Renault-Teamchef Eric Boullier hat sich am Freitag in Belgien gegen Vorwürfe gewehrt, Nick Heidfeld habe nur aus finanziellen Gründen seinen Platz bei Renault an Bruno Senna abgeben müssen. Der Franzose betonte, Heidfeld habe das Cockpit verloren, weil er nicht schnell genug war. "Wir haben unsere Leistung, unser Motivations-Level und viele andere Dinge in der Sommerpause unter die Lupe genommen und ich denke, ich musste eine Entscheidung treffen, um eindeutig eine neue Richtung zu zeigen", erklärte Boullier.

Dass Heidfeld in der Saison bis zur Sommerpause mehr Punkte gesammelt hatte als Petrov, schien anscheinend weniger bedeutend zu sein. "Jedes Wochenende springen mich die Medien an und fragen: 'Warum ist Vitaly schneller als Nick?' Ich war nicht sehr glücklich mit dem reinen Speed und der allgemeinen Leistung von Nick als erfahrenem Piloten. Das ist es", meinte der Teamchef. Heidfeld sei ein netter Kerl, doch etwas habe nicht funktioniert. "Seine Führungsart funktionierte im Team nicht. Und wenn du manchmal langsamer als Vitaly bist, und eigentlich meistens langsamer als Vitaly, dann ist es schwierig, das Team anzutreiben und sich als Teamleader zu etablieren."

Wir werden sehen

Das habe eine negative Spirale in Gang gebracht und die sei schwer zu stoppen. Deswegen glaubte Boullier auch, er müsse etwas ändern, um alle im Team wachzurütteln. Damit war jener Fahrer, der Robert Kubica nach dessen schweren Rallye-Unfall vertreten sollte, nicht mehr an Bord. Ob Petrov nun diese Führungsrolle übernehmen kann, tat Boullier mit einem Schulterzucken und einem "Wir werden sehen" ab.

Eine einstweilige Verfügung gegen sein Ausscheiden konnte er nicht erwirken, Foto: Sutton
Eine einstweilige Verfügung gegen sein Ausscheiden konnte er nicht erwirken, Foto: Sutton

Derweil konnte er sich nicht gegen Fragen wehren, die sich auf den großen Zufall bezogen, dass Renault F1 Besitzer Genii Capital in diesem Monat ein Joint Venture mit der WWI Group in Brasilien bekanntgegeben hat, durch das ein Investment-Portfolio von rund zehn Milliarden Dollar gemanagt wird. Dass Sennas Beförderung ins Cockpit damit etwas zu tun haben könnte, wollte er nicht bestätigen. "Es ist immer die gleiche Geschichte, die da rauskommt. Es ist unglaublich. Ja, es gibt eine Beziehung zu Brasilien, denn Genii hat einen zehn Milliarden Dollar Deal unterzeichnet... es hat aber nichts mit Bruno zu tun", betonte er.

Vor Gericht

Vielmehr sei Senna ein dritter Fahrer und daher sei es einfach logisch, den dritten Fahrer zu befördern, wenn es eine Änderung der Fahrerpaarung gebe, erklärte er trocken. Zugleich ging Boullier auch nicht davon aus, dass Heidfeld vor Gericht Erfolg haben wird, da er bereits die erste juristische Niederlage einstecken musste. "Sie wollten eine einstweilige Verfügung gegen Sennas Einsatz erwirken. Sie verloren, weil der Richter anerkannt hat, dass der Vertrag legal und nicht gebrochen war und ich Nick ersetzen kann. Jetzt gehen sie vor Gericht, weil sie nicht glücklich sind und verklagen mich vielleicht wegen etwas anderen, ich weiß nicht", sagte Boullier.

Ob Heidfeld wieder ins Auto zurückkehren könnte, sollte er vor Gericht doch Erfolg haben, ließ der Franzose offen. Er meinte nur, dass alles möglich sei. Vorerst sei es aber der Plan, dass Senna bis Ende der Saison fahre. Dass Romain Grosjean den Brasilianer ersetzen könnte, sobald er den GP2-Titel im Sack hat, bezeichnete Boullier dafür als reine Spekulation.