1. - S wie Startaufstellung

An der Spitze nichts Neues: Sebastian Vettel schnappte sich auf der letzten Runde in Q3 seine neunte Pole Position in dieser Saison. "Ich glaube, wir hatten insgesamt vier gute Runden - es hat alles geklappt", bilanzierte der Red-Bull-Pilot im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Kleine Dramen spielten sich unterdessen im restlichen Feld ab. Fangen wir hinten an: Michael Schumacher P24. Schlimmer hätte es für den Mercedes-Piloten bei seinem 20-jährigen Jubiläum kaum kommen können.

Nur 67 Sekunden nach Beginn des Qualifyings machte sich das rechte Hinterrad seine W02 selbstständig - der vorzeitige K.o. für den Rekord-Champion. "Mercedes muss sich schämen, dass sie ihm beim Jubiläum das Rad nicht festgezogen haben", sagte Marc Surer. "Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber es sah so aus, als ob es einfach abgefallen wäre. Dafür gibt es keine Entschuldigung." Ausreden gab es auch bei Jenson Button nicht. Der McLaren-Pilot muss sich am Sonntag vom 13. Platz aus durchs Mittelfeld kämpfen.

Was war bloß in Q2 passiert? "Es war ein Missverständnis", so Button auf der Suche nach Erklärungen. "Ich habe meine erste Runde gefahren und dann die Reifen abgekühlt, da ich nicht wusste, dass mir keine Runden mehr bleiben." Button war zuvor schnell unterwegs, doch aufgrund der stetig abtrocknenden Strecke purzelten die Rundenzeiten - und Button ins graue Mittelfeld. Nicht viel besser lief es bei Fernando Alonso. Der Ferrari-Star brachte im letzten Segment keine ordentliche Runde zusammen. Nur Startplatz acht für den Meisterschafts-Aspiranten.

So viel zum Negativen, doch es gab auch positive Überraschungen bei einem der spannendsten Qualifyings in dieser Saison. So etwas Jaime Alguersuari auf Platz sechs. "Das war meine allerbeste Leistung und die beste des Teams in diesem Jahr", jubelte der Spanier. Dazu Felipe Massa auf P4, der sich zum zweiten Mal in Folge und zum zweiten Mal überhaupt in dieser Saison gegen Teamkollege Alonso durchsetzte. Nico Rosberg wusste mit dem fünften Startplatz zu überzeugen und hielt damit die Mercedes-Ehre hoch, Bruno Senna ließ in seinem ersten Renneinsatz 2011 Kollege Vitaly Petrov stehen.

2. - S wie Start

Bislang hatte Vettel kaum Probleme, seine Pole beim Start zu verteidigen. Mit Hamilton sitzt ihm zwar ein KERS-starker Konkurrent im Heck, doch der RB7 zeigte bislang eine gute Performance in Spa. Vieles wird vom Wetter abhängen, nur die Wenigsten hoffen auf Regen beim Start - schnell entschied sich die FIA in dieser Saison für einen Start hinter dem ungeliebten Safety Car…

Seltenheitswert: Massa vor Alonso, Foto: Sutton
Seltenheitswert: Massa vor Alonso, Foto: Sutton

Interessant wird es auch weiter hinten im Feld. Massa gilt als guter Starter und wird versuchen, sich möglichst schnell Webber direkt vor ihm zu krallen. Gleiches gilt für Ferrari-Kollege Alonso, dem es daran gelegen sein sollte, so schnell wie möglich an Senna, Alguersuari und Rosberg vorbei zu kommen, um nicht den wichtigen Anschluss an die Spitze zu verlieren.

Button muss sich den Weg durchs Mittelfeld bahnen, hat mit Kobayashi jedoch einen potenten Rivalen direkt vor sich. Blick nach ganz weit hinten: Man darf gespannt sein, ob sich Schumacher durchs Feld pflügt. Gegen HRT, Virgin und Co. sollte er keine Probleme haben - doch Vorsicht vor einer weiteren Kollision. Für Furore könnten auch Adrian Sutil und Paul Di Resta nach einem enttäuschenden Qualifying sorgen, gilt Spa doch als eine der Paradestrecken für Force India.

3. - S wie Strecke

Spa-Francorchamps. Klassiker. Von Eau Rouge über Blanchimont - fast jede der insgesamt 19 Kurven bietet ihren eigenen Flair. 80 Prozent des Highspeed-Kurses werden unter Volllast gefahren, Überholmanöver en masse sind keine Seltenheit. "Das DRS sollte zusätzlich helfen, nach vorn zu kommen", glaubte Schumacher. Die DRS-Zone beginnt 270 Meter hinter Raidillon und zieht sich die Kemmel-Gerade bis Les Combes hoch.

Einfach nur traumhaft: Spa, Foto: Sutton
Einfach nur traumhaft: Spa, Foto: Sutton

Knifflig wird es in den Ardennen, wenn wieder Regen einsetzen sollte. "Die Kerbs und die weissen Linien sind wie Eis", stellte Webber nach den ersten Trainings fest. Das musste auch Adrian Sutil schmerzlich erfahren, als er seinen VJM04 während der Qualifyings erst über die rutschigen Kerbs und dann in die Streckenbegrenzung pilotierte.

4. - S wie Setup

Highspeed statt High-Downforce: In Spa entscheidet der Topspeed über die Performance während des Rennens. Außerdem: Regen oder kein Regen, das wird die große Frage bezüglich der Setups sein. "Auf dieser Strecke ist die Flügeleinstellung entscheidend, weil das optimale Trockensetup weit entfernt vom optimalen Regensetup ist", erklärte Ross Brawn. Mercedes stellte seinen Silberpfeil auf ein trockenes Rennen ein, verzichtete auf mögliche Vorteile im Regen.

Gleiches gilt auch für McLaren. "Wir haben ein komplettes Trocken-Set-Up", so Button. "In jeder bisherigen Trainingssitzung waren wir hier in den Top-3 und das Auto ist sehr konkurrenzfähig." Während der Trainings hatte es allerdings fast durchweg geregnet, nur im 2. Freien Training waren ein paar Runden unter trockenen Bedingungen möglich. Wie sich die Reifen im Trockenen verhalten, darüber grübeln die Teams derzeit. Kein Team hat Erfahrung mit den Trockenreifen, wobei die Strecke zu den Reifen nicht allzu schlimm sein sollte", glaubte Marc Surer. "Somit werden wir an der Spitze das übliche Spiel haben."

5. - S wie Schumacher

Vor 20 Jahren hatte in Spa-Francorchamps die erfolgreichste Formel-1-Karriere aller Zeiten begonnen. Damals endete sie in Kurve fünf, doch ein Jahr später schnappte sich Schumacher in Belgien den ersten seiner insgesamt sechs Siege auf dem traditionsreichen Ardennenkurs. Davon ist der Rekord-Champion in diesem Jahr weit entfernt, startet er nach seiner Reifenpanne doch als Letzter des Feldes.

Rad ab, aber 'ne neue Kupplung, Foto: Sutton
Rad ab, aber 'ne neue Kupplung, Foto: Sutton

Nach seinem 67-sekündigen Ausritt auf der 7,004 km langen Strecke blieb er anschließend gelassen. "Fakt ist, das Auto ist mit drei Rädern nicht so gut zu handhaben", scherzte er nach dem Ausfall. Nun werden einige Kritiker dem 42-Jährigen wieder zu viel Gelassenheit ankreiden und den Biss der vergangenen Jahre vermissen. Doch Kai Ebel erklärte gegenüber Motorsport-Magazin.com, was in Schumacher vorging: " Er hat Galgenhumor bewiesen. Wenn er selbst nicht verantwortlich ist, sieht er es nicht so eng."

Das verlorene Rad sorgte natürlich für Diskussionen, denn schlimmer hätte es für Schumacher an diesem besonderen Wochenende kaum laufen können. Was bringt ein vergoldeter Helm im Wert von rund 10.000 Euro, wenn sich Schumacher durch die Niederungen des Feldes schlagen muss. Dass bei Mercedes in Sachen Rad schon häufiger etwas nicht rund lief, stellte Marc Surer fest. "Es ist nicht das erste Mal. Michael Schumacher hat letztes Jahr in Malaysia ein Rad verloren, Nico Rosberg einmal in der Boxengasse - es passiert also offensichtlich öfter", so der TV-Experte.

6. -S wie Sonntagswetter

Jaja, das liebe Wetter in den Ardennen. Sonnenschein und Regen geben sich die Klinke in die Hand. Den besonderen Reiz des Kurses erklärte Hamilton: "Es ist schon toll zu fahren, wenn man auf der Strecke sowohl nasse als auch trockene Abschnitte hat." Der Zweite aus dem Qualifying wünschte sich für den Sonntag größtenteils trockene Bedingungen. "Mit ein paar Schauern, das wäre fantastisch", outete er sich als Spa-Fan.

Die meisten Teams rechnen mit einem Trockenrennen und setzten deshalb auf ein Trockensetup. Doch sicher ist sich nach den Regenfällen der vergangenen Tage niemand. "In Spa kann man nichts vorhersagen", so Kai Ebel. "Auch heute gab es die verschiedensten Wetterprognosen. Ferrari und McLaren hatten zum Beispiel unterschiedliche Vorhersagen für das Qualifying. Im Rennen kann es alle vier Jahreszeiten geben."

Während die Teams auf Hightech-Wetterradare vertrauen, hatte Vettel eine wesentlich kostengünstigere Lösung parat: "Die beste Vorhersage hier ist, nach oben zu schauen und zu sehen, was passiert." Da sich dort oben eine Menge abspielen könnte - Stichwort: vier Jahreszeiten - ist der Fahrer gefragt. "Man kann man nur versuchen, auf die Situation zu reagieren und schnellstmöglich die richtige Entscheidung zu treffen", so Schumacher. Eine falsche Reifenentscheidung könnte fatal enden bei 7.004 Metern Rundenlänge.

7. - S wie Spannung

Das Qualifying in Spa war der perfekte Appetitanreger auf das erste Rennen nach der Sommerpause. Ein dramatischer und unglücklicher Jubiläums-Schumacher; ein Vettel, der sich kurz vor Schluss die Pole schnappte; ein Hamilton, der sich ein fragwürdiges Gefecht mit Pastor Maldonado lieferte; ein Senna, der die F1 schneller aufmischt, als angenommen; ein Button, den man unter den ersten Zehn vergebens sucht und so weiter.

Wie soll es dann erst im Rennen selbst werden - bei potentiellem Pokerwetter? Schafft Vettel seinen ersten Sieg seit Valencia, wie viele Plätze macht Schumacher gut (und bringt er es schadlos durchs Rennen), mit wem legt sich Hamilton diesmal an und was treibt Kollege Button? Ohne zu viele Worte: Wer sich den Großen Preis von Belgien entgehen lässt, ist selbst schuld.