Bereits vor kurzem hatte Jacques Villeneuve verlauten lassen, dass die Weltmeisterschaft in diesem Jahr gelaufen sei und Sebastian Vettel den Titel nur noch verlieren könne, wenn er irgendwelche Dummheiten anstellen würde. Ob er von der bisherigen Leistung des Deutschen 2011 vor diesem Hintergrund beeindruckt sei, wollte er aber nicht sagen. "Ich weiß es nicht, denn er hatte es einfach", erklärte der Kanadier.

"Er ist superschnell und sein Speed hat sich verbessert - aber als er in Montreal einmal wirklich ein bisschen Druck hatte, haben seine Nerven nicht mitgespielt", meinte der Weltmeister von 1997 in Bezug auf den Fehler des Red-Bull-Piloten in der letzten Runde in Kanada. Vettel verschenkte dadurch einen sicheren Sieg noch an Jenson Button, der hinter ihm in den letzten Runden des Rennens stark aufgeholt und den 23-Jährigen somit heftig unter Druck gesetzt hatte. "Er ist gescheitert, obwohl es ein einfaches Rennen war", so Villeneuve.

"Das Rennen war eigentlich schon gewonnen, aber er hat es nicht geschafft", meinte der 40-Jährige, der daraus schlussfolgerte: "Das hat sich seit letztem Jahr also nicht geändert." Bereits 2010 war Vettel oftmals durch ungestüme Aktionen aufgefallen und hatte daher den ein oder anderen Punkt liegen lassen, allen voran in der Türkei, Ungarn und in Spa. Auf die Frage, ob das nicht auch Vettels jungem Alter geschuldet sei, meinte Villeneuve: "Das ist keine Entschuldigung, die jemand, der in der Formel 1 ist, bringen kann."

Die neue Generation wird verwöhnt

Wie schon im Vorjahr des öfteren machte machte Sebastian Vettel in der letzten Runde in Kanada 2011 unter Druck einen Fehler - Jenson Button war der große Nutznießer, Foto: Sutton
Wie schon im Vorjahr des öfteren machte machte Sebastian Vettel in der letzten Runde in Kanada 2011 unter Druck einen Fehler - Jenson Button war der große Nutznießer, Foto: Sutton

"Auf dem höchstem Niveau eines Sports gibt es keine Entschuldigungen. Es kommt nicht darauf an, wie alt man ist, denn man hat es dorthin geschafft - dann ist man auch nicht mehr wirklich jung. Ganz egal ob man nun Formel-1-Fahrer oder Fußballer ist, man darf es sich nicht erlauben, sich jung zu verhalten und es wird von einem erwartet, dass man schnell dazulernt", führte der Indy-500-Sieger seine Gedanken aus. Ein Problem sei heute aber mit Sicherheit auch, dass den jungen Fahrern alles abgenommen werde und es daher schwierig sei, schnell den eigenen Charakter zu bilden.

"Man ist in einem Kokon. Man wird übersteigert beschützt, hat keinerlei Verantwortung und all das, weil viele Leute sagen: "Oh nein, Du bist der Beste!" Diese Leute verwöhnen einen so richtig und deshalb entwickelt man sich nicht mehr", so der Ex-Williams und Honda-Pilot, der anfügte: "Um sich zu entwickeln, muss das Leben manchmal auch hart sein." Auch auf den Sport auf der Strecke treffe diese Lehre zu, denn da würde die Verweichlichung der jungen Fahrergeneration munter ihren Lauf nehmen. Dass man mittlerweile Leute für Überholversuche bestrafen würde, ging Villeneuve eindeutig zu weit.

"Man sollte niemand für einen Fehler beim Überholen bestrafen, sondern nur für schmutziges Fahren. Mir scheint es aber so, wie wenn das Schmutzige gar nicht bestraft wird. Dieses ganze Blockieren und Leute, die mehrmals Schikanen abkürzen, oder auf der Geraden mehrmals die Linie wechseln - wirklich Sachen, die man einfach nicht machen sollte", sagte der elffache Grand-Prix-Sieger und fügte kopfschüttelnd hinzu: "Aber jemand, der einfach nur versucht zu überholen, der wird bestraft?"