Eigentlich hatte er sich schon aus dem Formel-1-Paddock verabschiedet, um in der WRC mehr Spaß zu haben. Doch Kimi Räikkönen ist und bleibt ein heißes Thema bei den Gerüchteköchen der Königsklasse. Schon im letzten Jahr wurde er gerne mit einer Rückkehr in die F1 zu Renault in Verbindung gebracht. In dieser Saison ist Williams die auserkorene Lösung.

Tatsächlich scheint der Ex-Champion Interesse an einem Comeback zu haben. Seine Entwicklung in der WRC verlief in der zweiten Saison nicht so stark wie erhofft, zuletzt ließ er sogar einen WM-Lauf aus und wurde dafür aus der Gesamtwertung geworfen. Auch seine Ausflüge in die Langstreckenwelt mit Peugeot und die NASCAR Serie konnten den Iceman nicht wirklich überzeugen.

Williams: Aufbruch zu neuem Ruhm?

Was spricht also für einen Wechsel zu Williams? Das Team versucht verzweifelt, den Glanz früherer Jahre wiederzubeleben - was wäre da ein besseres Zeichen als die Verpflichtung eines Weltmeisters? Da Räikkönen wohl signalisiert hat, dass er auch zu einem geringeren Salär bereit wäre, für Williams zu fahren, könnte das Team mit ihm sogar Geld verdienen - immerhin lockt ein Champion mit dem Namen Räikkönen Sponsoren an oder überzeugt vorhandene Geldgeber dazu, etwas mehr draufzulegen.

So würden seine Fans Kimi gerne wieder in der Formel 1 sehen, Foto: Sutton
So würden seine Fans Kimi gerne wieder in der Formel 1 sehen, Foto: Sutton

Die Leistungen von Rubens Barrichello rechtfertigen eine Weiterverpflichtung des Brasilianers nicht - seine Zeit in der F1 ist schon lange abgelaufen, obwohl er noch immer (auch an diesem Wochenende in Singapur) die gesprungene Platte auflegt, er fühle sich wie ein 18-Jähriger und sei besser denn je. Das Cockpit von Pastor Maldonado scheint derweil durch seine Mitgift gesichert zu sein, außerdem wusste er im Vergleich mit Barrichello durchaus zu überzeugen. Ob er allerdings so schnell ist wie sein Vorgänger Nico Hülkenberg, sei einmal dahingestellt...

Mit Räikkönen hätte Maladonado immer noch einen erfahrenen Piloten an seiner Seite, wobei der Finne nicht unbedingt als der beste Entwickler und Teamantreiber gilt. Angesichts der beschränkten Testfahrten vor Saisonbeginn wiegt das aber vielleicht nicht mehr so stark wie früher, dennoch muss jetzt an den Rennwochenenden viel Entwicklungsarbeit betrieben werden.

Räikkönen: Viele Fragezeichen

Das ist neu für Räikkönen, wie so vieles andere in der heutigen Formel 1. Seit seinem letzten Rennen in Abu Dhabi 2009 (Platz 12) hat sich viel getan - KERS ist zurück, DRS neu und die Pirelli-Reifen brachten selbst durchgängig aktive Fahrer wie Mark Webber in Schwierigkeiten. Ganz zu schweigen von Michael Schumacher, der nach drei Jahren Pause noch immer nicht an den Speed alter Tage anknüpfen konnte. Könnte Räikkönen das auf Anhieb?

Williams, Rallye, NASCAR, Rasenmäherrennen - Quo vadis, Kimi?, Foto: Red Bull/GEPA
Williams, Rallye, NASCAR, Rasenmäherrennen - Quo vadis, Kimi?, Foto: Red Bull/GEPA

Diese Frage muss sich Williams stellen, wenn das Team über eine Verpflichtung des Finnen nachdenkt. Das Beispiel Schumacher sollte Warnung genug sein, um zumindest einige berechtigte Zweifel daran zu hegen - immerhin sah Räikkönen schon in seiner letzten Ferrari-Saison gegen Felipe Massa nur wenig Land. Und bei aller Liebe zum sympathischen Brasilianer: der ultimative Überflieger ist er nicht, gegen einen Weltklassefahrer wie Fernando Alonso ist er deutlich unterlegen.

Das größte Fragezeichen dürfte aber die oftmals hinterfragte Motivation des Iceman sein. Will er es sich wirklich antun, im Mittelfeld um die letzten Punkteränge zu kämpfen? Vielleicht von Team Lotus oder 2012 dann Caterham angegriffen zu werden? Nach ein paar Rennen dürfte dem alten Räikkönen die Lust darauf schnell vergehen - dann hätten er und sein Team ein mächtiges Problem.

Zwar würde Williams nicht aus der WM ausgeschlossen, wie Kimis WRC-Mannschaft, wenn er mangels Lust nicht antreten würde, doch würden sich für Williams die positiven Zeichen für die Zukunft dann geschwind ins Gegenteil verkehren.

Dass das Team 2012 mit den neuen Technikkräften von Mike Coughlan über Mark Gillan bis Jon Tomlinson urplötzlich in die Riege der Top-4 zurückkehrt, darf getrost bezweifelt werden. Der Formel 1 würden der sechste aktive Weltmeister und Kimi Räikkönen in Topform garantiert gut tun - aber ist der neue Kimi nach dem erholsamen Rallye-Ausflug in Wald und Wiesen bereit, Aufbauarbeit zu leisten?