Sicherheit im Motorsport ist grundsätzlich ein großes Thema - noch größer, wenn tragische Unfälle passieren wie zuletzt. Nur eine Woche nach dem Unfalltod von Dan Wheldon beim IndyCar-Rennen in Las Vegas fand auch Marco Simoncelli den Tod. Es sind diese dramatischen Ereignisse, die allen wieder deutlich vor Augen führen, dass Motorsport mit einem gewissen Risiko behaftet ist. "Während wir fahren, denken wir nicht daran, dass wir uns in Gefahr begeben", beschreibt der Mercedes-Pilot aus Sicht der Fahrer. "Wir fühlen uns wohl, wenn wir die Autos ans Limit bringen und es ist unser Anspruch, die Autos ans Limit zu pushen."

Daran wird sich im Hinblick auf die vergangenen Tragödien auch an diesem Rennwochenende in Indien nichts ändern, ist Schumacher überzeugt. "Es waren unglückliche Umstände in beiden Situationen", glaubt Paul Di Resta. "Es ist tragisch, aber Motorsport ist gefährlich - das wissen wir alle." Angesichts des Risikos, das immer mitfährt, fordert Ross Brawn unterdessen, dass die F1-Beteiligten Hand in Hand an stetiger Verbesserung der Sicherheit arbeiten. "Jedes Team trägt offen und konstruktiv bei, um Lösungen zu finden - selbst wenn das die eigene Wettbewerbsposition gefährdet", sagt der Mercedes-Teamchef. "In schwierigen Zeiten rücken wir alle zusammen."

Dass Vorkommnisse wie Wheldon und Simoncelli nicht spurlos an den Motorsport-Kollegen vorbei gehen, ist klar. Dabei spielt die jeweilige Motorsportart zunächst einmal keine Rolle, denn alle teilen das gleiche Schicksal und nehmen das mit dem Sport verbundene Risiko in Kauf. "Ich war kein enger Freund von Marco, aber ich kannte ihn und habe ihn in diesem Jahr getroffen", so Sebastian Vettel nach Simoncellis Tod. "Wir gehen alle ein bestimmtes Risiko ein, wenn wir ins Auto oder aufs Motorrad steigen. Wir alle lieben den Motorsport und den Thrill."

Doch gleichzeitig hoffe man laut Vettel, dass nichts Schlimmes passiert. Es sei schockierend, wie schnell sich so etwas könne. "Klar, manchmal beschweren wir uns über die weitläufigen Auslaufzonen, aber gleichzeitig wollen wir niemanden in Gefahr bringen", spricht Vettel den inneren Konflikt der Motorsportler offen an. Nach den Todesfällen von Senna und Ratzenberger 1994 in Imola hat in der Formel 1 ein massives Umdenken stattgefunden, was die Sicherheit betrifft. Seit dieser Zeit sind zwar weitere, schlimme Unfälle passiert, doch die Formel 1 gilt als extrem sicher.

"Es ist wohl der sicherste Motorsport, den es gibt", glaubt Jenson Button, warnt aber gleichzeitig: "Dennoch besteht immer noch eine gewisse Gefahr." Vor allem bei den IndyCars, die mit extrem hohen Geschwindigkeiten unterwegs sind. Dass die Autos veraltet sind, haben auch die Veranstalter bemerkt. Für die kommende Saison wurde ein neues, sichereres Auto entwickelt - als Hommage an Wheldon trägt es den Namen DW12. "Es ist fürchterlich, wenn ein Fahrer stirbt, aber wenn es bei solch hohen Geschwindigkeiten einen Unfall mit so vielen Autos gibt, dann geschieht meistens etwas", fügt Button im Hinblick auf die US-Serie an. "Als ich den Unfall gesehen habe, war ich schwer geschockt, aber ich fürchtete auch, dass noch mehr Fahrer schwer verletzt worden wären."

Button glaubt, dass es im Motorsport verschiedene Gefahrenstufen gibt. "MotoGP ist MotoGP - der Fahrer ist dort weitestgehend ungeschützt", sagt der Brite. "Wir haben ein Cockpit um uns herum, das uns schützt, wer von einem Motorrad stürzt, hat das nicht - deshalb kann man einem nachfolgenden Motorrad nicht ausweichen." Dass die meisten F1-Piloten sich sicher fühlen, unterstreicht Nico Rosberg. "Man fühlt sich schon sehr sicher", betont er. "Ich denke, dass mir so etwas nicht passieren könnte." Trotzdem sei der Sport weiterhin riskant. Es bleibt zu hoffen, dass diese Denkweise nie in Vergessenheit gerät und es keine Wheldons und Simoncellis braucht, um dieses Bewusstsein wieder zu wecken.