Lange Schlange: Wo soll überholt werden?, Foto: Sutton
Lange Schlange: Wo soll überholt werden?, Foto: Sutton

Es ist wieder so weit. Einmal im Jahr flippt der Formel-1-Zirkus aus. Es geht zum Saisonhighlight. Dem Kronjuwel in Bernie Ecclestones Renn-Imperium. Auf den Laufsteg der Schönen und Reichen. In die Heimat der Stars und Sternchen, den Leitplankendschungel in den Straßenschluchten des Fürstentums. Zum einzigartigen Klassiker. Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer ach so vieler Wahl-Monegassen unter den Piloten. Es ist wieder Zeit für den Großen Preis von Monaco.

Jahr für Jahr überschlagen sich die Fahrer und Offiziellen mit Lobeshymnen und Superlativen für das Rennen an der Côte d´Azur. Jahr für Jahr fragt man sich hinterher, was war nun eigentlich so fürstlich, königlich und spektakulär? Klar, die Promis von der Kategorie A bis D sind immer da. Der Flair und das besondere Gefühl im organisierten Chaos des Rennwochenendes auch. Doch eins fehlt – richtig: die Überholmanöver, die Action auf der Strecke, also der eigentliche Anlass hinter dem ganzen Aufruhr.

Nichts Neues in Monaco: Überholen ist fast unmöglich

Wieder nur eine Prozession in Monaco?, Foto: Sutton
Wieder nur eine Prozession in Monaco?, Foto: Sutton

In den vergangenen Jahren wurden die Fans in Monaco diesbezüglich nicht gerade verwöhnt. In der letzten Saison gab es gerade einmal vier Überholmanöver während der 78 Runden. 2009 waren es mit sieben aktiven Positionswechseln nur unwesentlich mehr. 2007 gab es sogar nur zwei Überholmanöver während des Rennens. 2008 bildete mit einem Regenrennen und 21 Manövern die Ausnahme. Die Krönung ohne Juwel war die Saison 2003 – damals kam es zu keinem einzigen Überholmanöver.

"Es wäre klasse für die Fans, wenn KERS und DRS Überholmanöver möglich machen würden", sagt Nico Rosberg. Doch trotz der neuen Überholherrlichkeit der Saison 2011 ist die Hoffnung gering – denn schon in Barcelona wussten KERS und DRS nicht wirklich zu überzeugen, auf der langen Zielgeraden reichte es nicht zu den erhofften Manövern wie in der Türkei oder China. Selbst Lewis Hamiltons Aufholjagd auf Sebastian Vettel war von vorne herein zum Scheitern verurteilt – überholen unmöglich.

Stattdessen war es dem riesigen Performance-Unterschied von zwei bis drei Sekunden zwischen den beiden Reifenmischungen zu verdanken, dass Nick Heidfeld von ganz hinten bis auf Platz acht nach vorne fuhr und Jenson Button die wehrlosen Kontrahenten Mark Webber und Fernando Alonso wie Anfänger stehen ließ – dabei hatte Alonso kurz vorher das Rennen noch angeführt!

Die Reifen müssen es richten

Nach dem Tunnel könnte es passieren – aber ohne DRS, Foto: Sutton
Nach dem Tunnel könnte es passieren – aber ohne DRS, Foto: Sutton

Was erwartet uns also in Monaco? Jubel, Trubel, Heiterkeit – aber nicht auf der Strecke. Dort bleibt die Startposition genauso entscheidend wie in den vergangenen Jahren. Daran werden auch die vielen Zusatzknöpfe und Speed-Hilfen nichts ändern.

Die DRS-Zone auf der Zielgeraden fällt mit rund 300 Metern jedenfalls zu kurz aus, um einen hilfreichen Vorteil für den Hintermann zu bieten – und dann wäre da ja noch das Problem, dass die erste Kurve, St. Devote, nicht unbedingt für Überholmanöver und zwei Autos nebeneinander gemacht wurde.

Höchstens wenn ein Fahrer auf abgenutzten Pirellis mit sich selbst kämpft - dabei die italienischen Pneus in seinen Helm hinein verflucht – und von hinten ein frisch bereifter Kollege angesaust kommt, könnte es in der Hafenschikane zu Manövern kommen – das haben Mark Webber, Nick Heidfeld und Fernando Alonso bei den wenigen Überholmanövern der Vergangenheit bewiesen.

Immerhin lassen die weiche und die erstmals eingesetzte superweiche Mischung Raum für Spekulationen. Ebenso wie die Statistik: die meisten Monaco-Überholmanöver (29 an der Zahl) der letzten drei Jahrzehnte gab es 1993 in einem Trockenrennen. Irgendwie geht es also doch.