"Das erste Mal haben wir uns 2001 bei der Verleihung des Deutschen Motorsport Bundes getroffen. Mir war er damals natürlich schon ein Begriff und ich habe voller Ehrfurcht 'Grüß Gott' gesagt", erinnerte sich Sebastian Vettel im Rahmen der Abschiedsveranstaltung für Dr. Mario Theissen in München an seine erste Begegnung mit dem BMW-Urgestein. Beruflich hatten die beiden Deutschen nach der ersten Zusammenkunft ohnehin bald viel miteinander zu tun.

"Die Formel BMW wurde damals erneuert. 2003 wurde ich dort Zweiter und 2004 konnte ich die Meisterschaft gewinnen", meinte Vettel in Bezug auf seine Anfänge im Motorsport und fügte hinzu: "Ab dann gab es mit BMW eine nähere Partnerschaft, bis hin zur Formel 1." Diese brachte Vettel unter Schirmherrschaft von Theissen unter anderem seinen ersten Test in der Königsklasse ein. "So etwas vergisst man natürlich nicht", erklärte der Heppenheimer und fügte an: "Ich weiß, dass Mario einer der Leute war, die das groß vorangetrieben haben, dass ich die Chance bekommen habe."

"Nicht nur am Anfang, auch später, als Testfahrer, um die Kilometer zu sammeln, was für junge Fahrer heute ja nicht mehr so einfach ist und dann auch bei meinem Debüt in Indianapolis", sagte der Deutsche, der für BMW in Amerika 2007 erstmals ins Renncockpit klettern durfte. Wie wichtig Theissen für seine Entwicklung war, zeigte auch die Antwort auf die Frage, ob seine Karriere ohne den Motorsportdirektor anders verlaufen wäre. "Mit Sicherheit - wie kann man nie sagen, aber es wäre bestimmt nicht so schnell und so steil bergauf gegangen", so der Red-Bull-Pilot.

Noch nicht so alt

Vettel bescheinigte seinem Förderer neben aller sportlichen Kompetenz zudem einen guten Sinn für Humor. Man habe miteinander immer viel Spaß gehabt. "Alt ist er ja auch noch nicht, da hat er noch eine Menge vor sich. Wer ihn kennt weiß, dass er eigentlich immer etwas vor hat. Sich vorzustellen, dass er jetzt auf die Bremse tritt, passt eigentlich noch nicht so", sagte der WM-Führende. Irgendeine Beschäftigung würde sein Ex-Boss schon finden. "Vielleicht muss ja daheim im Garten bisschen ausgeholfen werden. Da kann Mario doch dann das Kommando übernehmen", scherzte Vettel.

Mario Theissen gab Alex Zanardi nach seinem schweren Unfall die Chance auf eine zweite Karriere, Foto: Sutton
Mario Theissen gab Alex Zanardi nach seinem schweren Unfall die Chance auf eine zweite Karriere, Foto: Sutton

Dank gab es zum Abschluss seiner Laufbahn auch von einem anderen Fahrer, der dem Motorsportdirektor viel zu verdanken hat. Alessandro Zanardis Wechsel in die WTCC zu BMW hielten viele ob seiner Beinamputation nicht für möglich - Theissen schon und er behielt recht. Am Ende gelangen Zanardi sogar Siege. "Eigentlich ist Mario wirklich ein glücklicher Kerl. Denn nicht immer lief bei uns in der WTCC alles rund. Manchmal hatte man auch einmal einen verdammten Seat oder so etwas vor sich. Aber immer, wenn er kam, belegte BMW die Plätze eins, zwei und drei. Der Kerl hat einfach Glück!", witzelte der Italiener.

Doch damit nicht genug - auch einen Formel-1-Test ermöglichte der BMW-Chef seinem Schützling. "Mario hatte diese wahnsinnige Idee, mich in einem Formel-1-Auto fahren zu lassen. Für mich war das einfach großartig", meinte der Italiener, der nach einem schweren Unfall auf dem Lausitzring 2001 beide Beine verloren hatte, in Bezug auf seinen BMW-F1-Test in Valencia. "Das war sehr emotional", so Zanardi.

"Als ich danach an den Boxen wieder anhielt, jubelten alle und Mario kam direkt auf mich zu und sagte: "Glückwunsch Alex! Du bist der erste Mensch ohne Beine, der jemals ein Formel-1-Auto gefahren ist." Und ich sagte: "Glückwunsch Mario! Du bist der erste verrückte Mensch, der jemanden ohne Beine so ein Auto hat fahren lassen", erinnerte sich der Ex-Formel-1-Pilot. "Ich denke alle, die heute Abend hier sind, haben tolle Erinnerungen an ihre Zeit mit Mario - nicht nur, weil er eine tolle Person ist, sondern auch, weil er immer ein guter Anführer war", sagte Zanardi.