Am Rande des Kanada GP konnten sich die F1-Piloten mit einer neuen Pirelli-Mischung vertraut machen: Dem Medium-Reifen. Dieser Pneu soll in Valencia und Silverstone zum Einsatz kommen. Die Fahrer zeigten sich mit dem neuen Reifen in Montreal zufrieden. "Die neuen Mediums liefen sehr gut und konstant", meinte etwa Force-India-Testfahrer Nico Hülkenberg im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Pirelli plant gleichzeitig, einen Gang zurück zu schalten. Der aggressive Abbau der Reifen soll in Zukunft etwas eingedämmt werden. Zwar erreichten die Italiener bislang ihr Ziel, die F1 spektakulärer zu gestalten - doch vier Boxenstopps pro Fahrer sind dann doch zu viel des Guten. "In Barcelona haben wir gesehen, dass wir nah an vier Stopps herankommen - an diese Größenordnung wollen wir aber nicht", erklärte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery gegenüber Autosport.

Lücke zu groß

Beim England GP, einer Strecke, die die Reifen stark fordert, sollen etwa zwei bis drei Stopps an der Tagesordnung liegen. "Deshalb wollen wir mit einer konservativeren Lösung dorthin reisen - wir haben genug getan, um aggressiv zu sein", fügte Hembery hinzu. An die Seite des neuen Medium-Reifens gesellt sich deshalb die bekannte harte Mischung. Bislang sei der harte Reifen laut Hembery allerdings zu ähnlich im Vergleich zur weichen Mischung gewesen.

Diesem Problem hat sich Pirelli angenommen. "Jetzt haben wir das geändert", meinte der Brite. "Aber in Sachen Performance war die Lücke zwischen dem harten und dem weichen Reifen zu groß. Deshalb brauchten wir den Medium, um diese Lücke auszufüllen."

Verbesserungen geplant

Auch für die Saison 2012 plant Pirelli schon. Ein paar Änderungen werde es geben, verriet Testfahrer Lucas di Grassi. "Nur ein paar Dinge sollen verbessert werden", so der Nachfolger von Pedro de la Rosa. Etwa die Marbles, mit deren Bildung die Pirelli-Ingenieure noch nicht zufrieden sind. Neuerungen soll es auch bei den chemischen Abläufen geben. "Die Reifen gummieren die Strecke nicht so sehr ein, weil die chemische Verbindung zwischen Gummi und Asphalt zu schwach ist", so di Grassi.

Auch mit den harten Reifen scheint Pirelli noch nicht vollends zufrieden zu sein. "Der Performance-Unterschied mit dem harten Reifen kann für die die Teams zu unterschiedlich sein", meinte er. Davon kann besonders Ferrari ein Liedchen singen - die Scuderia hatte bislang arge Probleme mit den harten Mischungen und konnte die weich/superweich-Phase im Rennkalender kaum abwarten.

Außerdem hat Pirelli noch etwas Außerordentliches in der Schublade: Einen Reifen, der den Grundsätzen des Reifenlieferanten völlig widerspricht. "Es ist ein Reifen, der ein komplettes Rennen lang hält, so wie Bridgestone", verriet di Grassi. Allerdings soll diese Mischung in der F1 nie zum Einsatz kommen.