Für Sam Michael ist mit dem Großen Preis von Singapur seine Arbeit bei Williams getan. "Da wären ein paar Punkte schon schön", meinte der langjährige Mitarbeiter im Vorfeld. 2012 wechselt der 40-Jährige schließlich zu McLaren und das Nachtrennen in der asiatischen Metropole stellt daher seinen vorerst letzten Auftritt in der F1-Saison 2011 dar. "Nach elf Jahren ist es natürlich schon ein komisches Gefühl, dass das mein letztes Rennen sein wird", gab der Australier zu. Seit 2001 ist Michael im Team - seit 2004 in seiner aktuellen Position als Leiter der technischen Abteilung.

Böses Blut gäbe es zum Abschied mit Sicherheit nicht. "Ich verlasse Williams mit einem sehr guten Draht zur Firma und habe nur gute Erinnerungen - aber nach so viele Jahren ist es Zeit für eine Veränderung", fand Michael zum Abschied versöhnliche Worte. "Es war eine großartige Zeit mit ihnen und sie hatten so einen prestigeträchtigen Namen - es war wirklich eine Ehre mit Frank und Patrick zu arbeiten", so der Techniker in Bezug auf Gründer Williams und Teamchef Head. Für die Leute im Team habe er höchsten Respekt. "Man hat mir dort die Leitung des Rennteams anvertraut - darauf bin ich immer noch sehr stolz", meinte der 40-Jährige.

In Singapur Einarbeitung der Nachfolger

Ein letzter Gang über die Strecke - Sam Michael verabschiedet sich mit einem Nachtspaziergang in Singapur von Rubens Barrichello, Foto: Sutton
Ein letzter Gang über die Strecke - Sam Michael verabschiedet sich mit einem Nachtspaziergang in Singapur von Rubens Barrichello, Foto: Sutton

An beinahe 200 Grand-Prix-Wochenenden hat der designierte McLaren-Sportdirektor für die Traditionsmannschaft aus Grove gearbeitet - nun fällt der Vorhang. Damit sein Ausstand ein fröhlicher sei, wünschte sich der Technikdirektor vorab ein gutes Resultat für sein Team. Rubens Barrichello startet am Sonntag als Zwölfter, Teamkollege Pastor Maldonado steht eine Position dahinter. Punkte scheinen also möglich, besonders da der überraschend geringe Reifenverschleiß dem Team in Singapur entgegenkommt. In der bisherigen Saison hatte einem gerade diese Problematik oft zu schaffen gemacht.

"Diese Strecke ist sonderbar, denn es gibt keine wirklich schnellen Kurven, in denen man unter hohem Reifenverschleiß leidet. Obwohl das hier so ist, ist aber trotzdem der Unterschied zwischen den beiden Reifenmischungen sehr hoch", stellte der Australier fest. Auch wenn es eine große Überraschung wäre, konnte sich der Williams-Mann durchaus vorstellen, dass irgendein Fahrer es vor diesem Hintergrund im Rennen mit einer Ein-Stopp-Strategie versuchen könnte. Dass Michael an diesem Wochenende im Team noch ein Begleiter zur Seite steht, liegt also nicht daran, dass er solche Feinheiten nicht frühzeitig selbst bemerken würde.

Williams-Chef-Renningenieur Mark Gillan blickt dem Technikdirektor in Singapur dennoch genau über die Schulter. Der Ex-McLaren und Red-Bull-Mann soll an diesem Wochenende eingearbeitet werden, um einen reibungslosen Übergang in der Zeit nach Michael zu gewährleisten. "Mark hat sich bereits gut eingelebt. Einige Kleinigkeiten wird er an der Boxenmauer wohl verändern wollen - an diesem Wochenende ist aber noch alles wie immer und er sieht nur zu", so Michael, der anfügte: "Er hat nun gesehen, was ich mache, wird aber auch seine eigenen Ideen zur Strukturierung der Abläufe haben. In Suzuka übernimmt er dann ganz. Es ist hier also ein Wochenende des Umbruchs."