Der zweite Platz ist der erste Verlierer. So gesehen stehen seit Sonntag endgültig die 23 Verlierer der Saison fest. Kein Wunder also, dass Jenson Button und Fernando Alonso wenig Lust verspüren, sich als bester der Verlierer einzureihen – schließlich blieben sie auch als Vizeweltmeister auf die Saison gesehen dennoch Verlierer.

"In zwei Monaten hat man das vergessen", sagt Alonso. "Mir wäre es lieber, eines der verbleibenden Rennen zu gewinnen, als Zweiter in der Fahrer-WM zu werden." Die gleiche Ansicht vertritt Jenson Button: "Wenn ich noch drei Rennen gewinnen könnte, aber WM-Dritter würde, wäre ich glücklicher, als wenn ich Vizeweltmeister würde, aber kein Rennen mehr gewinne", sagte er bereits vor seinem Sieg in Japan - zu seinem Glück fehlen ihm somit also nur noch zwei weitere GP-Erfolge.

Sieg zum 700. McLaren Grand Prix?

Den nächsten Anlauf nimmt er frisch motiviert am kommenden Wochenende in Korea. Dabei stört sich der Brite nicht daran, dass es für ihn im Vorjahr nicht besonders gut auf der neuen Strecke in der Nähe von Mokpo gelaufen ist. "Angesichts der Pace unseres Autos und der Form des Teams gehe ich zuversichtlich ins Rennwochenende", kündigt er an. Der größte Unterschied für Button ist: "Ich habe ein Auto, dem ich vertraue - das war letzte Saison nicht wirklich der Fall." In diesem Jahr sei der McLaren in jedem Kurventyp gut.

Jenson Button hat Geschmack am Champagner gefunden, Foto: Pirelli
Jenson Button hat Geschmack am Champagner gefunden, Foto: Pirelli

Ein McLaren-Sieg würde nicht nur Button, sondern besonders dem gescholtenen Lewis Hamilton gut tun - zudem wäre es der 175. Sieg des Teams im 700. Grand Prix. "Das ist eine immense Leistung, die wir gerne mit einem weiteren Sieg krönen möchten", sagt Teamchef Martin Whitmarsh. Den Titelverlust hat McLaren abgehakt. "Für uns geht es nun um Rennsiege und darauf werden wir vorrangig schauen."

Bislang gewann das Team vier Rennen in dieser Saison, in den letzten vier Saisonläufen sollen noch ein paar hinzukommen. "Wenn wir die nächsten vier auch gewinnen, dann können wir es als halb annehmbare Saison abhaken", meint Whitmarsh. Fast genauso gut schmecken würden ihm aber ein paar Pole Positions - denn bislang gingen alle 15 ersten Startplätze an Red Bull. "Dafür gibt es keine Punkte, es geht nur um unseren Stolz", betont er.

Ferrari jagt den zweiten Sieg

Bei Ferrari würde sich das Team nach einer schwachen Saison wohl mit jedem weiteren Erfolgserlebnis zufrieden geben. "Wir wollen in den letzten Rennen möglichst viele Punkte holen und noch ein Rennen gewinnen", gibt Teamboss Stefano Domenicali die Marschroute vor. "Im Qualifying sind wir hinter Red Bull und McLaren, aber im Rennen sind wir dran - speziell, wenn zusätzliche Faktoren wie Reifenverschleiß mitspielen", glaubt Fernando Alonso.

Der Vizetitel interessiert Fernando Alonso nicht, weitere Siege hingegen sehr, Foto: Sutton
Der Vizetitel interessiert Fernando Alonso nicht, weitere Siege hingegen sehr, Foto: Sutton

Das Rennen in Japan habe gezeigt, dass kein großer Unterschied zwischen Red Bull, McLaren und Ferrari bestehe, so Demonicali. "Wir müssen uns auf die Abstimmung des Autos konzentrieren." Wenn sich das Team keine Gedanken über die Konkurrenz mache und sich auf sich selbst konzentriere, seien gute Ergebnisse wie in Suzuka auch weiterhin möglich.

Während McLaren und Ferrari also den letzten vier GP-Siegen des Jahres nachjagen, hat zumindest ein Team Freude am Platz des ersten Verlierers gefunden - das Weltmeisterteam Red Bull. Da den Stieren in Korea der zweite WM-Titel des Jahres, jener in der Konstrukteurs-WM, so gut wie nicht zu nehmen ist, konzentriert sich Christian Horner schon auf den totalen Triumph: "Wir wollen, dass Mark [Webber] die Position des Vize-Weltmeisters einnimmt und die Saison auf einem wirklich hohen Level abschließt."

Obendrein gibt auch der Weltmeister nicht auf: "Wir wollen die letzten vier Rennen gewinnen", sagt Sebastian Vettel überzeugend. "Jedes einzelne Rennen war ein Genuss", glaubt Boxengassenreporter Kai Ebel. Dabei gibt es noch einige Rekordmarken zu verbessern: "Während ich sicher bin, dass Sebastians Hauptfokus darauf liegt, uns zu helfen, den Konstrukteurs-Titel zu gewinnen, bin ich auch sicher, dass er darauf schielt, vielleicht einige dieser Rekorde zu brechen", sagte Horner. So besteht unter anderem die Möglichkeit - bei Siegen in allen verbliebenen Rennen - Michael Schumachers 13 Triumphe in einer Saison einzustellen.