"Das war Absicht!", entfuhr es Lewis Hamilton im Funk. Gerade war er mit dem Ferrari von Felipe Massa in der ehemaligen Loews-Haarnadel kollidiert. Für den McLaren-Fahrer eine glasklare Situation: Massa zog in seinen Augen absichtlich in ihn hinein.

"Ich ging nach innen und der Typ hat einfach frühzeitig zugemacht und ist in mich hinein geknallt", schäumte Hamilton nach Rennende noch immer vor Wut. Felipe Massa sah die Aktion erwartungsgemäß gänzlich anders. "Er hat versucht mich auf den Kerbs zu überholen, was unmöglich ist", ärgerte sich Massa, dessen Rennen danach in Folge eines Unfalls zu Ende war. Die Rennkommissare stimmten Massa zu: Hamilton erhielt eine Durchfahrtsstrafe.

Massa: Sonst lernt er es nie

"Es war unglaublich, was er heute alles gemacht hat", klagte Massa. "Nicht nur mit mir, sondern auch mit anderen Fahrern. Er muss auf jeden Fall nochmal bestraft werden." Nur so könne man den Briten erziehen, glaubt Massa. "Er muss in der richtigen Art und Weise bestraft werden, anderenfalls wird er es nie lernen", richtete er sich an die FIA.

Das zweite angesprochene Opfer war Pastor Maldonado, den Hamilton nach dem zweiten Restart attackierte und in der ersten Kurve mit ihm kollidierte. "Ich ging auf die Innenseite und man kann auf dem Bildschirm sehen, dass er eine Wagenlänge zu früh in die Kurve stach, um mich am Überholen zu hindern. Dadurch passierte der Unfall - das war einfach lächerlich und dumm", kritisierte Hamilton den Venezolaner.

Auch der hatte natürlich eine andere Sichtweise der Dinge. "Lewis war bereits bei dem Manöver mit Felipe ziemlich optimistisch und hier ist es einfach schwer zu überholen, wenn man die gleiche Pace hat", sagte Maladonado gegenüber Motorsport-Magazin.com. Eine Aussprache plant der Williams-Fahrer aber nicht. Er sagt klipp und klar: "Ich werde auch nicht versuchen mit ihm über das Manöver zu sprechen. Das bringt nichts."

Schlechter Scherz von Hamilton

Lewis Hamilton fuhr Pastor Maldonado in die Seite, Foto: Sutton
Lewis Hamilton fuhr Pastor Maldonado in die Seite, Foto: Sutton

Die Rennkommissare versahen Hamilton nachträglich mit einer 20-Sekunden-Zeitstrafe, die ihn aber keine Position kostete. Der Brite wütete derweil vor jedem TV-Mikrofon weiter. "Massa hat mich im Qualifying schon aufgehalten und ich bekam die Strafe. Er fährt in mich rein und ich bekomme die Strafe", beschwerte er sich. "In sechs Rennen war ich fünf Mal bei den Stewards. Das ist ein Witz, ein verdammt schlechter Scherz."

Dass dies an seiner aggressiven Fahrweise gelegen haben könnte, akzeptierte Hamilton nicht. Stattdessen vermutete er: "Vielleicht ist es, weil ich schwarz bin. Das hat Ali G auch immer gesagt - ich weiß es nicht." Diese Aussage brachte ihm erneut einen Besuch bei den Rennkommissaren ein - diesmal, um sich für diesen "schlechten Scherz" zu entschuldigen. Laut Teamchef Martin Whitmarsh nahmen die Steward die Entschuldigung an.

Trotzdem sah sich Hamilton weiter im Recht: "Die Leute wollen Überholmanöver und mehr Show sehen, aber dann wird man gerade dafür bestraft. Ich bin fair genug, um zu zugeben, wenn ich einen dummen Fehler gemacht habe und dadurch einen Unfall riskiert habe - aber das war hier nicht der Fall."