McLaren hatte große Erwartungen an Silverstone. Denn der Britische Grand Prix ist nicht nur das Heimrennen des Teams, sondern auch der beiden britischen Piloten Jenson Button und Lewis Hamilton. Daher wollte man der frenetischen Menge eine tolle Show bieten und wenn möglich um den Sieg kämpfen. Doch bereits nach der Qualifikation schwanden mit den Plätzen fünf und zehn die Hoffnungen. Das Rennen selbst verlief auch nicht besser, was Teamchef Martin Whitmarsh aber nicht den Piloten zur Last legte. "Beide Fahrer haben ein großartiges Rennen abgeliefert", so der Brite.

So seien beide behindert gewesen, was eine Schade sei. "Eindeutig ist Jenson sehr gut gefahren, hat nach den Reifen geschaut und ich denke er hätte um eine Position auf dem Podest kämpfen können", so der Teamchef weiter. Doch leider kam der zweite Boxenstopp dazwischen, den Whitmarsh in die Kategorie menschliches Versagen einordnet. Doch Vorwürfe wollte er niemandem machen.

Eigentlich Standardroutine

Button kam in die Box, die Reifen wurden gewechselt, doch der vordere, rechte Mechaniker zog seinen Schlagschrauber ab und die Mutter fiel heraus. Das passiert nicht allzu selten, weshalb man vorbereitet war. "Unsere Standardroutine ist es, den Schlagschrauber zu wechseln, was er machte", erklärte Whitmarsh, der annahm nur wenige Sekunden zu verlieren. "Aber unglücklicherweise sah der Signalgeber das Auto vorne runtergehen, sah die gelben Hände am Heck und konzentrierte sich auf das Heck", fasste der 53-Jähirge zusammen.

Der Weltmeister von 2009 bekam das Signal, fuhr los und musste seinen MP4-26 nach wenigen Metern abstellen, was Whitmarsh leid tat. "Es ist eine Schande für Jenson. Er verdiente hier um ein Podium zu kämpfen und das haben wir nicht getan."

Hamiltons Probleme

Im Gegensatz dazu, war er sehr glücklich über Hamiltons Rennen. "Wir haben nicht erwartet in der Lage zu sein, so schnell und früh durch den Verkehr zu kommen", was dem Weltmeister von 2008 zwar zum vierten Platz verhalf, ihm aber gleichzeitig den Podestplatz kostet, wie Whitmarsh erklärte: "Die Ingenieure haben die Benzinmenge auf Basis der angenommenen Renngeschwindigkeit berechnet und es war schneller, als wir es erwartet hätten."

Zwar sei dieses Missgeschick schon relativ früh aufgefallen, aber man wollte am Anfang alles Mögliche machen. Erst in der zweiten Hälfte begann man dann spritsparender zu fahren. "Es ist eine massive Herausforderung für einen Rennfahrer Benzin zu sparen. Es ist gegen die Intuition, aber nicht nur das: Du verlierst Temperatur in den Reifen, den Bremsen, und es wird sehr viel schwerer das Auto zu fahren", schilderte Whitmarsh Hamiltons Situation, der sich sehr diszipliniert und reif verhalten hätte.

Konkurrenz wird stärker

Doch auch die Konkurrenz schläft nicht, was man am ersten Ferrari-Sieg der Saison erkennen konnte. "Ich denke sie haben an diesem Wochenende einen guten Job gemacht, aber wir hatten zwei Autos, die oft komfortabel in Front vor einem der Ferraris waren, und ich denke man sollte ihnen gratulieren", so Whitmarsh, der diesen Sieg in Bezug auf eine spannende Weltmeisterschaft gut fand.

Dennoch verlor Sebastian Vettel erneut nur sieben Punkte und hätte - ohne die Probleme beim Boxenstopp - das Rennen wahrscheinlich gewonnen. Und diesen Trend sieht Whitmarsh auch für das kommende Rennen fortlaufen: "Meine Erwartungen sind, dass er schnell sein wird. Er macht einen fantastischen Job."

Er sei immer noch in einer guten Position in der Weltmeisterschaft, dennoch werde man bei McLaren nicht die Flinte ins Korn werfen. "Wir werden nicht aufgeben, unsere Fahrer werden nicht aufgeben und dieses Team wird nicht aufgeben", gab sich Whitmarsh kämpferisch. "Wir werden weiter pushen und sehen, ob wir ihn angreifen können, einige Rennen gewinnen und wer weiß?"