Deine ersten Rennen in der Formel 1 hast du hinter dir. Wie fällt die Bilanz aus?
Jerome d'Ambrosio: Ich bin ganz zufrieden, es läuft ganz gut. Die Rennen in Asien und Istanbul waren jeweils ein Fortschritt und ich denke, ich bin glücklich damit, wie es im Moment ist. So muss ich weitermachen.

Am Anfang war der Abstand zwischen dir und Timo noch ziemlich groß. Das wurde dann besser.
Jerome d'Ambrosio: In der Formel 1 machen kleine Dinge den Unterschied aus. In Melbourne habe ich noch einige Fehler gemacht, beispielsweise mit meinem ersten Reifensatz. Daher sah der Unterschied zu Timo ziemlich groß aus. Beim nächsten Rennen war er dann aber schon kleiner und bei den beiden letzten Rennen war ich ziemlich auf gleichem Niveau und das ist gut.

Jerome d'Ambrosio freut sich über seine Formel-1-Chance, Foto: Sutton
Jerome d'Ambrosio freut sich über seine Formel-1-Chance, Foto: Sutton

Wie wichtig ist das für dich? Mit diesem Auto kannst du dich ja eigentlich nur an deinem Teamkollegen messen?
Jerome d'Ambrosio: Das ist wirklich wichtig, auch wenn ich mich nicht nur auf meinen Teamkollegen konzentriere, sondern darauf, das Beste aus dem Auto zu holen und auf mich selbst. Wenn ich das tue, kann ich immer besser werden und einen guten Job machen. Aber klar, Timo ist mein Referenzpunkt.

Wie versteht ihr euch?
Jerome d'Ambrosio: Wir kommen sehr gut zurecht. Er ist ein cleverer Fahrer, nicht nur im Auto, sondern auch außerhalb. Er ist ziemlich offen, auch in den Briefings und wir haben ein ähnliches Gefühl für das Auto - also bringen wir das Team auch gemeinsam in die gleiche Richtung voran und das ist gut.

Kannst du etwas von ihm lernen? Er ja etwas erfahrener in der Formel 1?
Jerome d'Ambrosio: Er ist viel erfahrener als ich. Ich kann alles von ihm lernen.

Kann er manchmal auch etwas von dir lernen?
Jerome d'Ambrosio: Ja, er kann auch etwas von mir lernen. Man kann im Leben immer von jeder Person etwas lernen. Aber natürlich kann ich im Moment mehr von ihm lernen, als er von mir.

Du wusstest, dass du zu keinem Top-Team wechselst. Aber hast du etwas mehr erwartet, so wie viele andere Leute bei Virgin?
Jerome d'Ambrosio: Ja, wir haben etwas mehr erwartet, aber insgesamt haben wir schon Fortschritte erzielt, beispielsweise bei der Zuverlässigkeit. Aber das ist nicht mein Job. Ich muss cool und fokussiert bleiben und im Auto das Beste leisten. Ob das Auto jetzt etwas schneller oder langsamer ist, ändert ja nichts daran, was ich zu tun habe.

Aber HRT wollt ihr hinter euch halten. Die haben selbstbewusst angekündigt, hier schneller sein zu wollen als ihr?
Jerome d'Ambrosio: Das hoffe ich nicht. Aber man kann sich nicht so auf die anderen konzentrieren. Man muss selbst das Beste machen. Die Anderen sind am Ende dazu da, um zu sehen, wie gut der Job war, den man selbst erledigt hat. Aber es macht keinen Sinn, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen.

War es für dich eine Umstellung jetzt tatsächlich Formel-1-Fahrer zu sein?
Jerome d'Ambrosio: Von der Arbeit her nicht, aber ich habe mehr zu tun, vor allem in Belgien. Dort gibt es einen großen Anspruch. Und manchmal passieren auch lustige Sachen. Ich werde nun auch auf der Straße erkannt, was früher natürlich nicht passiert ist. Viele Leute in Belgien mögen und genießen die Formel 1. Das ist gut für mich.

D'Ambrosio kommt gut mit seinem Teamkollegen Timo Glock aus, Foto: Sutton
D'Ambrosio kommt gut mit seinem Teamkollegen Timo Glock aus, Foto: Sutton

Ist es auf gewisse Art und Weise ein Vorteil in einem kleinen Team zu beginnen, oder doch eher ein Nachteil?
Jerome d'Ambrosio: Das werde ich nie wissen. Meine Situation ist so, wie sie ist. Es ist eine tolle Möglichkeit für mich und ich bin froh, hier zu sein. Ich kann nur sagen, es läuft toll mit dem Team.

Wie ist das Feedback bisher?
Jerome d'Ambrosio: Sie sind ganz zufrieden. Das ist gut. Aber wie gesagt: "Hätte, wäre, wenn", macht keinen Sinn. Denn jetzt bin ich hier und meine erste Saison ist hier und die habe ich eben nur ein einziges Mal in meiner Karriere. Ich bin dankbar für die Position in der ich bin und ich mag das Team. Ich hoffe hier sehr lange bleiben zu können.

Muss das Team die reine Herangehensweise mit CFD vielleicht überdenken und wieder im Windkanal arbeiten?
Jerome d'Ambrosio: Ich bin noch sehr neu in der Formel 1. Natürlich ist es mein Job zu sagen, was ich fühle. Aber wir haben ja Leute in diesen Positionen. Die treffen diese Entscheidungen. Und das überlasse ich denen, denn ich habe in der Formel 1 genug zu lernen und bin nicht in der Position zu sagen: "Mache dies, mache das."

Hättest du, besonders bei einem kleinen Team, lieber zu einem Zeitpunkt angefangen, als es noch mehr Testfahrten gab? Wäre das nicht einfacher gewesen?
Jerome d'Ambrosio: Je mehr Zeit man im Auto verbringen kann, desto glücklicher ist man als Fahrer. Das ist Fakt und geht ja nicht nur mir so. Aber ich will von meinen Gedanken und davon, wie ich meine Energie aufteile, so effizient wie möglich sein. Deswegen will ich mich nicht mit diesen Sachen beschäftigen, die ich ohnehin nicht ändern kann.