Spannend war der Große Preis von Belgien in jedem Fall - atemberaubende Manöver gab es auch. Der ein oder andere Purist unter den Rennfans im Fahrerlager bemängelte nach dem Event jedoch abermals, dass es sich auf Grund des DRS um künstliche Überholvorgänge handelte und nicht um echten Rennsport. McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh sah das jedoch anders. Mit der DRS-Zone auf der Kemmel-Geraden nach der Eau Rouge, habe man bei der Rennleitung alles richtig gemacht. Zu einfach sei das Überholen nicht gewesen - obwohl zahlreiche Aktionen zeigten, dass sich das vordere Fahrzeug gegen den Überschuss des Hintermanns kaum wehren konnte.

Ferrari-Boss Stefano Domenicali hatte beispielsweise moniert, dass die Autos zumeist bereits in Eau Rouge so nah am Vordermann dran waren, dass es auch ohne den verstellbaren Heckflügel gereicht hätte, um einen Angriff zu starten. In der Vergangenheit konnte man auf der langen Waldgeraden auch ohne Hilfe überholen - das DRS schien also zu viel des Guten. Insgesamt müsse man darauf achten, die Zonen auf den verschiedenen Strecken ausgeglichener zu gestalten und anzupassen. "Heute schien es mit dem DRS ein bisschen zu einfach, an wieder anderen Tagen war es dafür zu schwierig", meinte Domenicali.

Fan-Befragung als Gradmesser

Windschattenschlachten wie einst in Monza? Für Martin Whitmarsh das Salz in der Suppe, Foto: Sutton
Windschattenschlachten wie einst in Monza? Für Martin Whitmarsh das Salz in der Suppe, Foto: Sutton

Martin Whitmarsh glaubte aber, dass die Action in Spa genau das war, was alle Zuschauer sehen möchten. "Ich glaube die Zuschauer wollen das und wenn man einmal zurückblickt: Die FOTA hat die umfangreichste Fan-Befragung überhaupt durchgeführt und egal, ob ich es nun glaube oder nicht, aber die Fans wollten noch mehr Überholmanöver", so der Brite. "Wenn man so eine Umfrage durchführt und dann aber das Ergebnis und das was die Fans sehen wollen ignoriert, ist man einer Meinung nach ganz schon arrogant", erklärte der McLaren-Mann, der anfügte: "Deshalb haben wir darauf reagiert."

Das DRS helfe zwar, aber es sei ja niemals der einzige Grund für ein Überholmanöver. Bestes Beispiel dafür sei in Spa auch sein Pilot Jenson Button gewesen, der von Platz 13 aus auf den dritten Rang nach vorne stürmte. "Jenson hat einige gewaltige Manöver auf der Außenbahn gezeigt und kam von weit hinten. Für die Fans war das sehr spektakulär", freute sich Whitmarsh. "Die Leute sprechen heute noch voller Bewunderung von den Windschattenschlachten in Monza vor 35 Jahren. Die Zuschauer scheinen also das zu mögen - deshalb kommt auch das DRS gut an", war sich der Teamchef sicher. Zudem seien diese Spannungsförderer wichtig, um bei aller erdrückenden Dominanz von WM-Leader Sebastian Vettel, die Rennen in der F1 trotzdem aufregend zu halten.

"Ich muss allen, die DRS und KERS kritisieren, leider sagen, dass es aber ohne Zweifel zur Show beiträgt", sagte Whitmarsh. "In erster Linie ist natürlich einmal die Weltmeisterschaft wichtig, aber wir müssen eben auch ein Spektakel abliefern. Die letzten fünf Rennen waren zum Beispiel alle spannend und dieses musste auch fantastisch sein. Die Autos sahen großartig aus und es gab eine Menge Überholmanöver", freute sich der Brite, der voller Humor anfügte: "Wir sind als Vollzeit-Profis in der Formel 1 sehr abgekapselt und besessen von Meisterschaften. Aber ich denke, der Zuschauer vor dem Fernseher will eine großartige Show und die bieten wir. Mir wäre es nur lieber, es wäre ein Show mit silbernen und roten Autos an der Spitze - aber daran arbeiten wir."