Als die FIA am Freitag in Silverstone festlegte, was die Teams nach dem Zwischengas-Verbot bei ihren Motoren noch tun dürfen und was nicht, reagierte McLaren äußerst erbost. Denn aufgrund der Motor-Daten von 2009, also bevor die angeblasenen Diffusoren kamen, wurde es Renault und seinen Kunden erlaubt, die Drosselklappen im Schleppbetrieb 50 Prozent offen zu lassen, womit die Teams mit Renault-Motoren nach wie vor aerodynamische Vorteile haben, obwohl die durch das Zwischengas-Verbot eigentlich unterbunden werden sollten.

Unklar und doppelbödig

Da die Drosselklappen-Öffnung bei Renault 2009 im Schleppbetrieb nur selten wirklich 50 Prozent geöffnet waren, war die Konkurrenz gleich noch ein wenig mehr verärgert. Was die Konkurrenz vor allem ärgerte, war die Tatsache, dass Teams wie Red Bull damit vielleicht sogar noch größere Vorteile gewinnen, als sie ohnehin schon hatten. Vor allem McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh äußerte diese Sorge und führte deswegen mit Christian Horner auch ein kleines Streitgespräch. Er beschwerte sich, dass die Situation nun unklar, doppelbödig und wechselhaft sei.

Red-Bull-Teamchef Horner meinte seinerseits, die FIA habe richtig, fair und ausgeglichen gehandelt. Renault-Kunde Tony Fernandes, der der Pressekonferenz ebenfalls beiwohnte, sah die Situation chaotisch. Wirklich argumentiert wurde aber zwischen Horner und Whitmarsh. Horner meinte, Renault habe bei einer früheren Regel-Klarstellung Einspruch erhoben, weil dadurch die Mercedes-Teams, darunter McLaren, einen Vorteil gegen Red Bull gehabt hätten. Whitmarsh betonte seinerseits, nun habe eben Red Bull aufgrund der Freitags-Entscheidung der FIA einen Vorteil.

Renault wollte Nachteil ausgleichen

Renault hatte Einspruch dagegen eingelegt, dass es Mercedes-Nutzern erlaubt wurde, Benzin im Schleppbetrieb einzuleiten, wenn der Motor zum Bremsen eingesetzt wird. Zwar werden dabei nur vier der acht Zylinder gezündet, dennoch kommt es zu einem gewissen Anblasen des Diffusors. Renault leitet im Gegenzug kein Benzin im Schleppbetrieb ein, weswegen man argumentierte, dies soll dadurch kompensiert werden, dass die Drosselklappen zu einem gewissen Grad geöffnet werden dürfen - das habe man immer gemacht.

Als die FIA daraufhin die Motor-Kennfelder von 2009 einsah, gestand man Renault und seinen Kunden die 50 Prozent Öffnung zu, wenn das Gas nicht betätigt wird. Die Konkurrenz hatte aber die Absicht gehabt, dass die Renault-Drosselklappen nur zehn Prozent geöffnet werden dürfen. Horner und Whitmarsh wurden deswegen gefragt, wie unter solchen Umständen garantiert werden kann, dass alle Teams gleichwertig unterwegs sein können. Horner meinte dazu: "Soweit wir das verstehen, bevor Renault seine Parameter zugestanden wurden, gab es einen signifikanten Vorteil für jedes Team mit Mercedes-Antrieb."

Kein Ende in Sicht

Whitmarsh gab zurück, dass die Entscheidung einen substantiellen Leistungs-Vorteil für Renault und seine Kunden brächte. Horner ließ das aber nicht so stehen. "Lasst uns hier keinen Fehler machen. Wenn man im Schleppbetrieb zündet, wird durch den Schub, der durch den Auspuff entsteht, ein größerer Effekt erzielt. Lasst uns da ganz klar sein", sagte er. Whitmarsh ging davon aus, dass die Konkurrenz von Renault wieder bei der FIA vorstellig werden wird, um zu verlangen, dass man am Kurveneingang ebenfalls Luft durch offene Drosselklappen einleiten darf. Einig waren sich beide Teamchefs darin, dass die FIA die Regel am Ende der Saison hätte ändern sollen, um die Streitereien zu diesem Thema zu vermeiden. Vorerst wird der Streit aber wohl weitergehen.