Sollte sich die Formel 1 zu einer rein elektronischen Rennserie entwickeln, dann würde Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo das für den falschen Weg halten. Aus seiner Sicht muss der Sport weiterhin die beste Technologie und auch die schnellsten Autos entwickeln. In den kommenden Jahren dürfte die Anzahl der Rennserien zwar wachsen, wo mit rein elektrogetriebenen Fahrzeugen gefahren wird, doch rein aus Gründen der Show fände Montezemolo es falsch, sich in diese Richtung zu entwickeln, nur um ein supergrünes Image zu haben.

Nicht zu weit gehen

"Für mich bedeutet Formel 1 extreme Leistung, Sport und innovative Technologie was Leistung betrifft. Ich ziehe den Hybrid vor, das ist anders. KERS kann nicht nur für Ferrari, sondern auch für andere Hersteller, etwas Interessantes liefern, aber bitte nicht zu weit gehen. Für die Formel 1 ist es aus meiner Sicht kein Problem, wenn wir eineinhalb Stunden mit extremer Leistung fahren. Natürlich kann man auf den Verbrauch, auf die Umwelt und die Technologie für Straßenautos schauen. Ich mache in der Formel 1 mit, weil es für mich eines der wichtigsten Hochleistungs-Forschungszentren ist", sagte er.

Er verwies dabei an erfolgreiche Technologien, die ihren Weg zu den Straßenautos gefunden haben, etwa Fly-by-Wire, KERS, Getriebe, Aerodynamik. Für Montezemolo ist es wichtig, solche Dinge auf die Straßenautos übertragen zu können. "Wenn die Formel 1 etwas wird, das für alle normal ist, dann macht es keinen Sinn mehr, in der Formel 1 zu sein." Normal für die Formel 1 ist es, dass es immer wieder irgendwelche Skandale oder Streitigkeiten gibt. Aktuell etwa deswegen, weil FIA-Motorberater Gilles Simon zum neuen Motoren-Unternehmen PURE wechselt, nachdem er eng mit den aktuellen Herstellern der Formel 1 zusammengearbeitet hat.

Darüber muss man reden

Deswegen mag es Montezemolo auch nicht mehr, dass die ganzen Motorenkennzahlen von Ferrari an die FIA gehen. "Und der Typ, der bei der FIA dafür verantwortlich ist, die Motoren zu kontrollieren, geht jetzt mit meinen ganzen Zahlen dort weg und zu einem Privatunternehmen. Das mag ich nicht sehr. Ich mag das gar nicht und darüber muss man sprechen", betonte er. Ebenfalls weiter sprechen will er über die Rückkehr der Privatautos in der Formel 1, mit der er seine Idee durchbringen will, dass Hersteller dritte Autos einsetzen können.

Drei Gründe nannte er dafür, warum man diesen Weg gehen sollte. Erstens sei die Lücke zwischen den besten Teams und dem Rest sehr groß. "Zweitens ist es heute für ein kleines Team sehr teuer, wenn es mitfahren will, weil man ein Auto entwickeln muss. Drittens freue ich mich darauf, neue Fahrer in der Formel 1 zu haben. Ich erinnere mich, als in der Vergangenheit Giancarlo Baghetti ein tolles Rennen in der Formel 1 gewonnen hat, der erste Sieg mit einem Ferrari in Reims, einem privaten Ferrari, der nicht von einem Team eingesetzt wurde. Ich möchte einen McLaren, einen Red Bull oder einen Williams bei einem kleinen Team sehen. Das heißt, das kleine Team wird stärker sein, es wird weniger Geld ausgeben und wir können endlich neuen Fahrern Platz geben. Ich habe junge Fahrer in der Ferrari-Akademie, aber ich muss die Möglichkeit schaffen, in der Formel 1 zu fahren. Heute kann man nicht einmal testen. Ich werde mein Bestes geben, um diese Richtung durchzusetzen."