Das Auto

Timo Glock und Jerome d'Ambrosio lieferten sich bis dato Duelle um die Goldene Ananas. Rennplatzierungen zwischen 20 und 22 waren die Regel des Virgin-Duos. Dem Virgin-Boliden fehlt es an allen Ecken und Enden. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir so weit weg sind. Noch weiter, als ich befürchtet hatte", gab Glock schon beim Saisonauftakt in Australien zu. Es wurde kaum besser. Für die Europa-Tournee hatte der MVR-02 ein groß angelegtes Update-Paket bekommen - es funktionierte nicht.

In der Türkei musste Glock den Start wegen Getriebeproblemen sogar absagen, in Barcelona kam er mit einer Runde Rückstand auf die Lotus-Fahrer ins Ziel. Einziger positiver Ausreißer nach oben: Beim Kanada GP fuhr d'Ambrosio auf P15, Glock folgte einen Rang dahinter - bei sieben Fahrerausfällen in Montreal. Das große Problem ist mit einem Wort erklärt: Downforce. Daran fehlt es dem MVR-02 völlig, wie Glock stets betonte. "Was soll ich machen?", zuckte er häufig mit den Schultern. "Ich kann mich nur ins Auto setzen und fahren."

Team & Fahrer

Sucht man etwas Gutes, darf man also nicht auf die Rennergebnisse schauen, sondern muss vielmehr einen Blick hinter die Kulissen wagen. Nach den miserablen Resultaten zu Saisonbeginn, als Virgin noch vor der 107-Prozent-Hürde zitterte, zog das Team die Reißleine und trennte sich von Nick Wirth. Wirths CFD-Projekt war gescheitert - in Sachen Konkurrenzfähigkeit waren sowohl der VR-01 als auch das Nachfolgermodell ein Schuss in den Ofen.

Der Abschied von Wirth brachte neuen Wind und neue Hoffnung ins Team. Mit Pat Symonds wurde zwar ein umstrittener - Stichwort Crashgate - aber erfahrener Mann ins Boot geholt. "Es ist eine Freude, mit ihm zu arbeiten", so Glock. "Als ich zum ersten Mal mit ihm gesprochen habe, gab es gleich dieses blinde Verständnis." Zudem wurde die Kooperation mit McLaren Applied Technologies vereinbart und ein Windkanal-Projekt gestartet. Der Deal dürfte auch seinen Teil dazu beigetragen haben, dass Glock am Rande des Nürburgring GP seine Vertragsverlängerung bekanntgab.

Auf gute Zusammenarbeit: John Booth und Timo Glock, Foto: Sutton
Auf gute Zusammenarbeit: John Booth und Timo Glock, Foto: Sutton

Ausblick 2. Hälfte

Zwar schließt Virgin die Entwicklung des Boliden noch nicht ab, doch sämtliche Arbeit muss in einem angemessenen Kosten-Nutzen-Verhältnis stehen. Die Schließung der Fabriken während der Sommerpause hilft der Entwicklung nicht weiter und die vergangenen Rennen vermittelten nicht den Eindruck, dass Virgin mit voller Kraft auf Verbesserungen strebt. Ein revolutionäres Abgassystem oder Ähnliches erlebt der MVR-02 wohl nicht mehr.

Die Hoffnungen für die aktuelle Saison ruhen auf dem Windkanal - das Projekt benötigt allerdings eine gewisse Zeit, bis sich Resultate einstellen. Vielmehr wird das Team hoffen, dass der Windkanal in Woking so schnell wie möglich nutzbar ist, um das Projekt zu verstehen. Mit kleineren Änderungen wird Virgin wohl versuchen, nicht den Anschluss an Lotus zu verlieren. Um Jarno Trulli und Heikki Kovalainen anzugreifen, wird es nicht reichen. Das Motto bei Virgin: Die Saison versöhnlich zu Ende bringen und dann volle Kraft voraus ins neue Jahr.