Ist es eine Überraschung, dass erstmals kein Red Bull auf der Pole steht?
Marc Surer: Ich habe das eigentlich schon in Suzuka erwartet, weil McLaren auch dort in den Freien Trainings schon wesentlich schneller gewesen ist. Das war hier wieder der Fall, und jetzt musste es einfach mal so kommen.

Hat McLaren durch die letzten Updates wirklich so viel aufgeholt?
Marc Surer: Wenn ich es richtig verstehe, haben sie den Heckflügel endlich richtig hingekriegt. Dadurch, dass der Flügel jetzt sofort nach dem Schließen Abtrieb generiert, gibt er dem Fahrer die Sicherheit, dass er ihn wirklich bis zum letzten Moment geöffnet lassen kann. Das bringt natürlich ein bisschen Zeit, aber vor allem Vertrauen für die Piloten.

Könnte es ein Vorteil für Vettel sein, einen Satz weiche Reifen gespart zu haben?
Marc Surer: Natürlich kann das ein Vorteil sein, aber wir reden hier nur von einem Satz. Die anderen haben zwei neue Sätze, er hat drei. Wenn man hinten liegt, ist vielleicht auch ein frischer Satz Reifen nicht genug, um zu überholen.

Ist Jenson Button für dich der Geheimfavorit wegen seines reifenschonenden Fahrstils?
Marc Surer: Normalerweise müsste man Jenson als Favorit hinstellen, aber auch der Lewis [Hamilton] sollte wissen, wie er mit den Reifen umzugehen hat. Er hatte viel Pech in den letzten Rennen, dass er immer gleich zurückfiel, so dass er im Mittelfeld hängen blieb. Aber Jenson ist schon der Mann, auf den es zu achten gilt.

Wie wichtig ist es für Lewis Hamilton, hier auf der Pole zu stehen, nach all dem Ärger?
Marc Surer: Das war ganz wichtig. Lewis ist ein bisschen von der Rolle, hat alles Unglück angezogen, teils selbstverschuldet, aber irgendwie war er immer mittendrin, wenn es hoch her ging. Es ist schön zu sehen, dass er mal wieder ein Erfolgserlebnis hat und vielleicht vorne weg fahren kann, dann gibt es auch keine Kollision.

Jenson Button steht für Marc Surer ganz oben auf der Favoritenliste, Foto: Sutton
Jenson Button steht für Marc Surer ganz oben auf der Favoritenliste, Foto: Sutton

Hast du die Strategie von Mercedes und Michael Schumacher verstanden?
Marc Surer: Die haben offensichtlich gedacht, dass ein Versuch ausreichen würde, was sehr mutig ist. Aber der Reifensatz war wohl nicht ganz in Ordnung. Da hat es nicht geklappt und dann ging ihnen die Zeit aus. Ich verstehe nicht, dass man so ein Risiko eingeht, weil in den Top-10 zu starten ist nicht nur vom Startplatz her ein Vorteil, sondern auch von der Sicherheit. Jetzt ist er mitten im Mittelfeld, und das ist eben gefährlich.

Wird es ein strategiegeprägtes Rennen werden, gerade weil alle so wenig Erfahrung mit den Reifen haben nach dem ganzen Regen am Freitag?
Marc Surer: Wir sind am Ende der Saison, nach so vielen Rennen wissen die Teams ganz genau, was auf sie zukommt. Die Teams haben sich unterschiedlich eingerichtet. Red Bull scheint den superweichen Reifen überhaupt nicht zu gebrauchen. Die werden zwar auf diesem Reifen starten, der kommt dann aber schnell runter und es wird mit den härteren weitergefahren. Allerdings habe ich bei Mercedes gesehen, dass sie zehn Runden ohne Probleme mit dem superweichen Reifen gefahren haben, so dass ich glaube, dass wir noch die eine oder andere Überraschung im Hinblick auf die Haltbarkeit der superweichen Reifen erleben werden.