Sechs Rennen stehen in der aktuellen Saison noch aus, doch schon an diesem Wochenende kann sich Sebastian Vettel erneut zum Weltmeister krönen - je nachdem, wie die Konkurrenz mitspielt. Landsmann Adrian Sutil wünscht dem Red-Bull-Star den vorzeitigen Titelerfolg in Singapur. "Ich würde ihm wünschen, an diesem Wochenende den Sack zuzumachen", so der Force-India-Pilot. "Er hat es verdient, er ist absolut der verdiente Weltmeister in diesem Jahr."

Laut Sutil hätte Vettel in den vergangenen Jahren mit ein bisschen Glück sogar drei Titel gewinnen können. 2009 fehlten ihm am Ende elf Zähler auf Jenson Button, der die erste Saisonhälfte auf Brawn GP dominiert hatte. "Sebastian war der dominierende Mann der letzten Jahre, das hat er toll gemacht", lobte Sutil de 24-Jährigen. In den vergangenen Jahren wurde Vettel immer wieder vorgeworfen, teilweise zu ungestüm zu fahren und mit dem Kopf durch die Wand zu wollen - Ausfälle und Kollisionen waren die Folge.

Vettel fehlerfrei

Nicht so 2011, wo Vettel wesentlich reifer wirkt und erwachsener fährt. "Dieses Jahr hat er allen gezeigt, dass er auch ohne Fehler fahren kann, er ist grandios von einer Pole zur nächsten und von einem Sieg zum nächsten gefahren", so Sutil. In dieser Saison stand er acht Mal am Ende ganz oben auf dem Podium, nur am Nürburgring verpasste er das Treppchen. Nach einer kleinen Siegesflaute von drei Rennen ohne großen Triumph, kämpfte sich Vettel nach der Sommerpause mit zwei Siegen in Folge zurück.

Oftmals hatte der Heppenheimer betont, nicht unbedingt um den Sieg fahren zu müssen, auch eine gute Punkteausbeute müsse gelegentlich reichen. Schaut man sich die vergangenen beiden Rennen in Spa und Monza an, sieht das allerdings etwas anders aus. Sein Überholmanöver gegen Fernando Alonso in Italien bei 300 km/h und halb auf Gras machte nicht gerade den Anschein, als ob sich Vettel mit einem zweiten Platz zufrieden geben würde.

"Er fährt fantastisch", musste auch Alonso eingestehen, der bei Vielen immer noch als der kompletteste Fahrer im Feld gilt. "Ich denke, dass er in diesem Jahr keine oder nur sehr wenige Fehler gemacht hat." Im vergangenen Jahr sei die Chance auf den Titel größer gewesen, denn Red Bull habe das eine oder andere Problem gehabt, so der Spanier - da hatte er die sicher geglaubte WM im letzten Rennen verloren.

Diesmal kann man davon ausgehen, dass sich die Weltmeisterschaft nicht erst im letzten Rennen entscheiden wird - Vettels Vorsprung auf seinen Ferrari-Rivalen beträgt 112 Punkte. "In diesem Jahr haben sie alle Probleme gelöst", glaubte Alonso. "Das Auto ist so schnell wie 201 und er hat alle Rennen beendet." Vettel ist der einzige Fahrer im Feld, der in dieser Saison nie ausgefallen ist. Teamkollege Mark Webber erwischte es erst in Monza.

Laut Alonso sei es zwar nicht schwierig, mit einem dominanten Auto zu gewinnen. Doch in Kanada oder Silverstone sei Red Bull mit kniffligen Bedingungen konfrontiert gewesen, und trotzdem habe Vettel perfekte Rennen abgeliefert. "Insgesamt war er der beste Fahrer, sie waren das beste Team mit dem besten Gesamtpaket. Deshalb verdienen sie es, dort zu stehen, wo sie sind", anerkannte Alonso.

Singapur… okay, dann Suzuka

Dass nicht ausschließlich Vettel für den wahrscheinlichen Titel verantwortlich ist, glaubte Kamui Kobayashi. "In der Formel 1 geht es immer um das ganze Paket", so der Sauber-Pilot. "Mit einem schlechten Auto kann man die WM nicht gewinnen." Er stimmte Alonso zu, dass Vettel derzeit der beste Fahrer im Feld sei. Zunächst glaubte Kobayashi, dass Vettel den Titel bereits in Singapur klar macht. "Es reicht doch, wenn er gewinnt, oder?", fragte er die Journalisten.

Doch ganz so einfach ist das noch nicht, deshalb ruderte Kobayashi zurück: "Okay, dann schafft er es in Suzuka." Auch Paul di Resta, der glaubte, dass Vettel in Singapur wieder auf Sieg fahren werde, war sich bei der WM-Rechnung nicht ganz sicher. Es scheint, als ob sich nicht nur Vettel aus den Rechenspielchen vor dem 14. Rennen der Saison heraushält…