Nico Rosberg könnte dem Stern noch lange verbunden bleiben, Foto: Sutton
Nico Rosberg könnte dem Stern noch lange verbunden bleiben, Foto: Sutton

Die Top-Teams der Königsklasse stehen derzeit auf Langzeitbindungen - und das ausgerechnet im schnelllebigen Business der Formel 1. Sebastian Vettel hat seinen Vertrag bei Red Bull bis 2014 verlängert, Fernando Alonso gar noch zwei Jahre länger bei der Scuderia aus Maranello unterschrieben. Unlängst kündigte auch Jenson Button an, seine Karriere bei McLaren ausklingen lassen zu wollen und Teamchef Martin Whitmarsh wedelte gleich mit einem Rentenvertrag in der Hand. Nun scheint der nächste Kandidat festzustehen, der sich bei der PS-Variante von Reise nach Jerusalem frühzeitig einen Stuhl sichern könnte: Nico Rosberg.

Dass Mercedes den Deutschen unbedingt halten will, ist wahrlich kein Geheimnis. Michael Schumachers Leistungen bleiben seit dem Comeback 2010 hinter den Erwartungen zurück und der ohnehin schon älteste Pilot des Fahrerlagers ist, besonders auf lange Sicht, nicht gerade zukunftsträchtig für die Marke mit dem Stern. Mit Nico Rosberg hat man einen legitimen Nachfolger für den auf Raten abdankenden Rekordweltmeister sogar in den eigenen Reihen gefunden - also schnellstens verlängern!

Denkt sich wohl auch Norbert Haug und verkündete unlängst: "Ich rechne fest damit, dass er 2012 bei uns fährt, und wenn es nach mir geht, bleibt er noch viel länger." Für den 25-Jährigen trotz der momentanen sportlichen Anlaufschwierigkeiten ein verlockendes Angebot. Auf lange Sicht Nummer Eins bei Mercedes zu sein - da muss sich der Erfolg irgendwann doch einmal einstellen? Gute Beispiele für späte Triumphe gibt es in der Formel 1 genügend.

Mika Häkkinen, Jenson Button, Mark Webber - alle mussten lange auf ihren ersten Sieg und ein Spitzenauto warten, dann allerdings platzte der buchstäbliche Knoten doch noch. Besonders der finnische Doppelweltmeister der Jahre 1998 und 1999 dürfte Rosberg dabei als Vorbild dienen. Die Parallelen sind unverkennbar: Häkkinen wurde seiner Zeit lange von Nicos Papa Keke gemanaged, stammt aus Finnland, holte seine Erfolge mit dem aus Stuttgart befeuerten Silberpfeil - und schlug dafür Michael Schumacher.

Rosberg genießt den Respekt des Fahrerlagers

Dass Rosberg das kann hat er bewiesen und ist konstant schneller als der Kerpener. Im Qualifying-Duell steht es auch dieses Jahr schon wieder 5:1 für den Wahl-Monegassen. Das bringt ihm den Respekt des ganzen Fahrerlagers ein. "Die Besten sind Alonso, Vettel und Rosberg, den ich kenne, seit ich 13 bin", meint auch Lewis Hamilton. "Rosberg fehlt noch der Durchbruch, aber der wird noch kommen", ist sich der 26-jährige McLaren-Pilot sicher. In jedem Top-Team in Zukunft also ein Top-Pilot? Macht Sinn, ist aber weder ganz so einfach, wie es klingt, noch besonders billig. Der Alonso-Deal mit Ferrari wird auf 100 Millionen Euro geschätzt.

Rosberg schlägt sich als Markenrepräsentant für Mercedes auch auf dem Laufsteg gut - da wirft im Publikum auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner eine Auge auf den Deutschen, Foto: Sutton
Rosberg schlägt sich als Markenrepräsentant für Mercedes auch auf dem Laufsteg gut - da wirft im Publikum auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner eine Auge auf den Deutschen, Foto: Sutton

Ein Rosberg-Kontrakt mit Mercedes bis 2016, beläuft sich angeblich auf 80 Millionen und soll eine zehn Prozent Steigerung, um jährlich drei Millionen Euro beinhalten. Ganz schön viel Geld für einen Piloten, der noch keinen einzigen Formel-1-Grand-Prix gewinnen konnte. Doch Rosbergs reine Ergebnisse waren zumeist seinem unterlegenen Material geschuldet, die persönliche Leistung auf der Strecke spricht ein andere Sprache, als die trockenen Statistiken.

Am Wochenende wird er für seine Verdienste in der vergangenen Saison mit der renommierten Lorenzo-Bandini-Trophäe ausgezeichnet. Vorbild Häkkinen schaffte seinen ersten Erfolg erst im 96. Rennen. Dieses bestreitet Rosberg kommende Woche in Kanada. Doch im Moment sieht es nicht so aus, als sei der Silberpfeil siegfähig. Für den Wiesbadener aber kein Grund zur Panik - Rosberg hat noch Zeit.

95 Starts ohne Sieg

Mark Webber benötigte gar 130 Starts, ehe es 2009 am Nürburgring erstmals klappte und auch der Weltmeister desselben Jahres, Jenson Button, gewann sein erstes Rennen erst im 113. Versuch. Mercedes-Teamchef Ross Brawn hat also Erfahrung mit Spätzündern und verspricht dem Deutschen für 2012 ein "exzellentes Auto", um seinen großen Traum vom WM-Titel wahr werden zu lassen. "Die Kräfte in der Formel 1 verhalten sich zyklisch und normalerweise ist so ein Zeitraum immer fünf Jahre lang. Das weiß ich noch aus meiner Zeit bei Ferrari", so der Brite.

Das wäre exakt die Vertragsdauer, für die sich Rosberg nun schon bald an die Silbernen binden könnte, auch wenn er angab, sich grundsätzlich nicht zu Vertragsdetails äußern zu wollen. Dass auch andere Teams an den Diensten des 25-Jährigen interessiert sind, ist bekannt. Unlängst wurde der Silberpfeil-Pilot von den Medien zu Ferrari geschrieben. Ob er sich als Neuankömmling allerdings den fest im Team eingebundenen Leitwolf Fernando Alonso antun würde, bleibt fraglich.

Zwar verlängert sich Rosbergs bestehender Vertrag mit Mercedes angeblich nur dann, wenn diese am Ende des Jahres mindestens den dritten Rang in der Konstrukteursweltmeisterschaft belegen - wonach es im Moment wahrlich nicht aussieht - doch plant er wirklich langfristig, spricht eigentlich nicht so viel gegen einen Verbleib bei den Deutschen. Das weiß auch Rosberg selbst und verriet gegenüber Motorsport-Magazin.com: "Ich fühle mich sehr wohl im Silberpfeil und möchte mit Mercedes Großes erreichen."