Sebastian Vettel und Red Bull Racing waren in der Königsklasse die Erfolgskombination der letzten beiden Jahre. Immer mit an Bord: Der Renault-Motor, der den Champion bei seinen Triumphen angetrieben hat. Für die Franzosen ist das als Werbung für die Marke unbezahlbar - deshalb weitet der Konzern sein Engagement in der F1 auch weiter aus und beliefert 2012 zusätzlich zu Red Bull, Lotus Renault und Team Lotus auch noch die Traditionstruppe von Williams.

"So ein Erfolg ist für jeden bei Red Bull und bei Renault Sport F1 natürlich unheimlich zufriedenstellend", blickte Renault-Betriebsdirektor Carlos Tavares kurz vor dem Saisonende auf ein äußerst positives Jahr zurück. "Renault hat in 34 Jahren Formel-1-Engagement jetzt zum zehnten Mal die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft gewonnen - das ist eine außergewöhnliche Leistung", lobte der 52-Jährige, der glaubte, diese Erfolge würden auf der "sachlichen Art" des Teams gründen. "Das zeichnet meiner Ansicht nach wahre Champions aus", meinte das stolze Vorstandsmitglied.

An den Aufgaben gewachsen

1992 fuhren Nigel Mansell und Williams-Renault die Konkurrenz in Grund und Boden, Foto: Sutton
1992 fuhren Nigel Mansell und Williams-Renault die Konkurrenz in Grund und Boden, Foto: Sutton

Das Erfolgsrezept seiner Renault-Truppe sei über Jahre hinweg verfeinert worden. "Die Fähigkeit, mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die andere Kulturen und Lösungswege haben, wird in der globalen Wirtschaft immer mehr zu einem Wettbewerbsvorteil. Die Teams in der Motorenabteilung in Viry haben bewiesen, dass sie in der Lage sind, Bedürfnisse zu verstehen, statt einem Kunden bloß Motoren zu liefern", fand der Renault-Chef. "Sie optimieren die Triebwerke immer mit Blick darauf, dass der Partner ein möglichst wettbewerbsfähiges Gesamtpaket aus Chassis und Motor bauen kann."

"Wir haben verstanden, dass ein Motor nicht nur Power liefert und Sprit verbraucht, sondern dass seine Architektur, seine Charakteristika, seine Integration ins Auto und vieles mehr dem Chassis-Konstrukteur die Freiheit geben kann, seine Ideen umzusetzen - das gilt vor allem für die Optimierung der aerodynamischen Effizienz", verriet Tavares. Diese Erfahrung wird in der Königsklasse geschätzt. Nach fast 15 Jahren Trennung hat man sich für die kommende Saison mit Williams auf eine Erneuerung der vor allem in den frühen Neunzigern legendären Partnerschaft geeinigt.

Ayrton Sennas Wechsel zu Williams-Renault endete am 1. Mai 1994 in Imola tragisch, Foto: Sutton
Ayrton Sennas Wechsel zu Williams-Renault endete am 1. Mai 1994 in Imola tragisch, Foto: Sutton

"Die Partnerschaft mit Williams ist für uns eine sehr emotionale Verbindung. Der Rennstall gehört heute zu den kleineren der Formel 1, und Sir Frank Williams möchte sein Team wieder ganz nach vorne bringen", so der Renault-Mann, der anfügte: "Für uns ist es eine Herzensangelegenheit, Williams dabei zu unterstützen. Wir werden alles, wofür Renault steht, in diese Partnerschaft einbringen. Diesen Aspekt halte ich für sehr wichtig." Williams habe beim Konzern viele Freunde. "Wir sind sehr stolz, in der nächsten Saison vier Teams auszurüsten", meinte Tavares begeistert.

Konkurrenz belebt das Geschäft

Über Konkurrenz auf der Piste sei man aber trotz der Ausrüstung eines weiteren Rennstalls immer erfreut. "Wir möchten niemals der alleinige Motorenausrüster in der F1 sein, weil wir dann nie beweisen könnten, dass wir im direkten Wettbewerb die Besten sind", sagte der Betriebsdirektor, der angab, sich über starke Gegner zu freuen. Die aktuelle Entwicklung der Königsklasse sah er positiv - wie kürzlich durch den Indien-GP neue Märkte zu erschließen, sei auch in Zeiten der Globalisierung immer noch essentiell.

"Indien ist für Renault ein sehr wichtiger Markt. Wir sind überzeugt, dass der indische Markt in den nächsten zehn Jahren enorm wachsen und wahrscheinlich bald zu den drei oder vier größten Absatzmärkten der Welt zählen wird", war sich der Renault-Chef sicher. Der Grand Prix-Sport sei daher ein "außergewöhnlich wirksames Werkzeug" für den Konzern. "Die Formel 1 stellt die technologische Spitze dar. Und wenn Renault auf diesem Top-Level Erfolg hat, sind Produkte von Renault auf jedem Level gut", erklärte Tavares, der anfügte: "Diese Verknüpfung hilft uns, die Marke in den boomenden Schwellenländern als attraktiv und begehrenswert zu positionieren."