Das Auto

2011 sollte bei HRT alles besser werden - beim Blick auf die Ergebnisse blieb diesbezüglich bisher aber nur Ernüchterung. Von ersten WM-Punkten war vorab die Rede. Wie das ohne Wintertests mit dem neuen Auto hätte funktionieren sollen, wusste man wohl selbst nicht. Zwar wurde der F111 wenige Wochen vor dem Saisonstart in Barcelona vorgestellt, seine ersten Kilometer absolvierte er jedoch erst in den Trainingssitzungen des Auftaktrennens im australischen Melbourne. Dass man im ersten Qualifying des Jahres dann ungefähr acht Sekunden Rückstand auf die Spitze hatte und somit an der 107-Prozent-Regel scheiterte, überraschte im Fahrerlager nicht viele.

Verhältnismäßig beeindruckend war dann allerdings die Geschwindigkeit, mit der es danach voran ging. Die Mechaniker schoben Extraschichten, man produzierte fortlaufend neue Teile und kam langsam immer näher an die unmittelbare Konkurrenz heran. Schon beim zweiten Rennen durfte man mitfahren, im dritten Grand Prix des Jahres in China sahen dann beide Boliden die Zielflagge. Seitdem steigert sich die spanische Truppe langsam, aber kontinuierlich - wenngleich es bislang mit dem unterlegenen Boliden nicht möglich war, die rote Laterne in der Königsklasse abzugeben. Maßstäbe setzte man dafür immerhin optisch - mit der spektakulären Lackierung von Hollywood-Designer Daniel Simon, sind die HRT-Boliden in den Linsen aller Streckenphotographen immer gerne gesehen.

Team & Fahrer

Mit Vitantonio Liuzzi und Narain Karthikeyan setzte man bei Hispania voll auf Erfahrung - im Gegensatz zum Neulings-Duo Senna und Chandhok 2010 ein klarer Richtungswechsel. Um den schwachen Boliden voranzutreiben, mit Sicherheit nicht die schlechteste Entscheidung - doch auf Grund des großen Rückstands zu Saisonbeginn, konnten auch die Routiniers keine plötzlichen Wunder bewirken. Unterm Strich setzte sich Liuzzi teamintern klar gegen seinen Stallgefährten durch. Im Qualifying-Duell stand es 7:0 für den Italiener, bevor Karthikeyan in Silverstone durch Red-Bull-Talent Daniel Daniel Ricciardo ersetzt wurde. Für sein Heimrennen im Oktober darf der Inder aber wohl noch einmal ins Cockpit zurückkehren.

Stolz auf die erste Chance in der Formel 1 - Daniel Ricciardo schlägt sich bei seinem Debüt im HRT bisher gut, Foto: Sutton
Stolz auf die erste Chance in der Formel 1 - Daniel Ricciardo schlägt sich bei seinem Debüt im HRT bisher gut, Foto: Sutton

Vom Einsatz Ricciardos erhofft man sich derweil frischen Wind und der Jungspund schlug sich bisher durchaus achtbar. In Ungarn lag er sogar erstmals vor seinem erfahrenen Teamkollegen. Zudem steht hinter der Chance für den Australier, eine Kooperation mit Red Bull, die in der Zukunft noch interessant werden könnte. Noch weitaus wichtiger für das kommende Jahr war aber Liuzzis 13. Platz im Regen-Chaos von Montreal. Damit liegt HRT im Konstrukteurs-Klassement nun vor Konkurrent Virgin. Dass diese bei regulären Bedingungen das Ergebnis der Spanier noch übertreffen können, scheint unwahrscheinlich, was für HRT am Ende wiederum Gold wert sein und bares Geld bedeuten könnte.

Prinzipiell auf dem Weg in die richtige Richtung, war man auch bei einigen Veränderungen in der Teamstruktur. Personell rüstete man beispielsweise mit Geoff Willis am Steuer der Technikabteilung nach - auf Dauer müsste sich diese Umbesetzung eigentlich bezahlt machen. Teamchef Colin Kolles sorgte hingegen nur mit einem kolportierten Protest gegen den angeblasenen Diffusor der Gegnerschaft für Schlagzeilen. Sein Verbleib beim Team scheint überdies unsicher - Williams soll am Deutschen interessiert sein.

Ausblick 2. Hälfte

Dass es bei HRT im Hintergrund schon eine Menge Bewegung gab, zeigte auch die Übernahme der Mehrheitsanteile an der Grupo Inversor Hispania, dem Eigentümer des Teams, durch Thesan Capital. Das Unternehmen kaufte die Anteile vom bisherigen Teampräsidenten Jose Ramon Carabante und setzten den ehemaligen spanischen F1-Piloten Luis Perez Sala als Berater ein. Ziel für die Zukunft sei es nun, erst einmal kontinuierlich die Infrastruktur des Teams zu verbessern. "Ich glaube, dass es im Moment nur unser realistisches Ziel sein kann, mit Virgin zu kämpfen", erklärte Technikchef Geoff Willis im Gespräch mit Motorsport-Magazin.

"Sicher soll man sich immer hohe Ziele setzen, aber die Lücke nach vorne ist doch sehr groß", so der Brite ehrlich. "Es wäre schön, wenn es uns gelänge, noch in diesem Jahr einen Teil des Rückstands zu schließen und dann im nächsten Jahr den nächsten Schritt in diese Richtung zu machen", meinte der HRT-Techniker. Vor diesem Hintergrund wolle man sich schon bald auf die Entwicklung für das kommende Jahr konzentrieren, wenngleich WM-Platz zehn als Ziel für diese Saison bestehen bleibt. Helfen soll dabei auch eine ganz spezielle Abmachung mit Mercedes GP, denn die Spanier mieten sich in Zukunft im Windkanal in Brackley ein und erhoffen sich davon einen großen Schritt in Sachen aerodynamischer Effizienz ihres Autos.