es wichtig, den Speed des Autos auf der Geraden nicht zu weit herabzusetzen. Allerdings sind die Kurven im Mittelsektor ziemlich lang sowie langsam und verlangen deshalb nach höherer Downforce. Es ist wichtig, den korrekten Kompromiss zwischen diesen beiden Dingen zu finden. Außerdem ist die Strecke ziemlich holprig, was den richtigen Kompromiss des mechanischen Setups sehr wichtig macht. In Interlagos regnet es häufig und Regentropfen können ohne Vorwarnung aus Wolken herausfallen, die eigentlich nicht bedrohlich wirken. Das hält das Rennteam ständig auf den Beinen.

Wie groß war der Einfluss von Pirellis Reifen, DRS und der Rückkehr des KERS auf die Saison 2011?
James Allison: Das ist eine ziemlich umfangreiche Frage! Alles in allem hat die Mischung dieser drei Elemente für sehr interessante Rennen im Jahr 2011 gesorgt. Gehen wir einzeln darauf ein:

Es war sehr interessant, mit den Pirelli-Reifen umzugehen. Bei gewissen Rennen war der Verschleiß so, dass die Rennen hektisch wurden, angefangen bei kleinen Unterschieden im Verschleiß der Reifen zwischen den Teams, bis hin zu riesigen Unterschieden in der Performance auf der Strecke. Im Verlauf des Jahres wurden die Reifen besser für die jeweiligen Beläge ausgewählt, doch sie stellten immer noch eine interessante, strategische Herausforderung dar aufgrund der recht großen Performance-Unterschiede zwischen Prime- und Option-Reifen.

Meiner Ansicht nach hatte DRS einen positiven Einfluss auf das Spektakel dieses Jahr. Die FIA war generell klug in der Auswahl der DRS-Zonen mit dem Ergebnis, dass DRS das Überholen auf Strecken möglich gemacht hat, auf denen es vorher unmöglich war, ohne das Ganze dabei zu einfach zu gestalten. Früher im Jahr waren viele der Überholmanöver das Resultat des riesigen Reifenverschleißes. Doch je weiter sich die Saison entwickelte, wurde das DRS immer wichtiger bei der Hilfe, Prozessionen auf der Strecke zu vermeiden.

KERS ist augenfälliger als alles andere, wenn es zeitweise nicht vorhanden ist. Es gibt keinen relativen Vorteil, wenn ein mit KERS ausgerüstetes Auto mit einem anderen Auto, das KERS hat, kämpft. Sollte die Einheit allerdings ausfallen, wird der Unterschied schnell offensichtlich. Ein fehlerhaftes KERS sorgt schnell für einen erheblichen Verlust bei den Rundenzeiten und macht das Auto sehr verwundbar für Angriffe von Autos mit KERS. Das war vor allem zu Beginn der Saison offensichtlich, als Red Bull ein paar KERS-Probleme hatte, was sie manchmal anfällig machte.

Im Hinblick auf die gesamte Saison: wie würdest Du den R31 einschätzen?
James Allison: Ich betrachte es als gewagtes, aber letztendlich gescheitertes Experiment. Wir waren das einzige Team mit einer vorderen Abgasanlage und hatten damit große Hoffnungen, die von den Zahlen im Windkanal aufrecht gehalten wurden. Zu Beginn lief es hinreichend gut, obwohl vom ersten Test an klar war, dass die zur Verfügung stehende Downforce nicht so hoch war wie erwartet. Der weitere Verlauf der Saison war für alle in Enstone schwierig. Das Layout, das so viel versprochen hatte (und wenn es funktioniert hätte, wäre es fast unmöglich zu kopieren gewesen), stellte sich in der Entwicklung als sehr knifflig heraus. Außerdem hatte es grundlegende Schwächen in langsamen Kurven und das verfolgte uns das gesamte Jahr über. Wir freuen uns darauf, 2012 mit komplett neuen Auspuff-Regeln weiterzumachen und auf die Chance, die Dinge ungeschehen zu machen.

Wie sieht der Plan des Teams im Hinblick auf die Saison 2012 aus?
James Allison: Diese Zeit des Jahres ist hektisch. Es gibt im Moment ziemlich viel zu tun, aber das Ausmaß des neuen Autos wird auf ein wahnsinniges Level ansteigen, je näher der Januar heranrückt. Es gibt immer mehr zu tun als Zeit vorhanden ist und trotzdem klappt es irgendwie jedes Jahr rechtzeitig, das neue Auto für die Testfahrten im Winter auf die Strecke zu bringen. Eine Änderung für kommendes Jahr, die besagt, dass alle Teams erst den Crashtest der FIA bestehen müssen, bevor sie an den Testfahrten vor der Saison teilnehmen dürfen, verleiht dieser sowieso schon schwierigen Zeit noch mehr Spannung.