In letzter Zeit wurde im F1-Fahrerlager der Ruf nach Testfahrten während der Saison wieder lauter. Die Teams arbeiten bereits an Plänen, wie die Tests 2012 wieder intelligent in den Rennkalender integriert werden könnten und auch FIA-Präsident Jean Todt steht der Angelegenheit positiv gegenüber. Unter der Saison gar nichts ausprobieren zu können, sei lächerlich. Bedenken gab es in der Vergangenheit ob möglicher Kostenexplosionen durch die vielen Tests aber immer seitens der kleineren Privatteams. Mittlerweile scheint jedoch auch hier ein Umdenken stattgefunden zu haben.

So erklärte beispielsweise Sauber-Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn: "Ich habe das Gefühl, dass man vor dem Hintergrund, wie sehr im Moment alle Tests eingeschränkt und in bestimmte Zeiten gelegt werden, man möglicherweise bessere Entwicklungen herausholen könnte, ohne dass jedoch die Kosten explodieren, wenn man einige Tests auf kosteneffektive und vernünftige Art und Weise in die Saison hinein verlegen würde." Eine ähnliche Meinung vertritt HRT-Teamchef Colin Kolles, der sich eine Rückkehr zu mehr Testfahrten ebenso vorstellen könnte - allerdings nur unter der Prämisse, dass dabei auf die Kosten geachtet wird.

Die FOTA ist nur ein Name

Über mehr Testfahrten würde sich bei HRT wohl auch Narain Karthikeyan freuen - im Moment ist der Inder nur dritter Fahrer beim Team von Colin Kolles, Foto: Sutton
Über mehr Testfahrten würde sich bei HRT wohl auch Narain Karthikeyan freuen - im Moment ist der Inder nur dritter Fahrer beim Team von Colin Kolles, Foto: Sutton

"Prinzipiell sind wir ja dafür ", erklärte Kolles gegenüber Autosport in Bezug auf die Testfahrten. "Im Prinzip - aber dann hängt es eben davon ab, wo sie stattfinden, wie der Ablauf ist und zu welchem Zeitpunkt sie sind. Dabei spielt vor allem der Kostenfaktor eine große Rolle", so der Deutsche, der anfügte: "Wenn es wieder in einem effizienten Rahmen abläuft, dann sind wir mehr als glücklich, wieder testen zu können. Das würde uns ja helfen." Ein wichtiger Faktor sei bei einer neuen Regelung die Vernunft in Bezug auf die vielen Reisen. "Es kommt darauf an, wo man es macht. Ich meine, wenn man ein Rennen in Ungarn hat und dann nach Jerez oder Paul Ricard reisen muss, ist das ein bisschen schwierig", erklärte der HRT-Boss seine Vorstellungen.

"Wenn es aber Sinn macht, in der Art und Weise, dass man sagt: "In Ordnung - wir haben hier ein Rennen und hängen dann noch zwei oder drei Testtage dran" - und dann geht man in die Sommerpause - dann ist es richtig, weil es keine großen Kosten verursacht", führte Kolles aus. Auch wenn man sich in Sachen Testfrage den Vorstellungen vieler anderer Teams also wieder annähern würde, sei es seitens HRT vorerst aber nicht beabsichtigt, wieder der Teamvereinigung FOTA beizutreten. Der Hauptvorwurf des Teamchefs ist dabei, dass die Organisation nur dazu diene, die Interessen der großen Teams zu vertreten. HRT verließ die FOTA daher im Januar - mit dieser Situation und der Position außerhalb der Teamgemeinschaft sei man weiterhin sehr zufrieden.

Ohnehin sei die Vereinigung "in der echten Welt" gar nicht existent. Ein Wiedereintritt sei nur vorstellbar, wenn die Bedingungen sich so geändert hätten, dass auch auf die Belange seines Teams eingegangen würde, so Kolles. "Meinem Wissen nach, ist die FOTA nur ein Name", erklärte der Deutsche und verriet: "Vielleicht können wir über diese Dinge einmal nachdenken, wenn die Leute mehr auf unsere Bedürfnisse eingehen. Ich glaube aber, dass wir unsere eigenen Probleme besser verstehen, als der Vorsitzende der FOTA, der vielleicht eine ganz andere Struktur führt." Dass irgendjemand anders sich für seine Geschäftsabschlüsse einsetzt, war Kolles ohnehin suspekt. "Ich denke, wir sind gut und stark genug, um unsere eigenen Deals auszuhandeln", so der HRT-Teamchef.