Geht es nach Adam Parr, dann sollte die Formel 1 mehr auf Social Media setzen, also auf Dinge wie Twitter, Facebook und Co. So ist der Williams-Vorstand zwar der Meinung, Bernie Ecclestone habe tolle Arbeit geleistet, um den Sport vor Ort und im Fernsehen zu einem Erfolg zu machen, nun müsse aber auch online der nächste Schritt erfolgen. "Ich habe das Gefühl, was Bernie für den Sport bei den Events und ihrer Qualität, den Orten, wo wir hinfahren und den Standards auf denen wir operieren, geschaffen hat, begeistert jeden", meinte Parr.

So sei Formel 1 als Live-Event nicht mit Tennis, Squash, Golf oder sonst etwas zu vergleichen, da sie auf einem viel höheren Level stehe. "Die zweite Sache ist, auf medialer Seite, der historischen Seite, um sich globale Zuschauer zu angeln, also der Qualität des Fernseh-Feeds und der Renndirektion - was sehr schwierig ist -, auch da ist alles unglaublich. Das ist Weltklasse", betonte er. Doch bei Social Media, dem Internet und auch Pay TV gebe es Nachholbedarf, meint er weiter. Diese Felder seien im letzten Jahrzehnt stark gewachsen, dadurch habe sich die mediale Landschaft verändert.

Positiv auf Twitter

"Nicht nur, wie man mit Leuten kommuniziert und Content ausliefert, sondern auch bei den ökonomischen Möglichkeiten. Rubens [Barrichello] hat mehr als eine Million Follower auf Twitter, davon sind ein großer Teil Brasilianer. Für Renault ist Brasilien ein Schlüsselmarkt und wenn Rubens in Grove beim Launch unserer neuen Partnerschaft sitzt und tweetet, dass wir wieder mit Renault zusammen sind, dann erhalten eine Million Leute, die ihm folgen wollen, eine positive Meldung zu Renault, die nicht kommerziell getrieben ist. Das ist, was er ehrlich über das Unternehmen und die Marke denkt", sagte Parr.

Werbung auf klassischem Weg ist nicht genug, Foto: Sutton
Werbung auf klassischem Weg ist nicht genug, Foto: Sutton

Er stellte die Frage, wie man bewerten soll, was so etwas wert ist. "Wie viele TV-Spots eines Clio ist das wert? Jemand, den sie bewundern, den sie persönlich ausgewählt haben, um ihn zu verfolgen, sagt, Renault ist ein Weltklasse-Motor und wir freuen uns, ihn wieder zu haben. Er hat dafür nichts verlangt, das kostete nichts, aber es gibt einen Einblick in die Möglichkeiten. Und das hat nichts damit zu tun, wie man Renn-Feeds ausstrahlt."

Ein Rechte-Problem

Ecclestone selbst hat bereits öfter eingeräumt, dass er mehr im Internet machen will, vor allem beim Thema Video. Allerdings musste er dazu anfügen, dass die Deals mit verschiedenen Fernsehstationen ihm dabei die Hände binden. "Man hört viel von diesen Dingen. Wenn wir einen Deal mit einer Fernsehstation machen, geben wir ihnen die Rechte, auf jede Weise auszustrahlen, mit der sie das in ihrem Land machen wollen. Wenn sie also auf ein Mobil-Telefon senden wollen - was prinzipiell ein kleiner Fernseher ist, bei diesen Pads und dem Zeug sogar noch eher -, dann können sie das, aber das scheinen sie nicht zu wollen. Die Leute wollen nach wie vor den Fernseher einschalten", meinte Ecclestone gegenüber Channel 10 in Australien.

Er erklärte, dass alles, was getan werden könne, auch getan werde, vor allem was die verschiedenen Übertragungsarten betreffe. "In der Minute, in der wir anderen Leuten andere Wege zur Übertragung erlauben, würde das jene Leute verärgern, mit denen wir bestehende Verträge haben", meinte er. Deswegen hatte er auch schon einen Brief an McLaren geschickt, der davor warnte, Videos auf YouTube zu stellen. Die übrigen Teams bekamen das Schreiben ebenfalls zu Gesicht. Ecclestone bezog sich damit auf ein Video, das Rapper Ice-T beim Kanada Grand Prix in der McLaren-Box aufgenommen hatte. Das wurde immer wieder von der Plattform entfernt.

Kein Krieg der Worte

Parr verstand Ecclestones Aussagen durchaus, er glaubte allerdings, dass man nach wie vor Dinge verbessern könnte. So findet er es toll, was die BBC auf ihrer Website macht, dennoch sei weder für iPhone oder iPad etwas optimiert. Für ihn wäre es jedenfalls falsch, immer nur zurückzuschauen und sich auf die Schulter zu klopfen. "Wir müssen daran denken, was die Zukunft ist und uns selbst als Sport herausfordern. Wir müssen auch Bernie fordern, zu schauen, was möglich ist, denn er kontrolliert die kommerziellen Rechte. Ich sehe das nicht als Krieg der Worte, ich sehe es auch nicht als Beleidigung. Er ist ein toller Kerl und ich habe enormen Respekt vor ihm, aber wir können nicht hier sitzen und uns in unseren Errungenschaften sonnen."