John Booth und die Formel 1, diese Geschichte begann 2009, nachdem Virgin sich als Namenssponsor den Startplatz für Booths Manor Team gesichert hatte. Wenn der Brite zurückblickt, kann er sich nur wundern. "Wir haben die Aufgabe massiv unterschätzt. Wer zur Hölle dachten wir, dass wir sind, weil wir ein Formel-1-Team in sechs Monaten von nichts weg aufbauen wollten? Wir mussten verrückt sein, wahnsinnig das überhaupt zu probieren", meinte der Teamchef.

Kann nicht mehr lange warten

Wie schwierig die Aufgabe ist, darf Booth nach wie vor merken, immerhin schafft es sein Team immer noch nicht vom hinteren Bereich des Feldes weg. Den Willen hat er aber noch nicht verloren, er wird nur etwas ungeduldig. "Mein Ziel war es, es zu schaffen, ein Team in der Formel 1 aufzubauen. Da ich nun aber Blut geleckt habe, will ich Erfolg in der Formel 1. Das Problem ist, ich komme in die Jahre, ich weiß nicht, wie lange ich warten kann. Aber ich will jetzt unbedingt Erfolg in der Formel 1. Verzweifelt. Und ich meine nicht, dass wir Red Bull sein sollen", erklärte er gegenüber Reuters.

Für Booth geht es vorerst einmal um Fortschritte. Denn er möchte die Formel 1 nicht verlassen, nachdem er mit seinem Team lediglich hinten herumgefahren ist und nichts erreicht hat. "Ich will definitiv mit dem Team nach vorne kommen." Wie gut das weiterhin mit einem rein im Computer entwickelten Auto funktioniert, fragen sich derweil allerdings viele in der F1-Welt. Dabei weiß Booth, wie man Erfolg hat. In den kleineren Klassen konnte er schon viele Siege feiern und hatte unter anderem Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton dort als Fahrer unter sich.

Die Pace war eine Enttäuschung

Bei Virgin Racing lief es derweil noch nicht so rund, immerhin hat sich aber mit dem russischen Sportwagenhersteller Marussia ein weiterer größerer Geldgeber gefunden. Als ursprüngliches Ziel für die Saison nannte Booth gesteigerte Zuverlässigkeit. "Das war im Winter der Fokus, denn wir konnten nicht weitermachen wie davor. Unter diesem Gesichtspunkt war es ein sehr erfolgreicher Winter. Enttäuschend war dafür unsere Pace... es ist die Aero-Effizienz. Wir sind damit nirgendwo. Man kann sich das Auto auf der Strecke ansehen und die Balance ist recht gut, es macht alle Dinge, die es tun soll. Es sieht nicht böse zu fahren es, es ist nur so, dass wir nicht genug Abtrieb haben", sagte der Teamchef.

Booth war überzeugt, dass es in dieser Saison noch Steigerungen geben wird, wie groß die sein werden, konnte er aber nicht beantworten. Denn einige Aspekte des Autos sind quasi in Stein gemeißelt. "Aber zumindest können wir nun fahren und fahren. Klopfen wir auf Holz." Der Brite scheint mittlerweile auch mehr und mehr einzusehen, dass der Weg rein über CFD (computerisierte Flussdynamik), an dem Technikchef Nick Wirth unbedingt festhalten will, nicht unbedingt der beste ist. "Wenn man sich ansieht, wo wir im Feld sind, dann könnte man sagen, Sie haben da ein Argument", meinte er.

Wenn du etwas erledigen willst...

Er machte das vor allem daran fest, dass sich die Effizienz der Windkanäle in den vergangenen drei oder vier Jahren, in denen ihre Nutzung eingeschränkt wurde, um das Zehnfache gesteigert hat. "Daher gibt es die Möglichkeit, dass wir an ein Windkanal-Programm denken könnten, das innerhalb des Budgets liegt", erklärte Booth. Wie er hart durchgreifen kann, weiß er jedenfalls, das hat er schon gelernt, als er in der Metzgerei-Kette seines Vaters in Rotherham arbeitete. "Ich war noch nicht ganz 17 und sagte zu meinem alten Herren: 'Der Typ, der das Geschäft leitet, ist nutzlos. Er muss weg.' Also sagte er: 'OK, feuere ihn morgen.' Ich wachte um fünf Uhr morgens auf, konnte natürlich nicht schlafen, ging zum Geschäft und saß draußen, damit der Typ nicht reinkam. Das war eine tolle Lektion für das Leben... wenn du etwas erledigt haben willst, dann erledige es selbst."