Viele sagen, das hier ist das anstrengendste Rennen des Jahres - wie hast du dich vorbereitet?
Bruno Senna: Ich habe seit Dienstag, seit ich hier bin, schon ziemlich viel hier trainiert, um mich besser zu akklimatisieren, aber im Moment ist es mit der Hitze ja gar nicht so schlimm. Mal sehen was das Wetter macht...

Würdest du dir wieder Regen wünschen?
Bruno Senna: Nein, hier nicht, hier wäre es wohl besser für mich, wenn es trocken bleibt, damit ich die Zeit auf der Strecke maximal ausnutzen kann. Vor allem wechselnde Bedingungen wären nicht gut für mich, weil ich die Strecke ja viel weniger gut kenne als Monza und Spa, auch das Auto mit viel Downforce kaum, da bin ich ja nur einmal in Ungarn kurz damit gefahren. Also werde ich mich langsam herantasten müssen - und das geht bei gleichmäßigen Bedingungen am besten. Es wird schwierig für mich werden, hier 100 Prozent aus dem Auto heraus zu holen, weil ich hier erstmals mit dem Auto mit maximalem Downforce-Level unterwegs sein werde. Aber ich habe gute Erfahrungen auf Straßenkursen, also könnte es, wenn das Auto gut ist, ein gutes Wochenende werden.

Was glaubst du, wie weit kannst du in diesem Jahr noch an dein Leistungsoptimum herankommen?
Bruno Senna: Ob ich absolute konstante 100 Prozent, dieses komplette Vertrauen, die Konstanz und das Niveau, das ich 2008 in der GP2 hatte, schaffe, weiß ich nicht. Ich werde es natürlich versuchen, ich habe auch bei den ersten beiden Rennen gemerkt, dass ich immer dazu lerne, aber da ist immer noch eine Menge Raum nach oben. Und die letzten ein, zwei Prozent, das ist immer das Schwierigste.

Die schattigen Abschnitte im Königlichen Park zu Monza waren noch nichts im Vergleich zur Nacht in Singapur, Foto: Sutton
Die schattigen Abschnitte im Königlichen Park zu Monza waren noch nichts im Vergleich zur Nacht in Singapur, Foto: Sutton

Habt ihr jetzt die Neuheiten, die schon für Monza geplant waren?
Bruno Senna: Wir haben 50 Prozent der neuen Teile, weil es ein Problem in der Produktion gab. Der neue Frontflügel, der eigentlich geplant war, fehlt, aber wir haben die kompletten neuen Verkleidungsteile, mit kleineren Kühlern. Das sollte mehr Downforce produzieren und das Auto auch besser fahrbar machen. Hier ist der Unterschied vielleicht noch nicht so groß, aber auf anderen Strecken dürfte es sich stärker auswirken. Morgen wird das erst mal Vitaly ausprobieren, wenn es funktioniert, kommt es dann am Samstag auch an mein Auto.

Wie kommst Du eigentlich hier mit den eigenartigen Zeiten zurecht?
Bruno Senna: Machmal ist es schon komisch - am Freitag zum Beispiel haben wir das letzte Meeting mit Pirelli um drei Uhr früh... Aber ich komme ganz gut zurecht, schlafe auch gut in den Mittag oder Nachmittag rein. Wenn man dann früh gegen fünf, sechs Uhr, wenn es schon hell wird, schlafen geht, dann fühlt man sich halt manchmal wie in Jugendzeiten, als man um die Uhrzeit von irgendwelchen Parties gekommen ist.

Glaubst Du eigentlich, dass die WM schon an diesem Wochenende entschieden wird?
Bruno Senna: Ja, ich glaube schon, dass Sebastian das hier macht. Der Red Bull ist ja gerade auf Strecken mit viel Downforce immer super stark, es war eher überraschend, dass sie auch in Spa und Monza so gut waren. Aber es hätte natürlich seinen Reiz, zumindest für die Fans, wenn es sich noch nicht entscheiden würde, was in gewissen Konstellationen ja auch möglich ist, selbst wenn Sebastian gewinnt.

Was macht Vettel so stark, dass er schon so früh vor dem Titel steht?
Bruno Senna: Das gesamte Paket, er hat ein tolles Team hinter sich, sie haben das beste Auto, er selbst hat sich unheimlich schnell auf die Pirelli-Reifen eingestellt, was sehr wichtig war. Er macht das Optimale aus den Möglichkeiten, die ihm gegeben werden, ist unheimlich stark im Qualifying, sehr schnell, sehr präzise, hat auch im Rennen immer einen sehr guten Rhythmus. Die Fehler, die er vielleicht letztes Jahr noch gemacht hat, hat er abgestellt. Er ist unglaublich gut, ich glaube, er hat alles, was es braucht, um noch einige weitere Titel zu gewinnen.

Weil wir gerade bei den Deutschen sind: Hast du dir das Duell zwischen Schumi und Hamilton noch mal angeschaut? Was denkst du?
Bruno Senna: Es war sicher grenzwertig, manchmal war es bisschen sehr eng, dann war wieder genug Platz. Aber das ist halt manchmal so, und wenn du dann ohne Strafe davon kommst, hast Du Glück gehabt, wenn nicht dann eben Pech... Aber man muss halt manchmal auch klarmachen, dass man nicht so einfach zu überholen ist. Wenn man es dem Hintermann zu leicht macht, dann fahren alle einfach vorbei. Wenn man es ihm schwer macht, dann überlegen auch andere zweimal...