Das Fahrerlager in Indien hatte nach dem Rennen am Sonntag einiges zu diskutieren. Haupt-Thema war dabei das erneute Aufeinandertreffen von Lewis Hamilton und Felipe Massa. Die beiden alten Bekannten hatten in Runde 24 wieder einmal Lack ausgetauscht und sich damit Zeit gekostet, ausnahmsweise bekam diesmal allerdings Massa eine Strafe. Hatte bei ähnlichen Situationen in dieser Saison der Angreifer die Schuld bekommen, war es diesmal der Angegriffene, der sich verantworten musste.

Das Fahrerlager war in der Schuldfrage geteilter Meinung, RTL-Reporter Kai Ebel hatte seine eigene Interpretation zu der Sache. "Da hat die Rennleitung heute wohl überlegt und entschieden, da geben wir heute mal Felipe Massa die Schuld, denn sie wissen ja nicht mehr, was sie mit Hamilton eigentlich noch machen sollen. Er wird jedes Mal verwarnt, noch eine Bewährung, noch ein Gedicht. Man weiß ja nicht mehr, wie das noch weitergehen soll. Ich würde sagen, lasst den Jungen die letzten beiden Rennen einfach zu Ende fahren, aber schaut, dass sich die Beiden aus dem Weg gehen, denn sonst tun sie sich noch richtig weh", erklärte Ebel gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Kein Platz

Die betroffenen Fahrer fühlten sich klarerweise beide unschuldig und daher auch im Recht. Hamilton wollte sogar von einem Rennunfall sprechen, wobei er Massa dann doch eher verantwortlich machte. "Das ist ein Rennunfall, sowas passiert", sagte er. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass es mein Fehler war. Ich habe versucht, vom Gas zu gehen, doch er ließ mir keinen Raum." Vor dem Rennen hatte der Brite sogar versucht, die Wogen zwischen sich und Massa ein wenig zu glätten - zumindest sah er das so. "Ich stand nach der Schweigeminute neben Felipe. Er hat mit mir lange Zeit nicht geredet, aber ich habe die Initiative ergriffen, habe meinen Arm um ihn gelegt und ihm viel Glück für das Rennen gewünscht."

Lewis Hamiltons Geste nach der Schweigeminute in Indien sah Felipe Massa nicht wirklich als Friedensangebot, Foto: Sutton
Lewis Hamiltons Geste nach der Schweigeminute in Indien sah Felipe Massa nicht wirklich als Friedensangebot, Foto: Sutton

Diese Geste wollte Massa nicht wirklich als großes Friedensangebot verstehen. "Er hat da gar nichts probiert. Als ich mit ihm sprechen wollte, ging er vorbei. Er sah mir nicht ins Gesicht, also nein. Hier nicht. Nach der Schweigeminute hier stand er neben mir und sagte nur: 'Hab ein gutes Rennen.' Damit versucht er was? Hab ein gutes Rennen? Ist das jetzt reden oder wie?", fragte der Ferrari-Pilot. Die Schuld sah er klarerweise auch nicht auf seiner Seite. Nach seinem Dafürhalten hatte er alles richtig gemacht. "Meine Ansicht ist, dass ich vorne war, später bremste als er und klar vorne lag. Ich war auch auf dem griffigen Bereich und begann einzulenken. Ich sah ihn links nicht, da er hinten war. Er berührte mein Hinterrad. Daher verstehe ich ehrlich gesagt nicht, warum ich eine Strafe bekomme. Das ist unverständlich."

Der Gegner war egal

Dass das Manöver nur deswegen so passiert war, weil er gegen Hamilton fuhr, bestritt Massa. Er hätte es gegen jeden Fahrer so gemacht, weil die Situation eben so war, wie sie war. "Ich verstehe nicht, warum ich da nachgeben und ihn vorbeilassen soll. Ich habe später gebremst", betonte er noch einmal. Die Teamchefs der beiden Piloten hielten sich vornehm zurück und wollten nicht noch Öl in den Flächenbrand gießen. McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh meinte, die Beiden sollten die Sache unter sich ausmachen. "Sie sind beide junge Fahrer, aber so klein sind sie auch nicht mehr. Sie sind Männer. Es wäre schön, wenn sie sich auf der Strecke nicht stets magnetisch anziehen würden und wir nicht diese Zwischenfälle hätten", erklärte der Brite.

Dass die Teams auf eine Versöhnung der beiden Drängen sollten, glaubte Whitmarsh nicht. Die Ursache für die Zwischenfälle mit den Beiden schob er auf den Druck, unter dem Massa und Hamilton stehen. "Ich glaube, Felipe steht unter enormem Druck in seinem Team, was ihn dazu veranlasst, zu reagieren. Lewis fühlt denselben Druck wegen der großartigen Form von Jenson." Da aber beide eben noch jung sind und noch einige Jahre in der Formel 1 fahren dürften, hoffte Whitmarsh, dass sich die Sache klärt. Das hoffte auch Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, wobei er meinte: "Wir können zusammen Karten spielen, aber nicht diese Situation klären."

Domenicali verstand Stewards nicht

Dass Massa und Hamilton öfter als gewöhnlich zusammengestoßen sind, wollte Domenicali nicht leugnen, er wollte nun aber vor allem sicherstellen, dass die Angelegenheit sich nicht zu einer ausgewachsenen Krise verschlimmert. "Das wäre nicht gut für den Gemütszustand der Fahrer." Im Gegensatz zu Whitmarsh gab Domenicali auch eine Bewertung zur Kollision ab, wobei er wenig überraschend auf Seite Massas stand. "Ich respektiere immer die Entscheidung der Unparteiischen, aber ich war erstaunt, als ich diese Maßnahme sah. Was ich gesehen habe, ist, dass Felipe vor dem Scheitelpunkt vorne war und die Linie hatte, um durch die Kurve zu kommen. Ich war wirklich überrascht", erklärte der Ferrari-Teamchef.