Jedes Jahr schwärmen Fans und Fahrer von den hohen Geschwindigkeiten, die in Monza erreicht werden. Die Strecke hat mit ihrer Durchschnittsgeschwindigkeit jenseits von 250 km/h ein Alleinstellungsmerkmal. Das ist nicht immer der Fall gewesen.

Es gab Zeiten, da hat die Formel 1 mehrmals im Jahr auf Hochgeschwindigkeitsstrecken gastiert. Imola, Monza, Hockenheim. Während erstere Strecke nach dem Horror-Wochenende von 1994 stark entschärft wurde und mittlerweile aus dem Formel-1-Kalender verschwunden ist, wurde Hockenheim zu einer Retortenstrecke umgebaut, die ihren Charakter komplett verloren hat.

Die teure Monza-Aerodynamik wird nach nur einem Rennen wieder in die Mülltonne geschmissen - was für eine sinnlose Verschwendung!, Foto: Sutton
Die teure Monza-Aerodynamik wird nach nur einem Rennen wieder in die Mülltonne geschmissen - was für eine sinnlose Verschwendung!, Foto: Sutton

In der jüngeren Vergangenheit wurden mehrere neue Strecken gebaut, doch an einen Hochgeschwindigkeitskurs wurde nicht einmal gedacht. Warum eigentlich? Was spricht dagegen, neue Kurse zu bauen, auf denen mehr als 250 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit erreicht werden können?

Es ist vor allem der Sicherheitsaspekt, der dies verhindert. Seit dem tragischen Wochenende in Imola stehen Hochgeschwindigkeitskurse nicht mehr hoch im Kurs. Dabei hat die Sicherheitstechnik dermaßen große Fortschritte gemacht, dass es heute problemlos möglich wäre, wieder auf schnellen Strecken zu fahren, gerade durch die riesigen Auslaufzonen.

Fahren mit wenig Abtrieb ist eine Kunst

Allerdings ist die ungeschriebene Ächtung der High-Speed-Kurse aus den Köpfen der FIA-Offiziellen scheinbar nicht verschwunden. Dabei würde so viel dafür sprechen, wieder mehr Hochgeschwindigkeitsstrecken zu bauen. Monza hat wieder einmal das spektakulärste, nicht vom Regen beeinflusste Rennen der Saison gezeigt.

Wegen der flachen Flügel war früher jede Kurve in Hockenheim eine Herausforderung, Foto: Sutton
Wegen der flachen Flügel war früher jede Kurve in Hockenheim eine Herausforderung, Foto: Sutton

Zweikämpfe am absoluten Limit mit schwer zu fahrenden Autos - das wollen die Fans sehen! So mancher mag sich noch erinnern, wie die Fahrer in Hockenheim aus dem Wald zurückkehrten und sich mit ihren für die Motodrom-Kurven viel zu flachen Flügeln mit viel Lenkradakrobatik durch die Kurven kämpften.

Derzeit entwickeln die Teams für eine ganz spezielle Aerodynamik für ein einziges Rennen. In Zeiten, in denen die Kosten gedrückt werden sollen, ist das alles andere als ein vernünftiger Ansatz. Warum also nicht diese Aerodynamik für mehrere Rennen verwenden? Wenn alle von Kostenreduzierung reden, warum werden da Abertausende von Euro im Windkanal für eine Aerodynamik versenkt, die dann nur ein einziges Mal zum Einsatz kommt?

Deshalb, liebe FIA und liebe Streckenbauer: Baut doch endlich wieder mehr Hochgeschwindigkeitsstrecken! Viele Kurse ließen sich ohne große Mühen zu sehr schnellen Strecken umbauen: Dem Langeweiler Abu Dhabi könnte durch Entschärfung der engen Schikanen ein ganz neuer Charakter eingehaucht werden. Auch Valencia - vielleicht die langweiligste Strecke im Kalender - könnte sich durch das Weglassen einiger Schikanen ohne allzu große Anstrengung zur Hochgeschwindigkeitsstrecke umbauen lassen.